Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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5.3 Recht auf angemessene Lebensführung<br />
Besuchszeiten ermöglichen Kontakt zu Angehörigen/<br />
Vertrauenspersonen, das Veranstaltungsprogramm bietet<br />
u.a. Ausflüge, Bauernmarkt, Lesungen, Konzerte.<br />
Zudem sind alle drei Standorte <strong>der</strong> Einrichtungen <strong>der</strong><br />
GGZ von großzügigen Parkanlagen umgeben. Im PWH<br />
Geidorf/SeniorInnenzentrum steht überdies ein SeniorInnen-Fitness-Park<br />
zur Verfügung. 259<br />
Das Frauengesundheitszentrum <strong>Graz</strong> wird vom Frauenreferat<br />
geför<strong>der</strong>t. 260<br />
Für das Projekt „Gemma“ (betriebliche Gesundheitsvorsorge)<br />
und für den arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen<br />
Dienst ist das Präsidialamt zuständig.<br />
Als innerdienstliche Projekte leisten beide Bereiche einen<br />
wertvollen Beitrag für die Gesundheit <strong>der</strong> MitarbeiterInnen<br />
<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>. 261<br />
Probleme und Defizite<br />
Chancengleichheit aller <strong>Graz</strong>erInnen für eine bestmögliche<br />
gesundheitliche Versorgung und damit für Wohlbefinden<br />
gibt es noch nicht. In <strong>Graz</strong> fehlen folgende Maßnahmen/Angebote:<br />
262<br />
- Gesundheitsaufklärung für sozial schwache Gruppen<br />
- Das Vorhandensein von Gesundheitsangeboten, die<br />
auf spezifische, oft psychosoziale Problemlagen Rücksicht<br />
nehmen<br />
- Angebote im Bereich nie<strong>der</strong>schwelliger und interkultureller<br />
medizinischer Versorgung bzw. ausreichende<br />
Unterstützung <strong>der</strong> vorhandenen Angebote in Form von<br />
klaren Leistungsaufträgen bzw. Verträgen<br />
- Das Zusammenspiel <strong>der</strong> Bereiche Soziales, Gesundheit,<br />
Frauen und Bildung, um gemeinsame Konzepte<br />
und Gesundheitsinitiativen zu entwickeln<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> mit Migrationshintergrund verfügen<br />
aus unterschiedlichen Gründen über einen oftmals<br />
beeinträchtigten Gesundheitszustand. Diese gesundheitspolitische<br />
Benachteiligung ließe sich durch bedarfsgerechte<br />
Präventionsprojekte und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
mittelfristig ausgleichen. 263<br />
Nach wie vor ist auf Grund von Sprachbarrieren <strong>der</strong> Zugang<br />
zum Gesundheitssystem für MigrantInnen deutlich<br />
erschwert. Verständigungsprobleme sowie kulturelle<br />
Unterschiede verursachen viele Fehldiagnosen und<br />
daraus resultierende Fehlbehandlungen (zudem muss<br />
übermäßig viel Zeit und Geld investiert werden). 264<br />
Frauen und Männer unterscheiden sich physiologisch<br />
und in ihrem Gesundheits- und Krankheitsverhalten von-<br />
67<br />
einan<strong>der</strong>. Diese Unterschiede werden nicht durchgängig<br />
berücksichtigt. Daher kommt es zu Unter-, Über- und<br />
Fehlversorgung und auch zu Versorgungsdefiziten von<br />
Migrantinnen, Psychiatrie-erfahrenen Frauen und behin<strong>der</strong>ten<br />
Frauen. Es fehlt eine systematische Datenerhebung<br />
und –veröffentlichung, um den Ist-Stand und die<br />
Entwicklung zu erkennen. 265<br />
„Health Literacy“ ist nur wenig ausgeprägt. Die GesundheitsanbieterInnen<br />
stellen kaum verständliche,<br />
leicht zugängliche, unabhängige Informationen zur Verfügung.<br />
266<br />
Hinsichtlich des Ausbaus <strong>der</strong> geriatrischen Gesundheitszentren<br />
bietet das Pflegewohnheim Rosenhain<br />
noch Verbesserungspotential. Ein Aus-/Umbau wird bis<br />
2013 stattfinden. 267<br />
Gute Praxis<br />
Die Caritas Marienambulanz ist ein positives Beispiel<br />
für nie<strong>der</strong>schwellige medizinische Versorgung in <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>.<br />
Projekt Grünanger: Durch die Kooperation des Jugendamtes<br />
<strong>Graz</strong>-Südost mit dem Sozialmedizinischen Zentrum<br />
Liebenau (SMZ) ist es im Jahr <strong>2009</strong> gelungen, jeweils<br />
an drei Tagen in <strong>der</strong> Woche die Angebote des SMZ<br />
(wie Beratung, Physiotherapie, Bewegungsangebote)<br />
kostenlos für die BewohnerInnen des Wohngebietes,<br />
die zum Großteil sozial benachteiligt sind, anzubieten.<br />
Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
vor Ort im Lebensumfeld <strong>der</strong> Menschen stattfinden<br />
kann. 268<br />
Das Frauengesundheitszentrum führt unterschiedliche<br />
Fotbildungen und Kompetenztrainings durch. Dadurch<br />
wird die „Health Literacy“ von KonsumentInnen<br />
und PatientInnen nachweislich erhöht. 269<br />
<strong>Der</strong> Fachbeirat Frauengesundheit <strong>der</strong> Gesundheitsplattform<br />
des Landes Steiermark berät die Gesundheitsplattform<br />
in allen Entscheidungen, um eine geschlechtergerechte<br />
Versorgung zu ermöglichen. 270<br />
Empfehlungen<br />
- Im öffentlichen Bewusstsein wird die Wechselwirkung<br />
zwischen sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit<br />
viel zu wenig beachtet. Durch eine Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl<br />
von nie<strong>der</strong>schwelligen sozialmedizinischen Versorgungseinrichtungen<br />
kann ein wichtiger Beitrag<br />
259 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Geriatrische Gesundheitszentren <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 260 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Beitrag zum<br />
<strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 261 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Präsidialamt, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 262 Vgl. Caritas Marienambulanz, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />
<strong>2009</strong>. – 263 ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 264 Vgl. ZEBRA, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />
<strong>2009</strong>. – 265 Vgl. Frauengesundheitszentrum, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 266 Ibid. – 267 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Geriatrische Gesundheitszentren <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 268 Vgl. Geschäftsbericht <strong>2009</strong> des Amtes für Jugend und Familie, <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Amt für Jugend und Familie, S.20.<br />
269 Vgl. Frauengesundheitszentrum, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 270 Ibid.