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Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz

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70<br />

sich insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen Wohnsituation und<br />

Zusammenleben in <strong>der</strong> Nachbarschaft geringe Zufriedenheitswerte<br />

(geringste Zufriedenheitswerte im Bezirksvergleich).<br />

Auch die Umweltsituation wurde in den<br />

innerstädtischen Gebieten schlechter bewertet als in<br />

an<strong>der</strong>en Regionen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>. Geringe Unzufriedenheit<br />

wurde hingegen in <strong>der</strong> Innenstadt am östlichen Murufer<br />

o<strong>der</strong> im östlichen Wohngürtel <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> festgestellt. 285<br />

Allgemein ist festzuhalten, dass die <strong>Graz</strong>er Bevölkerung<br />

mit <strong>der</strong> Lebensqualität in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> sehr zufrieden<br />

ist. Durchschnittlich betrachtet zeigten sich die <strong>Graz</strong>erInnen<br />

mit keinem Aspekt unzufrieden o<strong>der</strong> sogar völlig<br />

unzufrieden. Dennoch sind hinsichtlich <strong>der</strong> subjektiven<br />

Bewertung <strong>der</strong> Lebensqualität stadtteilspezifische<br />

Unterschiede zu erkennen: In den westlich gelegenen<br />

Bezirken sowie in den Innenstadtbezirken westlich <strong>der</strong><br />

Mur (rechte Murseite) ist eine stärkere Konzentration<br />

von einkommensschwachen Haushalten gegeben. Analog<br />

dazu werden hier auch unterschiedliche Lebensqualitätsindikatoren<br />

vergleichsweise schlechter bewertet. 286<br />

Probleme und Defizite<br />

Studien belegen, dass die räumliche Konzentration von<br />

einkommensschwachen Haushalten problematische<br />

Soziallagen verstärken bzw. verfestigen kann. Neben<br />

den Bedingungen des freien Wohnungsmarktes (Konzentration<br />

von für einkommensschwache Haushalte<br />

leistbaren (oft schlecht ausgestattet, klein, mangelhaft)<br />

Wohnungen auf bestimmte <strong>Stadt</strong>gebiete, Diskriminierung<br />

von MigrantInnen, etc.) tragen auch sozialstaatliche<br />

Regelungen (Konzentration <strong>der</strong> Gemeinde- und<br />

Übergangswohnungen auf bestimmte <strong>Stadt</strong>gebiete)<br />

zur räumlichen und somit sozialen Segregation bestimmter<br />

Bevölkerungsgruppen bei. 287 Gemäß Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> städtischen SozialarbeiterInnen liegen dort<br />

auch die sozialen Brennpunkte <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>. Eine weitere<br />

Verschärfung <strong>der</strong> Probleme wird beobachtet. 288 Für den<br />

Zeitraum 2008 und <strong>2009</strong> sind allerdings keine langfristig<br />

angelegten Maßnahmenbündel (abgestimmte Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

wie Arbeitsmarkt, Wohnen, Soziales und Bildung)<br />

seitens <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>planung für <strong>Stadt</strong>teile mit hoher<br />

Armutsgefährdung (und hohem MigrantInnenanteil) bekannt.<br />

289<br />

5.3 Recht auf angemessene Lebensführung<br />

Durch unzureichende personelle, finanzielle und räumliche<br />

Rahmenbedingungen im schulischen und außerschulischen<br />

Bereich werden bestehende Konfliktsituationen<br />

und Gewaltpotenziale unter Jugendlichen<br />

verschärft (siehe Kapitel 4.2). 290<br />

Finanzielle Mittel für geschlechterspezifische Gewaltpräventionsarbeit,<br />

<strong>der</strong>en Bedarf und Notwendigkeit unumstritten<br />

sind, gibt es nicht. Auch wird anscheinend nach<br />

wie vor punktuell und anlassbezogen reagiert, während<br />

an einer langfristigen und kontinuierlichen Arbeit, die<br />

eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gewaltdynamik erst ermöglicht,<br />

nur wenig Interesse zu bestehen scheint. 291<br />

Empfehlungen<br />

- <strong>Der</strong> Aufbau einer „Bezirks- und <strong>Stadt</strong>teilbetreuung“<br />

im Sinne einer umfassenden Gemeinwesenarbeit<br />

wird empfohlen (siehe auch Empfehlung Kapitel 4.2).<br />

Mit Hilfe einer fachlichen Begleitung durch Mo<strong>der</strong>atorInnen<br />

kann die Mitwirkung und Beteiligung <strong>der</strong> jeweils<br />

betroffenen Bevölkerung an einer öffentlichen<br />

Planung sowie <strong>der</strong> konkreten Realisierung von Maßnahmen<br />

und Projekten gesichert werden. 292<br />

- Erstellung eines „Wertausgleichprogrammes“ für benachteiligte<br />

<strong>Stadt</strong>teile. Mit Hilfe von „evidence-based<br />

planning“ (faktenbasierende Planung) werden Defizite<br />

und Benachteiligungen bestimmter <strong>Stadt</strong>gebiete<br />

z.B. im Bereich einer ausreichenden Grünflächenausstattung,<br />

sicherer Radwege, Konzentration von Schadstoffbelastungen<br />

<strong>der</strong> Luft, Lärmeinwirkungen durch<br />

Verkehr, etc. festgestellt. In einem Wertausgleichprogramm<br />

können prioritäre Maßnahmen zum Ausgleich<br />

und zur Vermin<strong>der</strong>ung dieser Ungleichgewichte formuliert<br />

werden. 293<br />

- Die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> soll in Kooperation mit <strong>der</strong> Landes- und<br />

Bundesebene Maßnahmen zur Stabilisierung und Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> städtischen Gebiete mit höherer<br />

Armutsgefährdung konzipieren und umsetzen. 294<br />

- Die Durchführung intergenerativer Gesprächsrunden<br />

zur Bedarfserhebung von Jung und Alt wird empfohlen.<br />

295<br />

285 Vgl. Institut für Arbeitsmarktbetreuung und Forschung Steiermark, Armut in <strong>Graz</strong>, Erster Armutsbericht <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Sozialamt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Juni 2010, S.40-41.<br />

286 Vgl. Ibid, S. 42. – 287 Vgl. Ibid, S. 36. – 288 Vgl. Ibid, S.67. – 289 Vgl. MigrantInnenbeirat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 290 Vgl. ARGE Jugend<br />

gegen Gewalt und Rassismus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 291 Vgl. Männerberatung <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 292 DI Gartler<br />

Klaus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 293 DI Gartler Klaus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 294 Vgl. MigrantInnenbeirat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag<br />

zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 295 Vgl. ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>.

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