Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at
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Stauraumspülungen<br />
© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.<strong>at</strong><br />
163<br />
Über die Auswirkungen von Stauraumspülungen im Einzugsbereich <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> wird<br />
bereits in den 1930er Jahren berichtet. So beklagten sich die Saalachfischer wie<strong>der</strong>holt<br />
über die periodischen Spülungen des Saalachsees bei Bad Reichenhall, die zu einer Vernichtung<br />
<strong>der</strong> Fischbestände über weite Strecken führten. Beim Feststoffmanagement<br />
dieses Stauraumes spielten betriebswirtschaftliche Überlegungen eine Rolle, auf die<br />
Interessen <strong>der</strong> Fischerei wurde kaum Rücksicht genommen (ANONYMUS 1937c, vgl.<br />
REIFFETSHAMMER 1986).<br />
Stauraumspülungen an <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong>, beispielsweise jene vom 4. 11. 1989 in Urstein, die<br />
ein großes Fischsterben bewirkte (WIESBAUER et al. 1991), führten in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
immer wie<strong>der</strong> zu Diskussionen (z. B. LANDES-FISCHEREIVERBAND SALZBURG 1990).<br />
Über die komplexe Them<strong>at</strong>ik <strong>der</strong> Auswirkungen von Stauraumspülungen auf den Fischbestand<br />
<strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> wurde erstmals von PETZ-GLECHNER et al. (2000) eine umfangreiche<br />
Untersuchung durchgeführt. Es zeigte sich, dass bei <strong>der</strong> Bewertung eines Rückganges<br />
von Ab<strong>und</strong>anzen <strong>und</strong> Biomasse viele zusätzliche Faktoren zu berücksichtigen sind, wie<br />
beispielsweise die Bewirtschaftung, <strong>der</strong> Ausfang durch Angler, das (damals gänzliche)<br />
Fehlen von Fischaufstiegshilfen zur Wie<strong>der</strong>besiedelung o<strong>der</strong> die Strukturarmut einzelner<br />
Gewässerabschnitte. Bei ungünstigem Zusammentreffen von Spülungen <strong>und</strong> kritischen<br />
Entwicklungsstadien von Fischen können jedoch drastische Ausfälle die Folge sein<br />
(CROSA et al. 2010), die gr<strong>und</strong>sätzlich aber durch ein optimiertes Management deutlich<br />
reduziert werden können (EBERSTALLER et al. 2007a).<br />
4.2.2. Gewässerverunreinigungen<br />
Lokale Abwassereinleitungen sind bereits in <strong>der</strong> vorindustriellen Zeit belegt, beispielsweise<br />
in <strong>der</strong> Stadt Salzburg durch die am rechten <strong>Salzach</strong>ufer konzentrierten Gerbereien<br />
(WIESBAUER & DOPSCH 2007). In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wies <strong>der</strong><br />
OBERÖSTERREICHISCHE FISCHEREI-VEREIN (1884) auf schädliche Einleitungen durch die<br />
Gasfabrik in Salzburg hin.<br />
Am 8. <strong>und</strong> 9. November 1906 kam es in <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> zu einem massiven Fischsterben.<br />
Zeitgenössischen Berichten zufolge wurden von Hallein abwärts mehr als 5.000 kg<br />
Fische verendet aufgef<strong>und</strong>en. Das Ausmaß dieser K<strong>at</strong>astrophe erstreckte sich von Lend<br />
bis zur Mündung in den Inn. Selbst in <strong>der</strong> Donau wurden noch tote Fische beobachtet.<br />
Wurde zunächst die Zellulosefabrik Hallein verdächtigt, die Quelle <strong>der</strong> Flussvergiftung<br />
zu sein, konnten spätere Analysen das Kupferwerk Außerfelden bei St. Johann <strong>und</strong> die<br />
Aluminiumfabrik Lend als Hauptverschuldner identifizieren (HOFER 1906, ANONYMUS<br />
1906, 1907a, b, 1908, 1909).<br />
In <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit gab es ständig Klagen über die teilweise massiven Abwassereinleitungen,<br />
welche als Ursache für Fischsterben (insbeson<strong>der</strong>e Äschen <strong>und</strong> Aalrutten<br />
wurden oftmals verendet aufgef<strong>und</strong>en) angesehen wurden. (FREUDLSPERGER 1920,<br />
1923). Im Herbst 1940 kam es zu einem weiteren bedeutenden, sich über 80 Flusskilometer<br />
erstreckenden Fischsterben, dessen Auswirkungen von Lend bis zur Stadt Salzburg<br />
bemerkbar waren (FISCHEREIREVIERAUSSCHUSS HALLEIN 1941).<br />
<strong>Die</strong> Gewässergüte <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> verschlechterte sich in <strong>der</strong> 2. Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
drastisch. Während im Oberlauf Ende <strong>der</strong> 1950er Jahre noch Güteklasse I-II festgestellt<br />
wurde, führten Einleitungen durch die Textilwerke bei St. Johann, Flot<strong>at</strong>ionsschlamm