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Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz

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5.3 Recht auf angemessene Lebensführung<br />

ter Bildung, fehlenden familiären Kontakten und oft mit<br />

Drogen- und Vorstrafenproblemen) und Frauen von<br />

Wohnungslosigkeit betroffen sind. AsylwerberInnen,<br />

die aus unterschiedlichen Gründen aus <strong>der</strong> Grundversorgung<br />

„herausgefallen“ sind, stellen einen weiteren<br />

großen Anteil <strong>der</strong> Betreuten in nicht städtischen Einrichtungen<br />

dar. 240<br />

Benachteiligte Bevölkerungsgruppen, darunter Migrant-<br />

Innen, haben Informationsdefizite in den Bereichen<br />

Mietrecht, Wohnbeihilfe und Beratungseinrichtungen. 241<br />

Empfehlungen<br />

- Zur Verbesserung des Zusammenlebens unter den<br />

MieterInnen sind verstärkte Maßnahmen zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Wohnfähigkeit und <strong>der</strong> Integration erfor<strong>der</strong>lich.<br />

242<br />

- Ein vermehrtes Angebot an nie<strong>der</strong>schwelliger Beratungs-<br />

und Informationsarbeit zum Thema Mietrecht,<br />

Hilfeleistungen und För<strong>der</strong>wesen wird empfohlen. 243<br />

- Finanzielle Unterstützung in <strong>der</strong> Einstiegsphase durch<br />

entsprechende Modelle wie u.a. günstige Darlehen<br />

wird empfohlen. 244 Da sich viele Menschen Mietwohnungen<br />

nicht leisten können, weil sie das Geld für eine<br />

Kaution nicht aufbringen können, wird eine Son<strong>der</strong>dotation<br />

im <strong>Stadt</strong>budget für Kautionszahlungen empfohlen.<br />

245<br />

- Um <strong>der</strong> zunehmenden Segregation im <strong>Stadt</strong>gebiet und<br />

auf dem Wohnungsmarkt entgegenzuwirken und das<br />

Recht auf ein angemessenes Wohnumfeld zu sichern,<br />

ist neben einer Erhöhung des Gemeindewohnangebotes<br />

insbeson<strong>der</strong>e eine Professionalisierung bezüglich<br />

erfolgter Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt<br />

sowohl in Bezug auf die Vergabe von Wohnraum als<br />

auch im täglichen Zusammenleben, das durch deutliche<br />

Ausschließungsprozesse sozial benachteiligter<br />

Gruppen gekennzeichnet ist, erfor<strong>der</strong>lich. 246<br />

- Grundsätzlich muss mehr leistbares Wohnen ermöglicht<br />

werden (dies aber nicht nur durch Gemeindewohnungen,<br />

son<strong>der</strong>n auch in Kooperation mit den Wohnbaugesellschaften,<br />

Landes- und Bundesmitteln). 247<br />

5.3.2 Gesundheit<br />

Daten und Fakten<br />

Gemäß EU-SILC-Erhebung 2008 (Befragung von Menschen<br />

im Alter zwischen 20 und 64 Jahren in Städten mit<br />

über 100.000 EinwohnerInnen) gaben 9% <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

an, einen „schlechten“ o<strong>der</strong> „sehr schlechten“ Ge-<br />

65<br />

In <strong>der</strong> <strong>Graz</strong>er Gesellschaft<br />

ist nicht nur die Gesundheit<br />

ungleich verteilt,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Zugang<br />

zu Gesundheitsleistungen.<br />

sundheitszustand aufzuweisen. 248 Umgelegt auf die Bevölkerung<br />

in <strong>Graz</strong> würde dies bedeuten, dass rund 14.700<br />

<strong>Graz</strong>erInnen in „schlechter“ o<strong>der</strong> „sehr schlechter“ gesundheitlicher<br />

Verfassung sind (Vergleich Tabelle 10).<br />

in schlechtem/sehr schlechtem<br />

Gesundheitszustand<br />

Anteile<br />

Absolutzahlen –<br />

Annäherung an <strong>Graz</strong><br />

9 % ~ 14.700 Personen<br />

chronisch krank 30 % ~ 49.000 Personen<br />

stark beeinträchtigt<br />

durch Behin<strong>der</strong>ung<br />

Bezug von Invaliditäts- bzw.<br />

Erwerbsunfähigkeitspension<br />

9 % ~ 14.700 Personen<br />

4 % ~ 6.500 Personen<br />

Tabelle 10: Gesundheitsbeeinträchtigung in Städten mit über 100.000 EinwohnerInnen<br />

– Anteile an <strong>der</strong> Bevölkerung im Erwerbsalter (20-64 Jahre) 2008.<br />

Quelle: EU-SILC 2008. Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Tabellenband,<br />

S.30. zitiert in: Institut für Arbeitsmarktbetreuung und Forschung<br />

Steiermark, Armut in <strong>Graz</strong>, Erster Armutsbericht <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Sozialamt <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Juni 2010, S. 58.<br />

<strong>Der</strong> sozioökonomische Status und Gesundheit stehen<br />

hierbei in unmittelbarem Zusammenhang, denn Armut<br />

produziert Krankheit und umgekehrt. 249 Gesundheit ist<br />

ungleich verteilt.<br />

Dies verdeutlicht eine Auswertung <strong>der</strong> „Österreichischen<br />

Gesundheitsbefragung“ für <strong>Graz</strong>: In armutsgefährdeten<br />

Haushalten leidet je<strong>der</strong> zweite Erwachsene<br />

(ab 20 Jahren) an einer chronischen Krankheit o<strong>der</strong><br />

an Einschränkungen aufgrund eines gesundheitlichen<br />

Problems. Hingegen ist in einkommensreichen Haushalten<br />

nur jede fünfte Person betroffen. Dies begründet<br />

sich u.a. auch darin, dass bei einkommensschwachen<br />

Personen die Existenzsicherung im Vor<strong>der</strong>grund steht,<br />

während Gesundheitsfragen lange aufgeschoben werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e chronische Erkrankungen stellen für<br />

„WenigverdienerInnen“ eine enorme finanzielle Belas-<br />

240 Vgl. Institut für Arbeitsmarktbetreuung und Forschung Steiermark, Armut in <strong>Graz</strong>, Erster Armutsbericht <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Sozialamt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Juni 2010, S. 69. – 241<br />

Vgl. MigrantInnenbeirat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 242 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Amt für Wohnungsangelegenheiten, <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />

<strong>2009</strong>. – 243 Vgl. MigrantInnenbeirat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 244 Vgl. Ibid. – 245 Vgl. Alfred Stingl, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />

<strong>2009</strong>. – 246 Vgl. Das Land Steiermark, Gesellschaft und Generation – Diversitätsmanagament, Gerald Pint, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 247 Vgl. MigrantInnenbeirat<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 248 Vgl. Einkommen, Armut und Lebensbedingungen. Tabellenband, s. 32ff. zitiert in: Institut für<br />

Arbeitsmarktbetreuung und Forschung Steiermark, Armut in <strong>Graz</strong>, Erster Armutsbericht <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Sozialamt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Juni 2010, S. 58.249 Vgl. Caritas Marienambulanz,<br />

Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>.

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