22.12.2012 Aufrufe

Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at

Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at

Die historische und aktuelle Fischfauna der Salzach ... - Ratschan.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.<strong>at</strong><br />

164<br />

des Mitterberger Kupferabbaus, sowie toxische Abfälle durch die Eisenwerke bei <strong>der</strong><br />

Blühnbachmündung in Tenneck zu drastischen Belastungen, sodass erst wie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Mündung <strong>der</strong> Lammer durch die Selbstreinigungskraft die Gewässergüte I-II erreicht<br />

wurde (LIEPOLD 1959). Ab dem Raum Hallein kam es durch die massiven Einleitungen<br />

<strong>der</strong> Papier- <strong>und</strong> Zellstofffabrik sowie durch zusätzliche Abwässer aus Haushalten, Industrie<br />

<strong>und</strong> Gewerbe bis zur Saalachmündung zu einer Verschlechterung auf Güte III-IV.<br />

Nach Produktionssteigerungen <strong>der</strong> Halleiner Fabrik 1967 verschlechterte sich die Situ<strong>at</strong>ion<br />

weiter. <strong>Die</strong> Gewässergüte lag bis zur Landesgrenze durchgehend bei Klasse IV. Von<br />

diesem Zeitpunkt an dauerte es über 25 Jahre, bis durch den Bau von Kläranlagen, die<br />

Umstellung auf chlorfreie Bleiche <strong>und</strong> weitere Maßnahmen eine Gewässergüte von zumeist<br />

durchgehend II erreicht werden konnte (JÄGER et al. 2000, 2001).<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> massiven Abwasserbelastungen auf die Fischbestände <strong>der</strong> Unteren<br />

<strong>Salzach</strong> wurden Anfang <strong>der</strong> 1960er Jahre untersucht <strong>und</strong> detailliert beschrieben. <strong>Die</strong><br />

Verschmutzung bewirkte eine Belastung mit kiemenschädigenden (ätzenden) <strong>und</strong> eierschädigenden<br />

(erstickenden) Stoffen, die Körperschäden, geringere Nachkommenzahl,<br />

höhere Sterblichkeit <strong>der</strong> Brut <strong>und</strong> die Begünstigung gewisser Krankheiten zur Folge<br />

h<strong>at</strong>te. So konnte eine Reihe parasitärer Krankheiten, Mykosen <strong>und</strong> Helminthosen festgestellt<br />

werden. Weiters führte die Verschmutzung zu Sauerstoffzehrung, was sich auf die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Eier <strong>und</strong> <strong>der</strong> Benthalfauna neg<strong>at</strong>iv auswirkte (REICHENBACH-KLINKE<br />

1964, REICHENBACH-KLINKE & HUBER 1964).<br />

Wenn auch diese massiven Abwasserbelastungen als beseitigt angesehen werden können,<br />

so gelangen in heutiger Zeit vor allem Umweltchemikalien, die störend in das Hormonsystem<br />

von Mensch <strong>und</strong> Tier eingreifen können, über Kläranlagen in die Freigewässer.<br />

Beispiele hierfür sind synthetische Östrogene (z. B. Wirkstoffe <strong>der</strong> Anti-Baby-Pille) o<strong>der</strong><br />

industriell hergestellte Chemikalien <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Abbauprodukte, z. B. aus <strong>der</strong> Reinigungsmittel-<br />

<strong>und</strong> Kunststoffproduktion, wie etwa Nonylphenol o<strong>der</strong> Bisphenol A<br />

(SATTELBERGER 2002).<br />

Bei Fischen wurde in einzelnen Gewässern Österreichs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz im Einflussbereich<br />

von Kläranlagen eine östrogene Wirkung von Umweltchemikalien belegt. <strong>Die</strong>se<br />

regten bei männlichen Fischen bzw. bei unreifen weiblichen Tieren eine geschlechtsbzw.<br />

phasen-untypische Produktion von Vitellogenin (eine Vorstufe des Eidotter-Proteins)<br />

an, welches im Blut nachzuweisen war. Auch wurde in einem Gewässer bereits<br />

eine Hemmung bei <strong>der</strong> Reifung <strong>der</strong> Spermien sowie eine Abnahme <strong>der</strong> Masse des<br />

Hodens beobachtet. Langfristige Auswirkungen auf die Fischpopul<strong>at</strong>ionen, beispielsweise<br />

ein vermehrtes Auftreten von Individuen mit männlichen <strong>und</strong> weiblichen<br />

Geschlechtsorganen (Intersexstadien), wie es etwa bei Fischen im Einflussbereich von<br />

(geklärten) Abwässern aus <strong>der</strong> pharmazeutischen Industrie nachgewiesen wurde (GILBERT<br />

2011), konnten in den in Österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz untersuchten Gewässern bislang<br />

nicht belegt bzw. mit Umweltchemikalien nicht in ursächlichen Zusammenhang gebracht<br />

werden (GRILLITSCH et al. 2003, TRACHSEL 2008).<br />

4.2.3. Fischereiliche Bewirtschaftung<br />

4.2.3.1. Überfischung, Intensivierung <strong>der</strong> fischereilichen Nutzung<br />

Zur Zeit des Erzstiftes Salzburg waren die Fischereiausübenden mit teils reichlichen<br />

Privilegien ausgest<strong>at</strong>tet <strong>und</strong> genossen einen beson<strong>der</strong>en Schutz des Erzbischofs von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!