Die Rinderhaltung im Ökologischen Landbau - eine tiergerechte ...
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2.4.4 Tierhaltung<br />
2.4.4.1 Milchkühe<br />
Allgem<strong>eine</strong>s<br />
Bislang dominiert in Deutschland die zum Teil noch ganzjährig durchgeführte Anbindehaltung.<br />
Sie ist vor allem in kl<strong>eine</strong>n Beständen an benachteiligten Standorten anzutreffen (VON<br />
BORELL, 1998; HÖRNING, 2000). Aus pr<strong>im</strong>är arbeitswirtschaftlichen Gründen entscheiden<br />
sich größere Betriebe für die Laufstallhaltung von Milchkühen (HÖRNING, 2000).<br />
In der Anbindehaltung sind die einzelnen Funktionsbereiche (Liegeverhalten, Freß-, Trinkund<br />
Ausscheideverhalten) auf den Standplatz konzentriert. <strong>Die</strong> Tiere sind deutlich in ihrer<br />
Bewegungsfreiheit eingeschränkt, woraus auch <strong>eine</strong> reizarme Haltung resultiert. Laufställe in<br />
ihren unterschiedlichen Ausführungen (Freßboxenlaufstall, Tretmiststall, Liegeboxenlaufstall)<br />
tragen den Bedürfnissen der Tiere hinsichtlich Bewegung, Sozialverhalten und Erkundungsverhalten<br />
Rechnung (BRADE, 1999).<br />
Nachteilige Beeinträchtigungen der Tiere infolge der Art des Haltungssystems (Anbinde-,<br />
Laufstallhaltung) und der Betriebsgröße können anhand verschiedener Parameter belegt werden.<br />
So treten in der Anbindehaltung <strong>im</strong> Vergleich zur Laufstallhaltung und in großen Betrieben<br />
<strong>im</strong> Vergleich zu kl<strong>eine</strong>n insgesamt mehr Verletzungen auf. <strong>Die</strong> Möglichkeit zu Auslauf<br />
oder Weidegang wirkt sich hingegen positiv auf das Vorkommen von haltungssystembedingten<br />
Verletzungen aus (MAVSAR und AMON, 1996).<br />
Freie Bewegungsmöglichkeit hat auch positive Effekte auf das Fortpflanzungsgeschehen (s.<br />
Abschnitt 2.4.9.2). Mangelnde Anzeichen von Brunst werden vor allem in der Anbindehaltung<br />
beobachtet (SCHOPPER u. a., 1989).<br />
SOMMER und TROXLER (1986) haben in ihren Untersuchungen gezeigt, daß die Art der Bodenausführung<br />
Einfluß auf das Verhalten der Tiere haben kann. Milchkühe auf Vollspaltenboden<br />
gleiten häufiger aus, bewegen sich langsamer und mit Kopfhaltung 'tief' fort als Milchkühe<br />
auf Lochboden. Kühe, die sich auf <strong>eine</strong>m natürlichen Untergrund fortbewegen, haben<br />
das Ziel <strong>im</strong> Blick und schauen nicht auf den Boden. Das wird als Zeichen <strong>eine</strong>r 'sicheren'<br />
Fortbewegung gewertet. Im Umkehrschluß wird die Kopfhaltung 'tief' als Zeichen von Unsicherheit<br />
gedeutet. 'Tiefe' Kopfhaltung und reduzierte Laufgeschwindigkeit werden als Versuch<br />
der Anpassung an den für die Bewegungssicherheit der Tiere nachteiligen Vollspaltenboden<br />
und damit als <strong>eine</strong> Überforderung der Tiere gedeutet (SOMMER und TROXLER, 1986).<br />
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