Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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7.2 Frauenrechte in <strong>Graz</strong><br />
In <strong>Graz</strong> fehlt es an gen<strong>der</strong>sensibler Bildung für Menschen<br />
in jedem Lebensabschnitt, an <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Pädagogik in Aus- und Weiterbildung (auch magistratsintern),<br />
sowie an Initiativen und breit angelegten<br />
Sensibilisierungsmaßnahmen gegen Rollenstereotype,<br />
tradierte Rollenbil<strong>der</strong> und Ungleichheiten.<br />
ren vorhanden, werden allerdings selten genutzt. Die<br />
Bereitschaft – durch genügend personelle und finanzielle<br />
Ressourcen und Mittragen <strong>der</strong> Verantwortlichen –<br />
Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für alle<br />
Bediensteten des Magistrats quer durch alle Hierarchien<br />
zu för<strong>der</strong>n und in speziellen Bereichen wie etwa<br />
bei Ämtern/Abteilungen mit Parteienverkehr (z.B. BürgerInnenamt,<br />
Servicestellen/Bezirksämter, Sozialamt,<br />
Jugendamt) verpflichtend abzuhalten, ist mangelhaft.<br />
<strong>Der</strong>zeit erfolgen diese Schulungen nur in Teilbereichen<br />
und werden als Projekte abgehandelt. Das Verständnis<br />
dafür, dass es aufgrund <strong>der</strong> gesetzlichen Grundlagen<br />
eine Verpflichtung des Magistrates ist, dafür Sorge zu<br />
tragen, dass es zu keinen Diskriminierungen (betreffend<br />
aller Tatbestände) kommt, ist noch mangelhaft.<br />
Vordringliche Maßnahmen zu Artikel 2<br />
- BürgerInnen und ArbeitnehmerInnen sensibilisieren,<br />
um Ungleichbehandlung und Diskriminierung überhaupt<br />
wahrzunehmen und zu erkennen<br />
- Frauen und Männer ermutigen, entsprechende Maßnahmen<br />
im Diskriminierungsfall zu ergreifen<br />
Best Practice<br />
Magistrat Wien und Magistrat Linz<br />
Artikel 5<br />
Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Maßnahmen,<br />
a) die einen Wandel in den sozialen und kulturellen Verhaltensmustern<br />
von Mann und Frau bewirken und so zur<br />
Beseitigung von Vorurteilen sowie von herkömmlichen<br />
und allen sonstigen auf <strong>der</strong> Vorstellung von <strong>der</strong> Unterlegenheit<br />
o<strong>der</strong> Überlegenheit des einen o<strong>der</strong> des an<strong>der</strong>en<br />
Geschlechts o<strong>der</strong> <strong>der</strong> stereotypen Rollenverteilung<br />
von Mann und Frau beruhenden Praktiken führen;<br />
b) die sicherstellen, dass die Erziehung in <strong>der</strong> Familie zu<br />
einem wirklichen Verständnis <strong>der</strong> Mutterschaft als ei-<br />
103<br />
ner sozialen Aufgabe und zur Anerkennung <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Verantwortung von Mann und Frau für<br />
die Erziehung und Entwicklung ihrer Kin<strong>der</strong> beiträgt,<br />
wobei das Interesse <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in jedem Fall oberstes<br />
Gebot ist.<br />
Ad 5a)<br />
Durch diverse Kampagnen und die Arbeit von NGOs, die<br />
sich mit feministischen Anliegen, Anliegen von Homosexuellen<br />
und Transgen<strong>der</strong>-Personen auseinan<strong>der</strong>setzen,<br />
sowie durch das Masterstudium „Interdisziplinäre<br />
Geschlechterforschung“ an <strong>der</strong> Universität <strong>Graz</strong> können<br />
punktuelle Sensibilisierungsmaßnahmen für eine<br />
interessierte Öffentlichkeit angeboten werden. Dennoch<br />
schlagen sie sich nicht <strong>der</strong>art im Allgemeinverständnis<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung nie<strong>der</strong>, dass die Vielfalt <strong>der</strong><br />
Geschlechterrollen sichtbar und geför<strong>der</strong>t wird. Sie berühren<br />
also eher die diskursive Ebene des Wissens, als<br />
dass sie sich in den Praxen <strong>der</strong> Gesellschaftsmitglie<strong>der</strong><br />
manifestieren. So bewirkt z. B. <strong>der</strong> Mangel an Betreuungseinrichtungen<br />
für Kin<strong>der</strong> von 0 bis 3 Jahren nicht<br />
nur die fehlende Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben,<br />
son<strong>der</strong>n auch die (Re-)Produktion des Stereotypes,<br />
wonach Kin<strong>der</strong>erziehung eine innerfamiliäre, unprofessionelle<br />
Tätigkeit ist, wofür keinerlei Qualifikationen erfor<strong>der</strong>lich<br />
sind, mit Ausnahme <strong>der</strong> den Frauen bzw. in<br />
diesem Fall Müttern zugeschriebenen. Dies lässt sich<br />
auf alle Arten <strong>der</strong> fehlenden bzw. mangelhaft zugänglichen<br />
sozialen Dienstleistungen (z. B. Mobile Dienste,<br />
Tageszentren etc.) übertragen. O<strong>der</strong> das Fehlen von gen<strong>der</strong>sensibler<br />
Ausbildung, die Kin<strong>der</strong>n/SchülerInnen die<br />
Vielfalt an Rollenbil<strong>der</strong>n und Berufen offenbart, verweist<br />
auf ein Aufrechthalten bestehen<strong>der</strong> Ungleichheiten und<br />
Stereotype. Auch von PädagogInnen wird geschlechterstereotypes<br />
Verhalten von Seiten <strong>der</strong> SchülerInnen<br />
oft belohnt und Verhalten, welches die Geschlechterstereotypen<br />
aufbricht o<strong>der</strong> relativiert, sanktioniert. <strong>Der</strong> In-