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Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz

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2. Die Menschenrechtssituation <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> im Überblick<br />

Artikel 1 AEMR<br />

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und<br />

sollen einan<strong>der</strong> im Geiste <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>lichkeit begegnen.<br />

Menschenrechte stehen jedem Menschen gegenüber<br />

dem Staat, in dem er o<strong>der</strong> sie sich aufhält, zu. Sie sind<br />

universell, weil alle Menschen frei und gleich an Würde<br />

und Rechten geboren sind. <strong>Der</strong> Staat ist auf allen Ebenen<br />

zu Achtung, Schutz und Gewährleistung <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

verpflichtet. An diese Verpflichtung sind auch die<br />

Gemeinden gebunden. Die <strong>Graz</strong>er Menschenrechtserklärung<br />

konkretisiert diese Verpflichtung und for<strong>der</strong>t die<br />

Umsetzung einer fakten- und menschenrechtsbasierten<br />

Politik und Verwaltung mit dem Ziel, eine Alltagskultur<br />

<strong>der</strong> Menschenrechte zu verwirklichen.<br />

Das Menschenrechtsschutzniveau ist in Österreich relativ<br />

hoch. Dennoch werden von den Vereinten Nationen,<br />

dem Europarat, zivilgesellschaftlichen Einrichtungen,<br />

aber auch seitens <strong>der</strong> Justiz und <strong>der</strong> Bundesregierung 1<br />

in verschiedenen Bereichen Mängel und Lücken sowohl<br />

auf normativer Ebene, insbeson<strong>der</strong>e aber in <strong>der</strong> Umsetzung<br />

und Verwirklichung des Menschenrechtsschutzes<br />

kritisiert. Zu den wichtigsten kritisierten Bereichen zählen<br />

die Unterwan<strong>der</strong>ung von Menschenrechtsstandards<br />

im Asylbereich, diskriminierende Wirkungen des Bildungssystems,<br />

sowohl struktureller als auch Alltagsrassismus,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im politischen Diskurs, o<strong>der</strong> das<br />

restriktive Fremdenrecht im Allgemeinen. Diese Defizite<br />

spiegeln sich auch auf <strong>Graz</strong>er Ebene wi<strong>der</strong>. Das Jahr<br />

<strong>2009</strong> stand beson<strong>der</strong>s unter dem Eindruck <strong>der</strong> globalen<br />

Wirtschaftskrise, <strong>der</strong>en Auswirkungen auf die Verwirklichung<br />

von wirtschaftlichen und sozialen Menschenrechten<br />

deutlich spürbar waren.<br />

Im kommunalen Vergleich geht die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> bewusst<br />

und umsichtig ihrer Verpflichtung zum Menschenrechtsschutz<br />

in <strong>Graz</strong> nach. Auf Basis <strong>der</strong> <strong>Graz</strong>er Menschenrechtserklärung<br />

erfolgen <strong>der</strong> Vollzug und die Einhaltung<br />

von Menschenrechtsstandards, wie dies beispielsweise<br />

Nicht-Diskriminierungsklauseln in <strong>der</strong> Subventionsordnung<br />

o<strong>der</strong> in den AGB zu städtischen Beschaffungsverträgen<br />

belegen. Darüber hinaus sind auch Ansätze<br />

eines weiter gehenden Schutzes und eine gewisse Bereitschaft<br />

zu subsidiären Maßnahmen dort, wo Bundes-<br />

und Landesrecht restriktive Niveaus normieren, hervorzuheben.<br />

Als Beispiel sei das 10-Punkte-Programm<br />

gegen Rassismus <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> genannt. Beson<strong>der</strong>e<br />

Bemühungen sind auch in den Bereichen Soziales, Bildung<br />

und Jugend zu verzeichnen. Die große Zahl an Bei-<br />

1 Vgl. den Bericht <strong>der</strong> Republik Österreich im Universal Periodic Review (www.liga.or.at, 11.9.2010)<br />

17<br />

spielen guter Praxis in den vom Bericht umfassten Menschenrechtsbereichen<br />

zeugt von einer zum Großteil<br />

engagierten, menschenrechtsorientierten <strong>Graz</strong>er Gesellschaft,<br />

<strong>der</strong>en Organisationen und Institutionen mit<br />

eingeschlossen. Trotzdem sind <strong>Stadt</strong> und Gesellschaft<br />

gefor<strong>der</strong>t, das Menschenrechtsbewusstsein sowohl zu<br />

verbreitern als auch zu vertiefen.<br />

Diskriminierung<br />

Das zentrale Menschenrechtsproblem in <strong>Graz</strong> betrifft<br />

Diskriminierungen aus rassistischen Motiven, Fremdenfeindlichkeit<br />

und aufgrund <strong>der</strong> Religion und Weltanschauung<br />

sowie aufgrund des Geschlechts. Die gemeldeten<br />

Diskriminierungsfälle im Bereich Alltag (wie<br />

beispielsweise Beschimpfungen, Beleidigungen, körperliche<br />

Übergriffe durch Dritte in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und<br />

bei <strong>der</strong> Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln)<br />

nahmen gegenüber dem Berichtsjahr 2007 auf 24 %,<br />

im Bereich Wohnen auf 22% <strong>der</strong> Fälle ab, während Diskriminierungen<br />

am Arbeitsmarkt auf 25 % zunahmen.<br />

Die meisten Diskriminierungsmeldungen betrafen Benachteiligungen<br />

vor o<strong>der</strong> durch Behörden (von 14% auf<br />

29%). In den meisten Fällen wurden dabei Polizeiorgane<br />

<strong>der</strong> Diskriminierung beschuldigt.<br />

Seit Jahren bleibt die Zahl <strong>der</strong> Beschwerden gegen Eintrittsverweigerungen<br />

auf Grund ethnischer Zugehörigkeit<br />

in <strong>Graz</strong>er Lokalen gleich hoch. Auch gegen diskriminierende<br />

Vorfälle bei <strong>der</strong> Vermietung von Wohnungen o<strong>der</strong> am<br />

Arbeitsmarkt wird nicht entschieden genug vorgegangen.<br />

Beinahe 700 Frauen wandten sich <strong>2009</strong> an die Gleichbehandlungsanwaltschaft<br />

um Hilfe. Dabei nahmen Beschwerden<br />

über sexuelle Belästigung, geschlechtsbezogene<br />

Belästigung sowie Diskriminierungen beim<br />

Einkommen und bei <strong>der</strong> Bewerbung im Vergleich etwas<br />

ab, jene über diskriminierende Arbeitsbedingungen blieben<br />

gleich. Verletzungen des Gleichbehandlungsgebots<br />

bei Stellenausschreibungen werden nach wie vor in hohem<br />

Maße beobachtet. Im Bereich <strong>der</strong> Arbeitswelt bewirkt<br />

die Diskussion um die aktuelle Wirtschaftskrise<br />

eine zusätzliche Verunsicherung im Hinblick auf einen<br />

möglichen Verlust des Arbeitsplatzes bzw. eine Verringerung<br />

<strong>der</strong> Chance bei <strong>der</strong> Arbeitssuche, sodass viele<br />

es nicht wagen, rechtliche Schritte zu unternehmen.<br />

Weiterhin ist Diskriminierung auf Grund <strong>der</strong> Religionszugehörigkeit<br />

sehr häufig. Beson<strong>der</strong>s betroffen sind

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