Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at
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Von Mittersill flussab bis zur Zeller Gerichtsgrenze – nach HÜBNER (1796b) bei Jesdorf<br />
– fischte zu Beginn des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>der</strong> Pfleger von Mittersill, doch scheint auch <strong>der</strong><br />
Gastwirt Egger aus Stuhlfelden als Fischereiberechtigter auf (Archivbeleg 3). Zum<br />
Amtsantritt des Pflegers Lürzer – nach EHRENFELLNER (1985) im Jahr 1712 – wurde die<br />
Fischerei vom erzbischöflischen Hof eingezogen <strong>und</strong> einem Jäger zur Befischung übergeben,<br />
welcher im Jahr 2-2 ½ Zentner (200-250 Pf<strong>und</strong>) "guete Fisch" an den Hof in<br />
Salzburg lieferte (Archivbeleg 1). Darüber hinaus sind jedoch noch Deput<strong>at</strong>e an den<br />
Pfleger <strong>und</strong> Landrichter sowie vor Ort verkaufte Fische zu berücksichtigen (s. u.).<br />
Über die Fischerei zu dieser Zeit liegt umfangreicheres M<strong>at</strong>erial vor. Für die Befischungen<br />
<strong>und</strong> die Aufsicht <strong>der</strong> Gewässer war <strong>der</strong> Oberjäger von Stuhlfelden verantwortlich,<br />
<strong>der</strong> auch die Fischlieferungen an den erzbischöflichen Hof zu besorgen h<strong>at</strong>te (Archivbeleg<br />
3, 6). <strong>Die</strong> Befischungen in <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> waren aufwendig, wie ein Bericht des Oberjägers<br />
an die Oberstfischmeisterei in Salzburg aus dem Jahr 1713 zeigt (Archivbeleg 6). Im<br />
März desselben Jahres fischten drei Fischknechte, darunter ein Seenfischer vom Zeller<br />
See, drei Tage lang vom Boot aus mit zwei großen, bis 22 Klafter (ca. 37 m) langen<br />
Zugnetzen ("Sögen"). Das Fangergebnis dieser 3tägigen Aktion betrug 1 ½ Zentner (150<br />
Pf<strong>und</strong>) Äschen, Hechte <strong>und</strong> Aitel, sowie "auch halb <strong>und</strong> pfündig Ferchen" (= Forellen).<br />
Für die Jahre 1722, 1725, 1728, 1732 <strong>und</strong> 1733 sind Verzeichnisse über die aus dem<br />
Pfleggericht Mittersill verkauften Fische erhalten, weiters finden sich ab 1712 bis 1722<br />
sporadisch Aufzeichnungen über die an den Salzburger Hof gelieferten Fische sowie die<br />
an den Pfleger <strong>und</strong> an den Landrichter von Mittersill abgegebenen Deput<strong>at</strong>e (Archivbeleg<br />
7). <strong>Die</strong> Menge <strong>der</strong> verkauften Fische schwankte zwischen 153 ¼ <strong>und</strong> 262 ½ Pf<strong>und</strong>.<br />
In den Aufzeichnungen scheinen stets Saiblinge, Forellen, Äschen <strong>und</strong> Hechte auf. 1725<br />
werden zusätzlich Aitel, Brachsen, "Schl." (wahrscheinlich Schleien) <strong>und</strong> Pfrillen, die<br />
nach dem "Mässl" (Hohlmaß mit ca. 0,39 l Inhalt) verkauft wurden, ausgewiesen. <strong>Die</strong><br />
Saiblinge stammten aus dem Hintersee im Felbertal (vgl. FREUDLSPERGER 1936), die<br />
Forellen aus <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> <strong>und</strong> den Zubringern, wie dem Felberbach, die Äschen wahrscheinlich<br />
primär aus <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> bzw. aus den Unterläufen <strong>der</strong> Zubringer. Hechte,<br />
Brachsen <strong>und</strong> Schleien wurden hauptsächlich in den Altwassern <strong>und</strong> ausgedehnten<br />
Sümpfen entlang <strong>der</strong> <strong>Salzach</strong> gefangen, die Pfrillen werden in "Lacken" <strong>und</strong> Gräben<br />
erwähnt, Aitel sowohl im Hauptstrom als auch in den Nebengewässern (Archivbeleg 3).<br />
Im Verkauf stand <strong>der</strong> Hecht stets an erster Stelle (27-50 % <strong>der</strong> Gesamtmenge), gefolgt<br />
von Forelle (26-31 %) <strong>und</strong> Äsche (10-25 %). Saiblinge wurden nur wenig verkauft (max.<br />
10 %), zu Aitel, Brachse, Schleie <strong>und</strong> Pfrille liegen zu wenig aussagekräftige D<strong>at</strong>en vor.<br />
Aus dem Jahr 1722 sind neben den verkauften Fischen auch Aufzeichnungen über die<br />
Lieferungen an den Salzburger Hof <strong>und</strong> die Deput<strong>at</strong>e erhalten. Verkauft wurden 9 Pf<strong>und</strong><br />
Saibling, 41 ½ Pf<strong>und</strong> Forellen, 26 ¾ Pf<strong>und</strong> Äschen <strong>und</strong> 76 Pf<strong>und</strong> Hechte, in Summe 153<br />
¼ Pf<strong>und</strong>. Weiters wurden nicht näher spezifizierte Deput<strong>at</strong>fische an den Pfleger (208<br />
Pf<strong>und</strong>, d. h. wöchentlich 4 Pf<strong>und</strong>) <strong>und</strong> an den Landrichter (104 Pf<strong>und</strong>, d. h. wöchentlich<br />
2 Pf<strong>und</strong>) abgegeben, in Summe 312 Pf<strong>und</strong> an Deput<strong>at</strong>en. Darüber hinaus sind 2<br />
Lieferungen an den erzbischöflichen Hof in Salzburg im Umfang von insgesamt 291<br />
Pf<strong>und</strong> Hechten verzeichnet. <strong>Die</strong> Gesamtmenge <strong>der</strong> 1722 im Pfleggericht Mittersill<br />
umgesetzten Fische beläuft sich somit auf 756 ¼ Pf<strong>und</strong> (ca. 424 kg).<br />
<strong>Die</strong> erhaltenen Abrechnungen <strong>und</strong> Fischwasserbeschreibungen belegen ein häufiges<br />
Vorkommen des Hechtes in den Altwassern <strong>und</strong> Sümpfen entlang <strong>der</strong> Oberen <strong>Salzach</strong>.<br />
<strong>Die</strong> Dominanz des Hechtes in obigen Rechnungen lässt weiters vermuten, dass auf die-