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Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at

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<strong>Die</strong> allmähliche Hebung <strong>der</strong> Fischbestände sowie zunehmen<strong>der</strong> Wohlstand erlaubten es<br />

einem immer größer werdenden Teil <strong>der</strong> Bevölkerung, sich mit <strong>der</strong> Angelfischerei zu<br />

befassen. <strong>Die</strong>s bedeutete jedoch, dass es insbeson<strong>der</strong>e bei durch mitglie<strong>der</strong>starke Fischereivereine<br />

bewirtschafteten Gewässerstrecken zu einer intensiven fischereilichen Nutzung<br />

kam. Eine unmittelbare Folge ist ein rel<strong>at</strong>iv hoher Befischungsdruck, <strong>der</strong> von ausschließlich<br />

auf n<strong>at</strong>ürlicher Reproduktion basierenden Popul<strong>at</strong>ionen nicht kompensiert<br />

werden kann. Als Konsequenz wurde versucht, mit teils massiven Bes<strong>at</strong>zmaßnahmen<br />

eine hohe Entnahme aufrecht zu erhalten (ZAUNER & JUNGWIRTH 1994), worauf im<br />

folgenden Kapitel näher eingegangen wird.<br />

4.2.3.2. Bes<strong>at</strong>zmaßnahmen<br />

© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.<strong>at</strong><br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich stellt das Einbringen von Fischen in ein Gewässer immer einen Eingriff in<br />

das bestehende Wirkungsgefüge dar, dessen langfristige Konsequenzen vorab kaum<br />

abschätzbar sind (BLOHM et al. 1994). Bes<strong>at</strong>z muss daher beson<strong>der</strong>s im Fall von gefährdeten<br />

Arten außerordentlich restriktiv gehandhabt werden. Bei entsprechenden Möglichkeiten<br />

stellt die Verbesserung von Lebensräumen fast immer einen langfristig zielführen<strong>der</strong>en<br />

Beitrag zum Schutz von Fischarten dar. Kurzfristig können Bes<strong>at</strong>zmaßnahmen<br />

aber auch aus Sicht des Fischschutzes gefor<strong>der</strong>t sein, etwa um eine Popul<strong>at</strong>ion zu initiieren<br />

(Initialbes<strong>at</strong>z) o<strong>der</strong> Bestände zu stabilisieren <strong>und</strong> dadurch das Aussterberisiko zu<br />

senken (GUMPINGER et al. 2011).<br />

Im Fall des Bes<strong>at</strong>zes mit fischereilich wenig genutzten, nicht akut gefährdeten Arten<br />

überwiegen die Risiken bzw. die Nachteile in <strong>der</strong> Regel gegenüber einem schwer definierbaren<br />

fischereilichen o<strong>der</strong> fragwürdigen gewässerökologischen Nutzen. Beispielsweise<br />

kann dadurch die gemäß Wasserrechtsgesetz vorgesehene Verwendung <strong>der</strong> Fische<br />

als Indik<strong>at</strong>or für hydromorphologische Belastungen (HAUNSCHMID et al. 2010) eingeschränkt<br />

werden. Auch das gesellschaftspolitische Erfor<strong>der</strong>nis, Lebensraum verbessernde<br />

Maßnahmen umzusetzen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Nutzen auch durch eine t<strong>at</strong>sächliche Reaktion <strong>der</strong><br />

<strong>Fischfauna</strong> dokumentieren zu können, kann dadurch geschmälert werden.<br />

Aus fischereiwirtschaftlicher Sicht sind Bes<strong>at</strong>zmaßnahmen hingegen beson<strong>der</strong>s dann<br />

sinnvoll, wenn fischereilich genutzte Arten aufgr<strong>und</strong> bestehen<strong>der</strong> Defizite des Lebensraumes<br />

(z. B. Flussregulierungen, Ausleitungen, Querbauwerke) eine vermin<strong>der</strong>te n<strong>at</strong>ürliche<br />

Reproduktion zeigen (Kompens<strong>at</strong>ionsbes<strong>at</strong>z). Dabei dient <strong>der</strong> Fischbes<strong>at</strong>z quasi als<br />

Symptombekämpfung <strong>und</strong> wird zur permanenten Lösung, da die zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

Probleme erhalten bleiben (HOLZER et al. 2004). Weil die genannten Defizte teils nur<br />

schwer bzw. nicht aus Mitteln <strong>der</strong> Fischerei alleine zu beseitigen sind, kann in <strong>der</strong><br />

Bewirtschaftungspraxis diese Form des Bes<strong>at</strong>zes durchaus gerechtfertigt sein. Dabei<br />

sollte idealer Weise auf juvenile Stadien <strong>und</strong> möglichst auf aus dem <strong>Salzach</strong>-<br />

Einzugsgebiet stammendes genetisches M<strong>at</strong>erial geachtet werden.<br />

<strong>Die</strong> Problem<strong>at</strong>ik <strong>der</strong> Herkunft des Bes<strong>at</strong>zm<strong>at</strong>eriales ist keinesfalls neu. Bereits zu Beginn<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden beispielsweise Bachforellen- <strong>und</strong> Äschenpopul<strong>at</strong>ionen im<br />

Einzugsgbiet <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> durch Bes<strong>at</strong>z gestützt, wobei die Fischzuchtanstalten auch<br />

Eim<strong>at</strong>erial aus weit entfernten Gewässersystemen bezogen (ACKERBAU-MINISTERIUM<br />

1908). Schon zu dieser Zeit, lokal wahrscheinlich bereits wesentlich früher, wurden<br />

Bes<strong>at</strong>zmaßnahmen mit Fischen gebietsfrem<strong>der</strong> Herkunft durchgeführt, eine neg<strong>at</strong>ive<br />

Entwicklung, die bis in die Gegenwart anhält (JAGSCH 1992, HOLZER et al. 2004). Am<br />

Beispiel <strong>der</strong> Bachforelle im Land Salzburg konnte gezeigt werden, dass autochthone

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