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Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz

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48<br />

Während einerseits <strong>der</strong> religiöse Pluralismus immer<br />

mehr zur „Normalität“ wird, existieren nach wie vor<br />

Abwehrhaltungen gegen das „An<strong>der</strong>e“ in beachtlichem<br />

Ausmaß, wie z.B. die Debatte über „den Islam“ und<br />

den Moscheebau zeigt.<br />

- Auch unter den Mitglie<strong>der</strong>n einer einzelnen Gruppe<br />

zeichnet sich oft eine starke Pluralität ab, […].<br />

- Die Vielfalt <strong>der</strong> religiösen Gruppierungen in <strong>Graz</strong> drängt<br />

sich dem oberflächlichen Betrachter nicht in einer Art<br />

auf, die zur allgemeinen Sichtbarkeit führen würde. […]<br />

- Trotz <strong>der</strong> vielen Gruppen, die sich in <strong>Graz</strong> finden, ist<br />

die Zahl <strong>der</strong> sich zu religiösen Gruppen Zusammenfindenden<br />

relativ gering. Die Gruppe <strong>der</strong>er, die nicht in religiösen<br />

Organisationen sind, wird größer. […]<br />

- Die sogenannten „Jugendreligionen“ <strong>der</strong> 70er und<br />

80er Jahre des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts sind in das Stadium<br />

des „Erwachsenendaseins“ eingetreten und<br />

haben sich stark verän<strong>der</strong>t. Die damalige Geschlossenheit<br />

und dichte Ideologisierung hat sich zum Teil<br />

aufgeweicht, die strenge soziale Kontrolle ist zum Teil<br />

lockerer geworden. […]“ 133<br />

Probleme und Defizite<br />

„Im religiösen und esoterischen Bereich ringen progressive<br />

und reaktionäre Einstellungen miteinan<strong>der</strong>“. 134 Während<br />

einerseits <strong>der</strong> religiöse Pluralismus immer mehr<br />

zur „Normalität“ wird, existieren nach wie vor Abwehrhaltungen<br />

gegen das „An<strong>der</strong>e“ in beachtlichem Ausmaß,<br />

wie z.B. die Debatte über „den Islam“ und den Moscheebau<br />

zeigt 135 . Das Schüren von kollektiven Ängsten<br />

gegen den Islam erfolgte bekanntlich auch im <strong>Graz</strong>er<br />

Gemein<strong>der</strong>atswahlkampf im Jahr 2008. Dass Slogans<br />

wie z.B. „Daham statt Islam“ auch bei Jugendlichen auf<br />

offene Ohren stoßen, zeigt auch das bedenkliche Ergebnis<br />

einer Befragung unter 236 steirischen SchülerInnen,<br />

bei <strong>der</strong> 75% <strong>der</strong> Befragten den Bau von Moscheen ablehnten.<br />

In manchen Hauptschulen sprachen sich sogar<br />

100% eindeutig dagegen aus. 136<br />

Klassische „Sekten“, die sich zunehmend als harmlos<br />

profilieren möchten, erfahren kaum Zuwachs. Hingegen<br />

steigt die Anhängerschaft intoleranter fundamentalistischer<br />

Gruppierungen christlicher und muslimischer<br />

Zugehörigkeit in <strong>Graz</strong> seit Jahren. Als Beispiel sei hier<br />

4.7 Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit<br />

die Gruppierung rund um den verurteilten „Heiler“ Hamer<br />

genannt, die neben <strong>der</strong> Leugnung von AIDS und<br />

Krebs antisemitische Agitation betreibt. Im Bereich <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen abendländischen Esoterik kann festgehalten<br />

werden, dass viele <strong>der</strong> in diesen Szenen tätigen Menschen<br />

sektenkritisch und demokratisch gesinnt sind. Immer<br />

wie<strong>der</strong> entstehen aber kleine Minisekten in diesem<br />

Bereich, <strong>der</strong>en FührerInnen Abhängigkeiten, Entmündigung<br />

und Leid für das soziale Umfeld schaffen. Ein weiteres<br />

Problemfeld ist die finanzielle Ausbeutung. Im<br />

Bereich <strong>der</strong> betont nicht-kommerziellen Szene werden<br />

immer wie<strong>der</strong> rechtsextreme Vereinnahmungsversuche<br />

in <strong>der</strong> schwarzen Szene (Jugendkultur) beobachtet. 137<br />

Gute Praxis<br />

ESO-Informationsdienst<br />

des LOGO-Jugendmanagements<br />

<strong>Der</strong> ESO-Informationsdienst unter Roman Schweidlenka<br />

ist eine wichtige Beratungs- und Informationsstelle,<br />

um über antidemokratische Strömungen im Bereich von<br />

Sekten und esoterischen Bewegungen sachlich zu informieren.<br />

138<br />

Afro-Asiatisches Institut<br />

Auf universitärer Ebene erfüllt das AAI die Funktion einer<br />

Kommunikations- und Begegnungsstätte zwischen<br />

Studierenden aus aller Welt. Es werden immer wie<strong>der</strong><br />

Veranstaltungen zu interreligiösen Fragestellungen organisiert.<br />

139<br />

Interreligiöse Dialogveranstaltungen <strong>der</strong> ARGE Jugend<br />

gegen Gewalt und Rassismus<br />

In Kooperation mit an<strong>der</strong>en <strong>Graz</strong>er NGOs sowie mit<br />

VertreterInnen <strong>der</strong> Religionsgemeinschaften bietet die<br />

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus für Schulen<br />

und Jugendeinrichtungen interreligiöse Dialogveranstaltungen<br />

zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen<br />

an (z.B. Politik und Religion, Stellung <strong>der</strong> Frau in<br />

den Religionen, etc.). 140<br />

133 Anna Strobl, Was <strong>Graz</strong> glaubt. Religionen und Spiritualität in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>, Tyrolia-Verlag, 2010, S.18-19. – 134 Roman Schweidlenka, ESObericht 2010. Spiritualität zwischen<br />

Mauern und offener Gesellschaft, Logo Eso Info und Land Steiemark, 2010, S.3. – 135 Vgl. Roman Schweidlenka, ESObericht 2010. Spiritualität zwischen Mauern und offener<br />

Gesellschaft, Logo Eso Info und Land Steiemark, 2010, S.3. – 136 Vgl. Befragung im Rahmen eines Workshops durch Sozialpädagoge Joachim Hainzl vom Verein Xenos,<br />

zitiert in: Die Woche vom 21.4.2010, Intoleranz auf dem Vormarsch, S.10. – 137 Vgl. Roman Schweidlenka, ESObericht 2010. Spiritualität zwischen Mauern und offener<br />

Gesellschaft, Logo Eso Info und Land Steiemark, 2010, S.2-3. – 138 Vgl. ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 139 Ibid.<br />

140 Ibid.

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