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stefan m. gergely

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Zeit auch im Bereich der Informationsverarbeitungsleistung als in<br />

hohem Maße hinfällig erweisen.<br />

Ähnlich wie heute in nie geahntem Ausmaß Sport betrieben wird,<br />

nicht zuletzt, um einen Mangel an körperlicher Betätigung (der früher<br />

durch die Arbeit geleistet wurde) auszugleichen, wird man sich<br />

in Zukunft vermehrt mit Quiz- und Denkspielen beschäftigen, um<br />

das menschliche Hirn, das im Berufsleben nicht mehr ausgelastet<br />

ist, zu beschäftigen. Eine solche neue Form von Sport wird aber<br />

Sinnleere und Unzufriedenheit des Menschen nur ungenügend<br />

kompensieren können - wer keine Arbeit hat oder aber in seiner<br />

Arbeit keinen Lebensinhalt mehr erblicken kann, wird die Frage<br />

nach dem Sinn seiner Existenz neu überdenken. Die Überlegenheit<br />

der Informationstechnik wird dazu noch einen Verlust an Selbstwertgefühl<br />

erzeugen. Der Facharbeiter muß erkennen, daß die mikroprozessorgesteuerte<br />

Maschine genauer arbeitet als er selbst. Die<br />

Sekretärin muß zusehen, wie der Textautomat Briefe zehnmal<br />

schneller und schöner schreibt, als sie es vermochte. Der Chemiker<br />

muß erkennen, daß viele seiner Fähigkeiten einem Rechenprogramm<br />

unterlegen sind. Auch der Weltmeister im Schachspielen<br />

wird verzweifeln, wenn er schließlich gegen einen Computer verliert.<br />

Das Bildungswesen sieht sich also einer mehrfachen Herausforderung<br />

gegenüber: Zum einen ist es aufgerufen, Informatik und kybernetisches<br />

Denken zu vermitteln und auf die Konfrontation mit<br />

neuen Techniken vorzubereiten.<br />

Gleichzeitig muß es aber der Entfaltung der (noch) zutiefst menschlichen<br />

und neuen sozialen Fähigkeiten mehr als bisher Augenmerk<br />

schenken. Erst dann könnte die Angst, von Maschinen überrollt zu<br />

werden, einem neuen Selbstwertgefühl des Menschen weichen. Genauso<br />

wie Kultur mehr ist als die Summe aller technischen Hilfsmittel<br />

zu ihrer Entfaltung, ist auch Lernen mehr als bloße Informationsverarbeitung.<br />

»Wir sind der Meinung, daß die meisten Schwierigkeiten<br />

in heutigen Lernprozessen auf die Vernachlässigung des<br />

Sinnbezuges zurückzuführen sind ... Lernen, als Verbesserung der<br />

Fähigkeit verstanden, auf neue Situationen zu reagieren oder mit<br />

uns nicht vertrauten Ereignissen fertigzuwerden, erfordert ein umfangreiches<br />

Reservoir an Bezügen. Wenn die Sinnbezüge eingeschränkt<br />

werden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, durch einen<br />

Schock zum Lernen gezwungen zu werden, denn der Schock läßt<br />

sich als plötzlich auftretendes Ereignis definieren, das außerhalb<br />

der uns bekannten Bezüge stattfindet« (Lit. 58).<br />

Weil die Entwicklung rascher denn je voranschreitet, wird es auch<br />

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