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stefan m. gergely

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Das Erlernen der 4 Grundrechnungsarten gehört heute noch zur<br />

unabdingbaren Voraussetzung für die Erlangung des Schulabschlusses.<br />

Etwa 300 Schulstunden werden aufgewendet, um Addieren,<br />

Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren einigermaßen zu<br />

beherrschen. Die Kosten für diese Ausbildung sind dreißigmal höher<br />

als die eines Taschenrechners - setzt man die Kosten pro Kind<br />

und Schulstunde mit 2 DM ein, kann man den Aufwand zum Erlernen<br />

der Grundrechnungsarten mit 600 DM veranschlagen; ein einfacher<br />

Taschenrechner ist um weniger als 20 DM zu haben. Werden<br />

sich die Schüler nicht zunehmend fragen, warum sie sich mit komplizierten<br />

Kalkulationen herumschlagen müssen, wenn sie dieselbe<br />

Aufgabe mit einem Taschenrechner viel schneller und einfacher erledigen<br />

können? Es geht hier keineswegs darum, der Abschaffung<br />

des Kopfrechnens das Wort zu reden- es geht vielmehr um die<br />

Frage, mit welchen Argumenten die Beibehaltung solcher Lernziele<br />

angesichts der Computertechnik begründet werden sollte. Das gilt<br />

nicht bloß für das Kopfrechnen. In absehbarer Zeit wird man sich<br />

die Frage stellen, ob es noch notwendig ist, die komplizierten Regeln<br />

der Rechtschreibung zu lernen, wenn es leistungsfähige Maschinen<br />

gibt, die eine gesprochene Passage unmittelbar in einen orthographisch<br />

richtig geschriebenen Text verwandeln. Wie soll der<br />

Lehrer der achtziger Jahre die junge Generation dazu motivieren,<br />

Kopfrechnen und Rechtschreibung als wichtig und notwendig zu<br />

erachten? Zahlt es sich aus, einen Facharbeiter mit hohem finanziellen<br />

Aufwand auszubilden, wenn seine Arbeitskraft später doppelt<br />

so teuer ist wie die eines Roboters?<br />

Gewiß, Mathematik besteht nicht allein aus Lösungen arithmetischer<br />

Aufgaben, Literatur ist weit mehr als Beherrschung der Rechtschreibung,<br />

Bildung insgesamt ist nicht gleichzusetzen mit »handwerklichen«,<br />

mechanisierbaren Fähigkeiten; aber eben weil in unserem<br />

Bildungssystem häufig die Vermittlung der letzteren im Vordergrund<br />

steht, wird es gerade durch die Leistungen der Computer<br />

nun in Frage gestellt.<br />

Wir befinden uns in einer Krise des Bildungswesens - und das<br />

nicht in erster Linie wegen der Mikroelektronik; die Krise wird dadurch<br />

nur besonders deutlich gemacht. Es wird wenig nützen, weiterhin<br />

bloß Ideale eines historisch bedingten Allgemeinwissens zu<br />

predigen. Sie sind ohnehin schon weitgehend in Vergessenheit geraten.<br />

Die moderne Informations- und Kommunikationstechnik erfordert<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten, die durch das herkömmliche Bildungswesen<br />

nicht vermittelt werden. Klaus Haefner: »In der über-<br />

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