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stefan m. gergely

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Genau das scheint gegenwärtig der Fall zu sein. Folgen wir zur Erklärung<br />

des Sachverhalts einer Analysevvon Frank Barnaby, dem<br />

ehemaligen Direktor des Stockholmer Internationalen Instituts für<br />

Friedensforschung (Lit. 61): Die Zielgenauigkeit sowjetischer und<br />

US-amerikanischer ballistischer Interkontinentalraketen (ICBM =<br />

Intercontinental Ballistic Missiles) wird durch Verbesserungen im<br />

Computer des Raketenleitsystems laufend erhöht. Die Folge: Präzis<br />

gesteuerte ICBMs können gegnerische ICBMs schon in ihren gehärteten<br />

Silos zerstören. Wenn alle strategischen Nukleargefechtsköpfe<br />

genügend Zielgenauigkeit besitzen, um selbst massiv verbunkerte<br />

Objekte zu bedrohen, dann wird, so Barnaby, die Politik der<br />

gegenseitigen atomaren Abschreckung endgültig tot sein. Bleiben<br />

noch die Atom-U-Boote als nicht eingerechneter Faktor. Aber<br />

wenn schließlich eine Seite ernsthaft den Schaden begrenzen kann,<br />

den solche U-Boote als Vergeltung anzurichten imstande wären,<br />

dann wird die Versuchung groß, einen alles entscheidenden atomaren<br />

Erstschlag zu führen (siehe auch Seite 210).<br />

Angst vor der Wissenschaft<br />

Aus diesen Überlegungen resultiert unter anderem eine für unser<br />

Thema bedeutsame Aussage: Wenn es zu einem atomaren Erstschlag<br />

kommen sollte, so basieren die dafür verantwortlichen strategischen<br />

Überlegungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf vermeintlich<br />

überlegener mikroelektronischer Technik. In fataler<br />

Weise wäre Mikroelektronik auch mit im Spiel, wenn es zu einem<br />

nuklearen Desaster infolge eines »Computerirrtums« kommen<br />

sollte.<br />

Unsere Zukunft liegt also in hohem Maße in den Händen derjenigen<br />

Wissenschafter und Techniker, die die Mikroelektronik weiterentwickeln.<br />

Hier taucht unwillkürlich die Frage nach der Verantwortung<br />

auf, die diese Menschen haben.<br />

Die Angst vor einem totalen Vernichtungskrieg scheint mir eine der<br />

Wurzeln der gegenwärtigen Sinnkrise zu sein. Verfolgt man diese<br />

Angst zu ihren Urhebern weiter, kann man, wie Joseph Weizenbaum<br />

einen Artikel überschrieb, »Angst vor der Wissenschaft« bekommen<br />

(Lit. 62).<br />

Bei aller Gefahr, die Verallgemeinerungen mit sich bringen - ich<br />

fürchte, daß die Angst vor der Wissenschaft heute das Vertrauen in<br />

sie zu Recht überwiegt. Wissenschaftsfeindlichkeit und Technikkritik<br />

sind zu Recht en vogue. Häufig sind sie übertrieben, nicht selten<br />

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