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Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz

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7.2 Frauenrechte in <strong>Graz</strong><br />

Kommt es im Reinigungsbereich zu einer gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigung, die eine Arbeit in jenen Bereichen<br />

<strong>der</strong> Ausbildung nicht mehr zulässt, wird es immer<br />

schwieriger, eine Versetzung in die Verwaltung zu<br />

ermöglichen, sodass Frauen häufig die Pensionierung<br />

vorgeschlagen wird. Dabei werden das Alter und die<br />

dementsprechenden Pensionsabschläge bei <strong>der</strong> Pension<br />

kaum berücksichtigt.<br />

Auf Basis des steirischen Landesgleichbehandlungsgesetzes<br />

(2004) wurde die Gleichbehandlungsbeauftragte<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> eingesetzt, daneben gibt es weitere Ansprechpersonen<br />

bzw. Programme.<br />

Vordringlichste Maßnahmen zu Artikel 11)<br />

- Mehr arbeitspolitische Maßnahmen zur besseren Integration<br />

von Frauen auf dem Arbeitsmarkt (Aus-, Fort-,<br />

Weiterbildung, Umschulung …)<br />

- Schaffung von mehr Vollzeitarbeitsplätzen, Verringerung<br />

<strong>der</strong> Anzahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse<br />

- Verpflichtende Einkommenstransparenz in <strong>der</strong> Privatwirtschaft<br />

und im öffentlichen Dienst<br />

- Bessere Sanktionsmechanismen bei ungleicher Entlohnung,<br />

Kündigung o<strong>der</strong> Nichteinstellung<br />

- „Amt für Weiterbildung und Arbeitsmarkt“, „Berufliche<br />

Orientierung als Querschnittaufgabe“ und „Lebensbegleitendes<br />

Lernen“ (Vgl. Artikel 10)<br />

- Positionierung <strong>der</strong> Sozialwirtschaft als zukunftsträchtigen<br />

und innovativen Wirtschaftszweig<br />

- Schaffung von Lehrstellen in öffentlichen Bereichen<br />

Artikel 12<br />

1. Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Maßnahmen<br />

zur Beseitigung <strong>der</strong> Diskriminierung <strong>der</strong> Frau im<br />

Gesundheitswesen, um Frauen zu den gleichen Bedingungen<br />

wie Männern Zugang zu den Gesundheitsfürsorgediensten,<br />

einschließlich <strong>der</strong> Dienste im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Familienplanung, zu gewährleisten.<br />

2. Unbeschadet des Abs. 1 sorgen die Vertragsstaaten<br />

für angemessene Betreuung während <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

sowie während und nach <strong>der</strong> Entbindung,<br />

wobei diese Betreuung Frauen erfor<strong>der</strong>lichenfalls unentgeltlich<br />

zur Verfügung steht, sowie für eine angemessene<br />

Ernährung <strong>der</strong> Frau während <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

und <strong>der</strong> Stillzeit.<br />

Ad 1<br />

Grundsätzlich ist <strong>der</strong> Zugang zu den vorhandenen<br />

Leistungen des Gesundheitswesens über den Krankenversicherungsschutz<br />

geregelt und sollte daher gewährleistet<br />

sein. Allerdings wird das Geschlecht nicht<br />

durchgehend berücksichtigt. Daher kommt es zu Unter-,<br />

Über- und Fehlversorgung und auch zu Versorgungsde-<br />

109<br />

fiziten bei Migrantinnen, Frauen mit psychiatrischen Diagnosen<br />

und behin<strong>der</strong>ten Frauen. Generell besteht ein<br />

erschwerter Zugang zu gesundheitsför<strong>der</strong>nden Maßnahmen<br />

für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Die Risikoaufteilung<br />

hängt sehr stark von sozialen Einflussfaktoren<br />

(Schicht, Einkommen, Bildung, Sprache etc.) ab.<br />

Da Frauen sozial und ökonomisch benachteiligt sind,<br />

ergibt sich für sie ein erschwerter Zugang zu Gesundheitsleistungen.<br />

Es fehlt eine systematische Erhebung<br />

und Veröffentlichung von Gesundheitsdaten, um den Ist-<br />

Stand und die Entwicklung zu erkennen. Health Literacy 422<br />

ist sehr wenig ausgeprägt, es mangelt an Gesundheitswissen<br />

bei den NutzerInnen, Versicherten und PatientInnen.<br />

Die GesundheitsanbieterInnen stellen zumeist<br />

keine verständlichen, leicht zugänglichen, unabhängigen<br />

und mehrsprachigen Informationen zur Verfügung.<br />

Best practice<br />

- Fachbeirat Frauengesundheit <strong>der</strong> Gesundheitsplattform<br />

des Landes Steiermark<br />

- „Wissen macht stark und gesund – Kompetenztraining“<br />

(Fortbildungen des Frauengesundheitszentrums)<br />

Ad 2<br />

Es gibt eine flächendeckende medizinische Betreuung<br />

während <strong>der</strong> Schwangerschaft und Geburt (siehe Mutter-Kind-Pass).<br />

Schwangere, die keine bestehende Krankenversicherung<br />

haben, müssen alle medizinischen<br />

Leistungen während <strong>der</strong> Schwangerschaft, die über<br />

die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen hinausgehen, inklusive<br />

<strong>der</strong> Geburtskosten selbst tragen. Aufgrund von<br />

Sprachbarrieren und fehlen<strong>der</strong> transkultureller Kompetenz<br />

des Personals im Gesundheitswesen kann die Geburtssituation<br />

für Migrantinnen sehr belastend sein. 423<br />

Die Rate <strong>der</strong> Kaiserschnitte ist in Österreich (2008:<br />

28 %) über <strong>der</strong> Empfehlung <strong>der</strong> WHO (10 – 15 %). 424<br />

Frauen werden vielfach nicht über erwünschte und unerwünschte<br />

Folgen des Kaiserschnitts und die negativen<br />

Folgen eines Wunschkaiserschnittes aufgeklärt.<br />

Die Versorgung schwangerer Frauen und die Geburtshilfe<br />

sind einseitig medizinisch ausgerichtet. Es fehlen flächendeckende<br />

nichtmedizinische Angebote wie Geburtsvorbereitungen,<br />

early childhood intervention, frühkindliche<br />

pädagogische Betreuung. Es fehlt eine flächendeckende<br />

nichtmedizinische Betreuung (Hebammen, Beratung,<br />

soziale Netzwerke, soziale Unterstützung …) beson<strong>der</strong>s<br />

für sozial benachteiligte Frauen. 425 Die Schwangerschaft<br />

und die Folgezeit gehen häufig mit (aktualisierten)<br />

psychischen und sozialen Risiken und Belastungen einher.<br />

Psychosoziale Belastungen und geringe soziale Unterstützung<br />

werden als Risikofaktoren in <strong>der</strong> Schwan-<br />

422 Die Gesamtheit aller kognitiven und sozialen Fertigkeiten, welche Frauen und Männer motivieren und befähigen, ihre Lebensweise <strong>der</strong>art zu gestalten, dass sie für die<br />

Gesundheit för<strong>der</strong>lich ist. Dazu gehört <strong>der</strong> Zugang zu, das Verstehen von sowie ein konstruktiver Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen. – 423 Vgl. Interkulturelle<br />

Kompetenz im Gesundheitswesen 2005, http://www.bmg.gv.at/cms/site/attachments/6/5/0/CH0772/CMS1126253889077/bericht_interkulturelle_kompetenz_im_gesundheitswesen.pdf<br />

– 424 Vgl. Geburtsallianz, http://www.geburtsallianz.at/fakten/kaiserschnitt/index.html, 14.7.2010 – 425 Vgl. Frauengesundheitsbericht 2005 http://<br />

www.bmg.gv.at/cms/site/attachments/2/7/3/CH0774/CMS1114154451979/oesterreichischer_frauengesundheitsbericht_kurzfassung_2005__2_.pdf

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