Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at
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unterbrechen <strong>und</strong> jeglichen Fischaufstieg unterbinden. Durch funktionsfähige Fischaufstiegshilfen<br />
können zumindest stromauf gerichtete Wan<strong>der</strong>ungen in einem realtiv hohen<br />
Maße wie<strong>der</strong> ermöglicht werden. Im Vergleich dazu wurden flussab gerichtete Wan<strong>der</strong>ungen<br />
zwar ebenfalls belegt, jedoch in einem deutlich geringeren Ausmaß (WALKNER<br />
2010, PETZ-GLECHNER et al. 2011). Geson<strong>der</strong>te Fischschutz- <strong>und</strong> Fischabstiegsanlagen<br />
wurden bisher nur an wenigen Anlagen <strong>und</strong> dort mit geringem Aufwand umgesetzt.<br />
Dementsprechend zeigte beispielsweise eine Erfolgskontrolle am KW Hallein-Gamp,<br />
dass eine <strong>der</strong>artige Anlage nur von vergleichsweise wenigen Individuen angenommen<br />
wurde (PETZ-GLECHNER et al. 2011). Beim Abstieg durch die Turbinen von Kraftwerken<br />
ist – abhängig von Art <strong>und</strong> Größe <strong>der</strong> Fische – von einer hohen Mortalität auszugehen<br />
(DWA 2005).<br />
Historisch war die Errichtung <strong>der</strong> Zellulosewehr in Hallein 1891 (heute Neubau als KW<br />
Hallein-Gamp) <strong>der</strong> erste gravierende Eingriff in das Fließkontinuum <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong>. Erst<br />
1923 wurde in diese Anlage eine Fischaufstiegshilfe in Form eines Denilpasses eingebaut<br />
(JÄGER 1994), die jedoch nur mangelhaft funktionstüchtig war (ZAUNER & JUNGWIRTH<br />
1994). Wie bereits bei den Detailbeschreibungen dargelegt, war die Errichtung dieser<br />
Wehranlage <strong>der</strong> Hauptgr<strong>und</strong> für den Zusammenbruch <strong>der</strong> Barben- <strong>und</strong> Nasenbestände<br />
flussauf von Hallein (WIESBAUER et al. 1991, ZAUNER & JUNGWIRTH 1994).<br />
Für das Gesamtsystem <strong>Salzach</strong> wesentlich gravieren<strong>der</strong> war <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Kraftwerkskette<br />
am Unteren Inn (1942-1965). Nicht nur ging in den Stauräumen <strong>der</strong> Lebensraum für<br />
Flussfische des Inn weitgehend verloren. Auch <strong>der</strong> Durchzug <strong>der</strong> verbliebenen Fischbestände<br />
wurde aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> mangelnden Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> eingebauten Fischaufstiegshilfen<br />
bis auf einen geringen Teil unterb<strong>und</strong>en (BRUSCHEK 1953, 1954b). Weiters<br />
wurde festgestellt, dass die Fische, die einen Fischpass passiert h<strong>at</strong>ten, nicht mehr weiterwan<strong>der</strong>ten,<br />
son<strong>der</strong>n im nächst gelegenen Zufluss ablaichten. Es fand somit kein direkter<br />
Durchzug durch die Stauräume st<strong>at</strong>t, son<strong>der</strong>n lediglich ein regelmäßiger Wechsel<br />
von Zu- <strong>und</strong> Abwan<strong>der</strong>ung (BRUSCHEK 1954a).<br />
Der Bau <strong>der</strong> Sohlstufe Lehen in Salzburg sowie <strong>der</strong> Stützkraftwerke Urstein <strong>und</strong> Hallein<br />
(1965-1972) unterband jeden weiteren Fischaufstieg in die flussauf gelegenen Gewässerabschnitte<br />
<strong>und</strong> führte zum sukzessiven Aussterben einer Reihe von Arten flussauf <strong>der</strong><br />
Stadt Salzburg (KAINDL 1964, SCHMID & SCHWAMBERGER 1975, ZAUNER & JUNGWIRTH<br />
1994, PETZ-GLECHNER et al. 2000).<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gewässermorphologischen Verhältnisse in Stauräumen<br />
Im Rückstauraum eines Kraftwerkes o<strong>der</strong> einer Sohlstufe ist eine Reduzierung <strong>der</strong> Strömungsgeschwindigkeit<br />
zu beobachten, die Schleppkraft nimmt ab, was in <strong>der</strong> Regel zu<br />
großflächigen Versandungen bzw. Verschlammungen <strong>der</strong> ursprünglichen Flussbettstruktur<br />
<strong>und</strong> des Schotterlückensystems führt. Als direkte Folge kommt es zu einer Verarmung<br />
<strong>der</strong> Benthalfauna, zum Wegfall von Futterplätzen, zu Sauerstoffmangel für Eier<br />
<strong>und</strong> Fischbrut wegen mangeln<strong>der</strong> Durchströmung des Schotterlückensystems <strong>und</strong> letztenendes<br />
zum Totalverlust von Laichplätzen für rheophile Fischarten (JAGSCH 1992).<br />
Eine weitere Folge ist die Strukturarmut in den Stauhaltungen. Beispielsweise sind in den<br />
Staubereichen des KW Hallein-Gamp <strong>und</strong> des KW Urstein stautypische Merkmale massiv<br />
ausgeprägt. Stark verfugte Blockwurftypen, Monotonie hinsichtlich Substr<strong>at</strong> <strong>und</strong><br />
Fließgeschwindigkeit <strong>und</strong> eine gerade Linienführung <strong>der</strong> Ufer bieten Fischen einen äußerst<br />
un<strong>at</strong>traktiven Lebensraum (ZAUNER & JUNGWIRTH 1994). Revitalisierungsmaß-