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stefan m. gergely

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tum sein könnte. Die industrialisierten Länder sind zur Zeit mit<br />

Problemen konfrontiert, die seit den dreißiger Jahren unbekannt<br />

waren. Das internationale System, das sie selbst geschaffen hatten<br />

(etwa die Weltwährungsordnung), ist aus dem Gleichgewicht geraten.<br />

Zuvor hatte es eine Periode nie gekannten wirtschaftlichen Wachstums<br />

gegeben. Es brachte für die meisten Bürger der Industrieländer<br />

materiellen Wohlstand, eine gerechtere Einkommensverteilung<br />

und technischen Fortschritt. Angetrieben durch eine starke Nachfrage,<br />

schufen die reichen Länder eine mächtige Industriemaschinerie,<br />

die von reichlichen und billigen Öllieferungen in Schwung gehalten<br />

wurde. Bei einem Ölpreis von etwas über einem Dollar pro<br />

Barrel war ein Wachstum des Energieverbrauchs zwischen 6% und<br />

10% pro Jahr möglich. Dies verhalf zu Wachstum, brachte aber<br />

auch Zügellosigkeit und Verschwendung.<br />

In den frühen siebziger Jahren wurde offensichtlich, daß sich das<br />

Füllhorn wirtschaftlichen Wachstums zur Büchse der Pandora<br />

gewandelt hatte. Das gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in<br />

Bretton-Woods geschaffene Weltwährungssystem brach zusammen.<br />

Schlechte Wetterverhältnisse und verheerende Ernteausfälle brachten<br />

nicht nur den Entwicklungsländern empfindliche materielle<br />

Einbußen. Bald nachdem die Organisation erdölexportierender<br />

Staaten, OPEC, 1973 den Preis für Rohöl um das Vierfache über<br />

das bisherige Niveau angehoben hatte, setzte eine Rezession ein,<br />

von der wir uns heute noch nicht erholt haben. Wirtschaftsfachleute<br />

streiten seither über die Ursachen des Niedergangs. Publikumswirksam<br />

wurden die Ölproduzenten beschuldigt, Urheber der Krise zu<br />

sein. Je nach politischer Einstellung machte man auch ein ausuferndes<br />

Sozialsystem, staatlichen Dirigismus oder die bösen Japaner dafür<br />

verantwortlich, daß die Konkurrenzfähigkeit vieler Produkte<br />

aus dem EG-Raum zurückging.<br />

Die steigende Arbeitslosigkeit, so folgerte man weiter, sei eine direkte<br />

Folge der wirtschaftlichen Rezession. Eher im Hintergrund<br />

blieb zunächst die Erklärung, daß Rationalisierungsmaßnahmen<br />

und damit bewirkte Produktivitätssteigerungen in vielen Bereichen<br />

der Industrie Arbeitskräfte ganz einfach überflüssig gemacht hatten.<br />

Als die Japaner Ende der siebziger Jahre mit ihrer Exportoffensive<br />

bei Kraftfahrzeugen einen Einbruch in westliche Märkte<br />

schafften und in der Folge Photos von weitgehend menschenleeren,<br />

robotergesteuerten Fabriken des Fernen Ostens durch die Medien<br />

wanderten, war man erstaunt und verwirrt. Einleuchtend schien,<br />

daß die Japaner billiger verkaufen konnten, weil sie rationeller pro-<br />

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