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Herausforderungen der Familienmedizin - Združenje zdravnikov ...

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Zapušek J: Gespräch mit einem angeblich missbrauchten Kind 60<br />

beenden, denn es ist nicht nur wegen des Themas selbst unangenehm, son<strong>der</strong>n auch wegen<br />

<strong>der</strong> schlechten Laune des Interviewers.<br />

BIAS DES INTERVIEWERS MIT EINEM HOHEN STATUS<br />

Diese Thematik ähnelt ein bisschen <strong>der</strong> Thematik aus vorigem Kapitel, nur dass es hier um<br />

den Status (den Beruf) des Interviewers geht. Obwohl <strong>der</strong> Interviewer das Kind auf ganz<br />

neutrale Weise befragt, übt er einen großen Einfluss auf die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Antworten<br />

aus, weil die Antworten nicht durch die Wörter son<strong>der</strong>n durch die Uniform suggeriert werden.<br />

Um sich das Problem leichter vorzustellen, wird die Studie, die Goodman gemeinsam mit<br />

Tobey Ende des Jahres 1992 durchgeführt hat, vorgestellt.<br />

In die Studie (6) wurden vier jährige Kin<strong>der</strong> eingeschlossen, die einen Tag anstatt im<br />

Kin<strong>der</strong>garten mit einer engagierten Assistentin, die sich als ein Kin<strong>der</strong>mädchen ausgab,<br />

verbrachten. Der Tag verlief ohne Beson<strong>der</strong>heiten; die Kin<strong>der</strong> spielten, mit dem<br />

Kin<strong>der</strong>mädchen haben sie sich gut verstanden, also alles lief glatt und die Kin<strong>der</strong> gingen mit<br />

guten Eindrücken nach Hause. Elf Tage nach dem gemeinsamen Tag mit dem Kin<strong>der</strong>mädchen<br />

wurden die Kin<strong>der</strong> zu einem Gespräch gerufen. Die Kin<strong>der</strong> wurden in zwei Gruppen geteilt.<br />

Den beiden Gruppen wurde noch vor <strong>der</strong> Trennung erklärt, dass das Kin<strong>der</strong>mädchen, mit dem<br />

sie den Tag verbracht haben, vor zwei Tagen etwas sehr Schlimmes getan hatte und man<br />

möchte sie nur fragen, ob in diesem gemeinsam verbrachten Tag schon etwas Merkwürdiges<br />

geschehen ist.<br />

Dann hat <strong>der</strong> Interviewer in Zivilkleidung die erste Gruppe einen nach den an<strong>der</strong>en über das<br />

Ereignis befragt. Er hat sie mit ganz neutralem Ton und minimal suggestiv befragt. Mit <strong>der</strong><br />

Ausnahme eines Kindes haben die an<strong>der</strong>en keine Hinweise darauf gegeben, das schon damals<br />

etwas verkehrt gewesen sein könnte.<br />

Der Interviewer in <strong>der</strong> zweiten Gruppe nahm genau den gleichen, neutralen Ansatz ein wie<br />

sein Kollege aus <strong>der</strong> ersten Gruppe, nur mit einem Unterschied; er trug eine Polizeiuniform<br />

und hinter dem Gürtel hatte er eine Pistole. Die Antworten waren unterschiedlich. Nur zwei<br />

Kin<strong>der</strong> gaben das genaue Bild des Geschehens wie<strong>der</strong>, also dass die ganze Zeit alles in<br />

Ordnung war. Die meisten Kin<strong>der</strong> haben auf das an<strong>der</strong>e, ungenauere Bild hingewiesen und<br />

zwar, dass das Kin<strong>der</strong>mädchen unfreundlich o<strong>der</strong> aggressiv war. Auf zwei Kin<strong>der</strong> hatte die<br />

Uniform noch einen beson<strong>der</strong>en Einfluss, denn die Antwort eines <strong>der</strong> Mädchen lautete: „Ich<br />

glaube, dass das Kin<strong>der</strong>mädchen eine Pistole trug und sie mich erschießen wollte.“<br />

VERWENDUNG EINER ANATOMISCHEN PUPPE BEIM GESPRÄCH<br />

Die professionellen Interviewer gebrauchen bei einem Gespräch mit einem angeblich<br />

missbrauchten Kind eine anatomische Puppe. Das gilt für Kin<strong>der</strong>psychologen und<br />

Therapeuten, Fürsorger, Polizeiangestellten, oft auch für Anwälte. Die Verwendung und <strong>der</strong><br />

Nutzen einer anatomischen Puppe, um wahre Angaben vom Kind zu bekommen, sind in <strong>der</strong><br />

heutigen Zeit sehr fraglich; die Forscher streiten darüber, ob die Methode sinnentsprechend<br />

o<strong>der</strong> irreführend ist. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungen sind in dieser Hinsicht sehr<br />

unbrauchbar für die beiden zerstrittenen Seiten, denn sie geben keine klare Hinweise für keine<br />

<strong>der</strong> Seiten.<br />

<strong>Herausfor<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Familienmedizin</strong> – Sammelband <strong>der</strong> Seminararbeiten von Studenten <strong>der</strong> medizinischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> Universität in Maribor (MF UM), 2007/2008

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