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Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at

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© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.<strong>at</strong><br />

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In einem in beiden Flüssen bereits durch Regulierung <strong>und</strong> unterbrochene Durchgängigkeit<br />

<strong>der</strong> Unterläufe geprägten Zustand berichtet REICHENBACH-KLINKE (1964) anhand<br />

rel<strong>at</strong>iver Häufigkeiten noch von einer ausgeprägten Ähnlichkeit zwischen <strong>der</strong> <strong>Fischfauna</strong><br />

bei<strong>der</strong> Flüsse. Heute bestehen an <strong>der</strong> Unteren <strong>Salzach</strong> <strong>und</strong> am Unteren Inn sowohl in<br />

Bezug auf das Artvorkommen, als auch insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die rel<strong>at</strong>iven Anteile<br />

<strong>der</strong> Arten, deutliche Unterschiede, die auf abweichende Nutzungen durch den Menschen<br />

zurückgeführt werden können.<br />

Am Unteren Inn liegt heute eine Staukette vor, die speziell für strömungsliebende Arten<br />

<strong>und</strong> Kieslaicher problem<strong>at</strong>isch wirkt. Dementsprechend sind Arten wie Äsche o<strong>der</strong><br />

Huchen weitgehend ausgestorben bzw. werden durch Bes<strong>at</strong>z o<strong>der</strong> Abdrift auf einem<br />

niedrigen Niveau erhalten. Eine Potamalisierung <strong>der</strong> Fauna, wie dies nach Aufstau erwartet<br />

werden kann, konnte aufgr<strong>und</strong> von Effekten <strong>der</strong> kalten Wassertemper<strong>at</strong>ur des Inn,<br />

<strong>der</strong> unterbrochenen Durchgängigkeit sowie <strong>der</strong> massiven Verlandung von Nebengewässern<br />

durch den stark Feinsedimente führenden Inn nur sehr eingeschränkt st<strong>at</strong>tfinden.<br />

Manche epipotamale Arten konnten allerdings von Nebengewässern profitieren, wo<br />

beispielsweise noch Bestände von Brachse, Schied, Wels o<strong>der</strong> Zan<strong>der</strong> auftreten. Einige<br />

Fischarten mit ausgesprochen potamalem Verbreitungsschwerpunkt wie Schrätzer, Zobel<br />

o<strong>der</strong> Donaukaulbarsch, konnten sich aber zumindest bis zum Stauraum Ingling bis in die<br />

heutige Zeit halten. Im Gegens<strong>at</strong>z zur Unteren <strong>Salzach</strong> liegen am Unteren Inn deutlich<br />

mehr mittelgroße bis kleine Zubringer vor, die als Laichgewässer für strömungslaichende<br />

Arten genutzt werden können. Beispielsweise sind noch heute in <strong>der</strong> Antiesen Laichzüge<br />

von mehreren tausend Nasen belegt (ZAUNER et al. 2010). Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unzureichenden<br />

Lebensräume in den Stauen treten trotzdem nur mehr sehr geringe Fischbestände auf <strong>und</strong><br />

eine Reihe von anspruchsvollen rheophilen Arten ist ausgestorben (z. B. Streber, Zingel).<br />

Im gesamten Inn fehlen <strong>der</strong>zeit 6 weitere, in <strong>der</strong> österreichischen Donau aktuell noch<br />

vorkommende, einheimische Arten. Es handelt sich dabei durchwegs um auch in <strong>der</strong><br />

Donau seltene Fische, <strong>und</strong> zwar Sterlet (im Inn bestenfalls lokale bes<strong>at</strong>zbedingte<br />

Einzelnachweise), Seelaube, Perlfisch, Frauennerfling, Sichling (Pelecus cultr<strong>at</strong>us) <strong>und</strong><br />

Wolgazan<strong>der</strong> (San<strong>der</strong> volgensis). Zusätzlich die Marmorgr<strong>und</strong>el (Proterorhinus<br />

semilunaris), wenn man diese als in <strong>der</strong> Donau flussauf bis etwa Wien als autochthon<br />

ansieht (AHNELT et al. 1998), sowie <strong>der</strong> nur östlich von Wien belegte H<strong>und</strong>sfisch<br />

(Umbra krameri). <strong>Die</strong> bei älteren Erhebungen in <strong>der</strong> österreichischen Donau<br />

nachgewiesenen Arten Steingressling, Kesslergründling (Romanogobio kessleri) <strong>und</strong><br />

Semling (Barbus cf. balcanicus) sind seit mehr als einem Jahrzehnt verschollen<br />

(RATSCHAN & ZAUNER, in prep.).<br />

Im Vergleich zum Inn ist die Untere <strong>Salzach</strong> von Salzburg bis nahe <strong>der</strong> Mündung<br />

(Rückstau durch das Innkraftwerk Braunau) noch immer eine etwa 60 km lange<br />

Fließstrecke. Es handelt sich um den längsten nicht durch Staue o<strong>der</strong> unpassierbare<br />

Querbauwerke unterbrochenen Fließgewässerabschnitt Österreichs dieser Dimension mit<br />

epipotamaler Charakteristik (ZAUNER et al. 2009). <strong>Die</strong> <strong>Fischfauna</strong> <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> wurde<br />

allerdings durch die Regulierung deutlich rhithralisiert. Im Gegens<strong>at</strong>z zum Inn liegt noch<br />

ein reproduzieren<strong>der</strong> Äschenbestand vor, während etliche Fische mit höheren<br />

strukturellen o<strong>der</strong> thermischen Ansprüchen ausgestorben o<strong>der</strong> nur noch in extrem<br />

geringen Dichten belegt sind. Arten, die eine differenzierte Substr<strong>at</strong>ausst<strong>at</strong>tung (z. B.<br />

Neunauge), eine Vernetzung mit <strong>der</strong> Au (z. B. Hecht) o<strong>der</strong> gering strömende<br />

Gewässerzonen (z. B. Nerfling, Schied) brauchen, sind – im Gegens<strong>at</strong>z zum Unteren Inn<br />

– nicht mehr o<strong>der</strong> nur in Einzelindividuen nachweisbar.

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