Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at
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Hauptstromes (SCHNEEWEIS 1979, vgl. LAMPRECHT 1860). Nach den Erhebungen des<br />
OBERÖSTERREICHISCHEN FISCHEREI-VEREINES (1884) kam die Äsche flussab Braunau nicht<br />
mehr vor, doch erwähnt BORNE (1882) zumindest ein vereinzeltes Vorkommen bis zur<br />
Mündung in die Donau. BRUSCHEK (1953, 1954a, b) zählt sie sogar zu den häufigeren<br />
Fischarten des Unteren Inn flussab Obernberg. Ein <strong>historische</strong>s Vorkommen in <strong>der</strong><br />
Mündungsstrecke ist als sehr wahrscheinlich einzustufen, da aktuell sogar noch in <strong>der</strong> Donau<br />
flussab <strong>der</strong> Innmündung (Oberes Donautal, Stauwurzelbereich KW Aschach) ein kleiner, aber<br />
reproduzieren<strong>der</strong> Äschenbestand belegt ist (ZAUNER et al. 2001b).<br />
Im bayerischen Inn-Abschnitt, sowie im gesamten Tiroler Inn-Gebiet zählte die Äsche zu den<br />
häufigen Fischarten (BORNE 1882). In einer Quelle aus dem Jahr 1768 wird sie im Oberinntal<br />
bis in das Gericht Laudegg (Ried) genannt, von Finstermünz bis Martina jedoch nicht mehr<br />
(DIEM 1964).<br />
Wahrscheinlich war <strong>der</strong> Bestand im Bereich <strong>der</strong> Schweizer Grenze sowie auch im flussauf<br />
gelegenen, gefällereichen Unterengadiner Inn-Abschnitt gering bzw. wirtschaftlich<br />
bedeutungslos. RÖSCH (1807) bezeichnet die Äsche sogar als "Fremdling", <strong>der</strong> früher<br />
unbekannt war <strong>und</strong> erst um etwa 1800 in das Unterengadin eingewan<strong>der</strong>t sein soll. Wenn auch<br />
eine Arealerweiterung nicht gänzlich auszuschließen ist, so erscheint es dennoch wenig<br />
plausibel, dass die Äsche vor dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert im Unterengadin n<strong>at</strong>ürlicherweise nicht<br />
vorgekommen sein soll. Denn sie ist seit dem Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts kontinuierlich<br />
nachzuweisen, Belege für Bes<strong>at</strong>zmaßnahmen sind zumindest in <strong>historische</strong>r Zeit nicht bekannt,<br />
die Art ist auch aktuell flussauf Finstermünz bzw. Martina dokumentiert (s. u.) <strong>und</strong> aus dem<br />
Bereich Landeck bestanden keine n<strong>at</strong>ürlichen Wan<strong>der</strong>hin<strong>der</strong>nisse. Obige Angabe könnte jedoch<br />
ein Hinweis dafür sein, dass <strong>der</strong> Bestand möglicherweise größeren n<strong>at</strong>ürlichen Schwankungen<br />
unterlag, z. B. infolge extremer Hochwasserereignisse.<br />
Zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts erstreckte sich das Verbreitungsgebiet <strong>der</strong> Äsche im<br />
Unterengadin nach RÖSCH (1807) bis zu einer K<strong>at</strong>araktstrecke in <strong>der</strong> Gegend von Steinsberg<br />
(Ardez). RÖDER & TSCHARNER (1837) nennen weiters auch Vorkommen flussauf bei Lavin<br />
(vgl. BORNE 1882), was jedoch LORENZ (1898) bestreitet, welcher die Verbreitungsgrenze<br />
dieser im Unterengadin nicht sehr häufigen Art ebenfalls im Bereich Ardez zieht. Im<br />
Oberengadin ist die Äsche n<strong>at</strong>ürlicherweise nicht belegt, konnte jedoch im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
erfolgreich eingebürgert werden (s. u.). Der Gr<strong>und</strong>, warum die Äsche den vergleichsweise<br />
gefällearmen, <strong>at</strong>traktiven Inn-Abschnitt im breiteren <strong>und</strong> flacheren Oberengadin nicht besiedelt<br />
h<strong>at</strong>, ist daher sehr wahrscheinlich in <strong>der</strong> Barrierewirkung n<strong>at</strong>ürlicher Abstürze in <strong>der</strong><br />
Unterengadiner Inn-Strecke, möglicherweise auch in Kombin<strong>at</strong>ion mit <strong>der</strong> Höhenlage des<br />
Oberengadins, zu suchen. Nach BERNET & HOLM (2000) wäre eine n<strong>at</strong>ürliche Verbreitung nur<br />
bis zu einem Wasserfall bei Ftan möglich. RATTI (1971) nennt Vorkommen bis zur<br />
Einmündung des Tasnans östlich von Ardez (1235 m Seehöhe).<br />
Bestandesentwicklung Inn:<strong>Die</strong> Umwandlung <strong>der</strong> freien Fließstrecke des<br />
Unteren Inn in eine Staukette wirkte sich f<strong>at</strong>al auf die Bestandesentwicklung <strong>der</strong> Äsche aus, da<br />
sie nur noch in den kurzen Stauwurzelbereichen einen geeigneten Lebensraum fand <strong>und</strong> die<br />
Reproduktionsmöglichkeiten stark eingeschränkt waren (BRUSCHEK 1955, REICHENBACH-<br />
KLINKE 1968).<br />
Im Bayerischen Inn wurde <strong>der</strong> Bestand nach <strong>der</strong> Errichtung von KW Jettenbach (1922)<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Oberwasser durch intensiven Bes<strong>at</strong>z stark geför<strong>der</strong>t, um diesen Abschnitt für<br />
die Fischerei <strong>at</strong>traktiver zu gestalten (GERBL 1935, PAPPERITZ 1935). Nach dem 2. Weltkrieg<br />
wurden die Bestände im Gewässersystem des Bayerischen Inn durch vermehrten Bes<strong>at</strong>z gestützt<br />
(TEROFAL 1977). Der Charakter einer Äschenregion blieb lediglich flussauf Rosenheim<br />
erhalten; weiter flussab begann (bzw. beginnt) eine Kette von Staustufen, wodurch eine<br />
Erhöhung des Cyprinidenanteils begünstigt wurde (REICHENBACH-KLINKE 1969).<br />
Im Tiroler Inn war die Äsche noch vor dem 2. Weltkrieg eine häufig vorkommende, weit<br />
verbreitete Fischart (MARGREITER 1927b). Es ist anzunehmen, dass sich in <strong>der</strong> Folgezeit die