Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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7.1 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>Graz</strong><br />
- Das Wissen über „was gesund ist“, nimmt trotz einer<br />
immer informierteren Gesellschaft ständig ab, denn<br />
die Verunsicherung des/<strong>der</strong> Einzelnen über „was sinnvoll<br />
ist“ nimmt zu.<br />
Alternativmedizinische Versorgung ist immer noch zu<br />
einem großen Teil privat zu finanzieren.<br />
- <strong>Stadt</strong>gebiete mit hoher Umweltbelastung (Verkehr, Lärm,<br />
Feinstaub etc.) „produzieren“ mehr kranke Kin<strong>der</strong>.<br />
- Umweltbelastungen führen zu neuen Krankheitsbil<strong>der</strong>n,<br />
auf die es noch keine eindeutigen Antworten gibt<br />
– Ärzterallyes können sich aber nicht alle leisten, we<strong>der</strong><br />
zeitlich noch finanziell.<br />
- Wohnen in stark verbauten <strong>Stadt</strong>gebieten behin<strong>der</strong>t<br />
Bewegungsmöglichkeiten im Freien.<br />
- Bewegungsmangel führt zu immer früheren Haltungsschäden,<br />
unter denen mittlerweile schon viele Jugendliche<br />
leiden – Gegenmaßnahmen sind sowohl individuell<br />
als auch durch eine Än<strong>der</strong>ung des Schulprogramms<br />
möglich.<br />
- Armut schädigt das Wohlbefinden und die Gesundheit<br />
– medizinische Hilfe kann nur Teile davon heilen, <strong>der</strong><br />
„große Rest“ sind umfassende Sozial- und Wohlfahrtsmaßnahmen.<br />
- Immer mehr medizinische Hilfs- und Heilmittel werden<br />
nicht mehr über die Krankenkasse (teil)finanziert – das<br />
hin<strong>der</strong>t viele Menschen, diese Mittel anzuwenden. Die<br />
späteren Folgen sind schmerzhaft und teu(r)er.<br />
- Immer wie<strong>der</strong> müssen Kin<strong>der</strong> für ihre Eltern beim Arzt<br />
übersetzen – das kann eine sehr große Belastung für<br />
die Kin<strong>der</strong> und Eltern sein.<br />
- Immer wie<strong>der</strong> gibt es in Arztpraxen und Kliniken einen<br />
Mangel an sprachkundigem Personal – <strong>der</strong> Umweg<br />
über eine „Mittelsprache“ (z. B. Englisch, slawische<br />
Sprachen, Arabisch ...) ist nicht immer möglich.<br />
- Die <strong>Graz</strong>er Kin<strong>der</strong>klinik ist bei großem Andrang stark<br />
frequentiert (z. B. Grippewelle) und kann ihren Aufgaben<br />
nur schwer nachkommen.<br />
- Die Versorgung von psychisch labilen und kranken Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen in <strong>Graz</strong> ist zwar gesichert, jedoch<br />
mangelt es an Betten und Betreuungspersonal.<br />
- Die Weitergabe von Kin<strong>der</strong>n/Jugendlichen, die nicht<br />
leicht betreubar sind, an die Kin<strong>der</strong>-/Jugendpsychosomatik<br />
o<strong>der</strong> an die Kin<strong>der</strong>klinik in <strong>der</strong> Sigmund-Freud-<br />
Klinik ist nicht immer die optimale Therapie.<br />
- Psychologische und psychotherapeutische Angebote<br />
sind trotz Mitfinanzierung durch die Jugendwohlfahrt immer<br />
noch nicht für alle je<strong>der</strong>zeit leistbar bzw. erhältlich.<br />
- Die Versorgung von Jugendlichen, die Drogen konsumieren,<br />
ist stets am Limit, denn die Therapieplätze<br />
sind stets „ausgebucht“. 399<br />
97<br />
„Geld für Kino, G’wand und Mopeds“ – „Papa, ich<br />
brauch Geld“ – „Auto als Schuldenfalle“ – „Wenig<br />
Bildung, viel Schuld“ (SmZ, 3. 3. 2010, Akademisches<br />
Gymnasium <strong>Graz</strong>, und 17. 3. 2010, HAK Fürstenfeld)<br />
Artikel 27: Das Recht auf Erfüllung <strong>der</strong> Grundbedürfnisse<br />
des Kindes<br />
52.613 Personen waren laut Schuldenreport 2010 verschuldet.<br />
33,8 % <strong>der</strong> Erstberatenen sind arbeitslos. 59<br />
% <strong>der</strong> Beratenen sind männlich. Nur 9,2 % <strong>der</strong> Beratenen<br />
haben Matura o<strong>der</strong> eine höhere Bildung. 0,2 %<br />
sind bis 17 Jahre, 2,0 % zwischen 18 und 20 Jahren und<br />
26,3 % sind zwischen 21 und 30 Jahren alt. 400<br />
Um <strong>der</strong> „Schuldenfalle“ entkommen zu können, müssen<br />
die Verschuldeten selbst aktiv werden und zu einer<br />
Schuldenberatung gehen. Jugendliche geraten oft durch<br />
Moped, Auto o<strong>der</strong> eine Wohnung in die Schuldenfalle. 401<br />
Eine Regelung bzgl. des Taschengeldes könnte dazu beitragen,<br />
dass Jugendliche sich nicht verschulden. Weiters<br />
sollen Kin<strong>der</strong> das Geld wertschätzen und lernen zu<br />
sparen. 402<br />
Natürlich ist es nicht die Aufgabe einer <strong>Stadt</strong>, für die finanzielle<br />
Grundausstattung ihrer Jugendlichen zu sorgen,<br />
aber dennoch ist es ein Thema. Die Herkunft des<br />
Geldes spielt eine Rolle für das Wohlbefinden, die Zukunftsaussichten<br />
des Individuums und ist die Ursache<br />
für Verschuldungen.<br />
Empfehlung<br />
- <strong>Stadt</strong>politische Maßnahmen können die existenzielle<br />
Sicherheit aber (mit-)steuern: z. B. ausreichende Anzahl<br />
von (Lehr-)Stellenangeboten, verträgliche Wohnungspreise,<br />
keine Benachteiligung von Mädchen, Eindämmung<br />
von Wett-Spiel-Cafés ...<br />
„Was sich die Schüler wünschen“ (SmZ, 24. 2. 2010,<br />
BHAK Eisenerz)<br />
Artikel 28: Das Recht auf Bildung<br />
„Mehr Auswahlfreiheit“, „Eingehen auf Interessen“,<br />
„Freude am Lernen“, „Schule im Wohnzimmer“, „Ein Ort<br />
zum Wohlfühlen“, „Stärkere Motivation“, „Kür, aber auch<br />
Pflicht“, „Fächer im Kurssystem“, „Angenehmes Umfeld“<br />
... 403 so lauten die Vorschläge <strong>der</strong> BHAK Eisenerz-<br />
SchülerInnen für eine kin<strong>der</strong>- bzw. jugendverträgliche<br />
Schule.<br />
399 vgl. dazu: Kin<strong>der</strong>- und Jugend-Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark. Das Land Steiermark. Gesundheit. <strong>Graz</strong> 2010. – 400 5. Österreichischer Schuldenreport 2010.<br />
ASB Schuldnerberatung GmbH., Wien, 2010 – 401 Zweite Steirische Jugendstudie. ARGE Jugend gegen Gewalt. <strong>Graz</strong>. <strong>2009</strong> – 402 „Geld für Kino, G’wand und Mopeds“;<br />
SchülerInnen machen Zeitung, 3. März 2010, Akademisches Gymnasium <strong>Graz</strong> über (TASCHEN-)GELD. – 403 „Was sich Schüler wünschen“; SchülerInnen machen Zeitung,<br />
24. Februar 2010, BHAK Eisenerz über die SCHULE.