Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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106<br />
c) Beseitigung je<strong>der</strong> Art stereotyper Rollenauffassung<br />
von Mann und Frau auf allen Erziehungsebenen und<br />
in allen Unterrichtsformen durch För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Koedukation<br />
und sonstiger Erziehungsformen, die zur Erreichung<br />
dieses Zieles beitragen, insbeson<strong>der</strong>e auch<br />
durch Überarbeitung von Lehrbüchern und Lehrplänen<br />
und durch Anpassung <strong>der</strong> Lehrmethoden;<br />
d) (…)<br />
e) gleiche Möglichkeiten des Zugangs zu Fortbildungsprogrammen,<br />
darunter Programmen für erwachsene<br />
Analphabeten und zur funktionellen Alphabetisierung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e zur möglichst baldigen Verringerung jedes<br />
Bildungsgefälles zwischen Mann und Frau;<br />
f) (…)<br />
g) (…)<br />
h) (…)<br />
Ad 10 a)<br />
<strong>Der</strong>zeit sind in diesem Bereich nur kleine Ansätze dazu<br />
umgesetzt. Es gibt noch immer eine starke Geschlechtersegregation<br />
in bestimmten Schultypen und Ausbildungen<br />
(z.B. HTL, BAKIP). Trotz <strong>der</strong> formal gleichen Zugangsbedingungen<br />
wirken hier Stereotype nach wie vor<br />
sehr stark. Das Bewusstsein für die geschlechtsspezifischen<br />
Barrieren ist zu wenig ausgeprägt, und es fehlt<br />
an Wissen, wie unterschiedliche Diversitätskategorien<br />
in Kombination wirken (z.B. bei Mädchen mit Migrationshintergrund).<br />
Mängel bestehen in <strong>der</strong> kaum eingesetzten<br />
gen<strong>der</strong>sensiblen Pädagogik auf allen Ebenen in<br />
<strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung. Vernachlässigt ist die Berufsorientierung<br />
an Schulen, und die Positionierung von<br />
lebensbegleitendem Lernen im Alltag aller Menschen<br />
ist mangelhaft.<br />
Evident ist, dass <strong>der</strong> Zugang von Migrantinnen zu<br />
den Fortbildungsangeboten sehr schwierig ist. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass „Frau sein“ und „Migrantin sein“<br />
die Schwierigkeiten aus diskriminierenden und rassistischen<br />
Gründen potenziert. Faktum ist, dass bei Berufsausbildungen<br />
Migrantinnen kaum die Möglichkeit<br />
haben, die Auswahlverfahren zu bestehen. Dies ist<br />
meist nicht auf mangelnde Sprachkenntnisse zurückzuführen,<br />
son<strong>der</strong>n darauf, wie ein Auswahlverfahren gestaltet<br />
ist. Rückfragen bei den betreffenden Institutionen<br />
nennen jedoch fast immer Sprachkenntnisse als<br />
Ausschließungsgrund, hier fehlt es u.a. an <strong>der</strong> Bereitschaft,<br />
alternative Auswahlverfahren zu konzipieren. Die<br />
Frage ist: Welche Maßnahmen setzen die anbietenden<br />
Institutionen, damit Personen dieser Gruppe erfolgreich<br />
an den Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen können?<br />
Wird überhaupt versucht, diese anzusprechen? Gibt es<br />
Geld, Zeit, entsprechende Möglichkeiten, um (Unter-<br />
7.2 Frauenrechte in <strong>Graz</strong><br />
richts-)Materialien zu entwickeln? Unser Ausbildungssystem<br />
fokussiert bekanntlich sehr stark auf schriftliche<br />
Texte und entsprechend sich daraus ableitende Lehr-<br />
und Lernformen. Das bedeutet für nicht alphabetisierte<br />
Menschen einen zwangsläufigen Ausschließungsgrund.<br />
Bei den vorbereitenden Maßnahmen stellt sich einmal<br />
mehr die Frage <strong>der</strong> Zuständigkeit. AMS-Maßnahmen<br />
obliegen den entsprechenden Rahmenbedingungen<br />
(z.B. eher kürzere Verweildauer), an<strong>der</strong>e (Gemeinden/<br />
Land/Bund) finanzieren wie<strong>der</strong>um nicht.<br />
Im Magistrat <strong>Graz</strong> ist Artikel 10a) durch das Landesgleichbehandlungsgesetz<br />
<strong>der</strong> Steiermark geregelt und<br />
sollte somit gewährleistet sein. Für den Magistrat gibt<br />
es zudem Objektivierungsrichtlinien und das Dienstrecht.<br />
Problematisch können die Anerkennung von im<br />
Ausland erworbenen Maturaabschlüssen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> neuen<br />
Masterstudien, die nicht als A-wertige Ausbildungen<br />
anerkannt wurden und werden, sein, was sich auf die jeweiligen<br />
Einstufungen im Gehaltsschema auswirkt.<br />
Vordringliche Maßnahmen Artikel 10a)<br />
- För<strong>der</strong>ung von Basisbildung und zielgruppengerechter<br />
Bildungsarbeit<br />
- Erweiterung und finanzielle Absicherung <strong>der</strong> Deutschkurse<br />
für Migrantinnen<br />
- Entsprechende, <strong>der</strong> Lebensrealität von Migrantinnen<br />
angepasste Kriterien, sobald Fortbildungsprogramme<br />
angeboten werden<br />
- Als Querschnittmaßnahme für „Weiterbildung und Arbeitsmarkt“:<br />
Schaffung eines Amtes für Weiterbildung<br />
und Arbeitsmarkt, damit das Thema nachhaltig betreut<br />
werden kann, Strategien entwickelt werden, die politikübergreifende<br />
Aktivitäten ermöglichen, Schnittstellen<br />
zwischen Schule, Universität, Wirtschaft und Weiterbildung<br />
betreuen etc.<br />
- Berufliche Orientierung als Querschnittaufgabe betrachten:<br />
aktivere Öffnung von Industrie, Gewerbebetrieben<br />
und <strong>Graz</strong>er Wirtschaftsbetrieben für Schulen in Form<br />
von Exkursionen, Praktika, Fachgespräche mit Role Models<br />
aus <strong>der</strong> Wirtschaft für nichttraditionelle Berufe<br />
- Lebensbegleitendes Lernen in den Alltag integrieren:<br />
Weiterbildung für jene för<strong>der</strong>n, die bisher kaum Zugang<br />
zu Weiterbildungsmöglichkeiten hatten; Anreize<br />
schaffen, damit Frauen Weiterbildung nutzen können<br />
(z.B. Weiterbildungsscheck für Frauen mit geringem<br />
Ausbildungsniveau, geringen finanziellen Mitteln, in<br />
prekären Arbeitsverhältnissen, in Karenz, in <strong>der</strong> nachberuflichen<br />
Phase etc.)<br />
Ad 10 c)<br />
In den städtischen Kin<strong>der</strong>bildungs- und -betreuungseinrichtungen<br />
418 rückt die geschlechtersensible Pädago-<br />
418 <strong>Der</strong> Begriff Kin<strong>der</strong>bildung und -betreuung erweitert die o .a. Begriffe „Erziehungsebenen“ und „Unterrichtsformen“ insofern, als die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> den Kin<strong>der</strong>n Bildung<br />
und Betreuung bietet – und das ist we<strong>der</strong> Unterricht noch Erziehung.