Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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7.1 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>Graz</strong><br />
licher Zivilcourage <strong>der</strong> handelnden Personen. Die soziale,<br />
pädagogische und medizinische (Beziehungs-)<br />
arbeit muss als elementare gesellschaftliche Schlüsselkraft<br />
anerkannt werden.<br />
Ein Wandel im System <strong>der</strong> Jugendwohlfahrt wäre dazu<br />
wohl nötig. Diese for<strong>der</strong>t ihn auch von sich aus, denn<br />
die öffentliche Jugendwohlfahrt hat die zentrale Drehscheibenfunktion<br />
unter Einbindung aller maßgeblichen<br />
Kräfte (Kin<strong>der</strong>gärten, Schule, Ärzte, Polizei, ...) wahrzunehmen.<br />
Die Jugendwohlfahrt soll ja für eine optimale<br />
Kooperation zwischen den staatlichen Stellen und<br />
den privaten Einrichtungen (wie Beratungsstellen, Sorgentelefon,<br />
Kin<strong>der</strong>schutz-Zentren, ...) sorgen, um die<br />
vorhandenen Lücken bei den Schnittstellen im Hilfssystem<br />
zu schließen.<br />
- Um eine Stärkung <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />
zu erreichen, sollte die Entwicklung <strong>der</strong> Sozialarbeit in<br />
<strong>der</strong> Jugendwohlfahrt neu überdacht werden. Sozialarbeit<br />
= Beziehungsarbeit = Zeit für direkten Kontakt mit<br />
den Familien. Diese Haltung muss in den Vor<strong>der</strong>grund<br />
treten und spürbar werden. Eine pro-aktiv zugehende<br />
Arbeitsweise soll Eltern die Hilfe vor Augen führen, und<br />
es soll nicht darauf gewartet werden, bis die Eltern den<br />
ersten Schritt machen. Ausreichen<strong>der</strong> persönlicher Kontakt<br />
mit <strong>der</strong> Familie und Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />
zum Kind sollten eine Selbstverständlichkeit<br />
sein.<br />
Durch strukturelle Maßnahmen (wie etwa die Trennung<br />
<strong>der</strong> behördlichen Funktion von <strong>der</strong> Servicefunktion,<br />
standardisierte Zweierteams für „Multiproblemfamilien“,<br />
aktive Informationsweitergabe und Vernetzung,<br />
etwa bei Übersiedlungen <strong>der</strong> Familien in an<strong>der</strong>e Bezirke<br />
o<strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong>, Durchführen unangemeldeter<br />
Hausbesuche etc.) sollte die Kontrollfunktion<br />
zum Schutz von Kin<strong>der</strong>n klar ausgeübt werden.<br />
Daher bedarf es einerseits einer stärkeren Gewichtung<br />
des Präventionsauftrages und an<strong>der</strong>erseits eines<br />
klaren Bekenntnisses zur Kontrollfunktion <strong>der</strong> Jugendwohlfahrt.<br />
Sozialarbeit als Beziehungsarbeit braucht entsprechende<br />
Ressourcen. Die Festschreibung einer einheitlichen<br />
Berechnung <strong>der</strong> nötigen Personalkapazitäten<br />
nach wissenschaftlichen Kriterien wäre daher angemessen<br />
und für viele Seiten beruhigend. Auch für prophylaktische<br />
und präventive Arbeit und Angebote müssen<br />
ausreichend Mittel bereitgestellt werden, um eine<br />
an den Bedürfnissen und Problemlagen und nicht an<br />
Rationierungsgesichtspunkten orientierte Hilfe leisten<br />
zu können. 374<br />
- Auch wenn die Kosten für die Jugendwohlfahrt durch<br />
das geplante Bundes-Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfegesetz<br />
91<br />
für <strong>Graz</strong> und die Steiermark steigen würden, ist die<br />
Verhin<strong>der</strong>ung dieses Entwurfs eine Entscheidung gegen<br />
die Idee <strong>der</strong> Menschenrechte und <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>rechte-Konvention<br />
und gegen den Schutz des Kindes/<br />
Jugendlichen.<br />
- Empfehlung MRB 2008: Recht auf Leben, Freiheit und<br />
Sicherheit, Verbot <strong>der</strong> Sklaverei, Verbot <strong>der</strong> Folter: Geschlechterspezifische<br />
Gewaltpräventionsarbeit und<br />
Konfliktmanagement sind zu verstärken, Maßnahmen<br />
zur Verbesserung des Opferschutzes und <strong>der</strong> Betreuung<br />
von jugendlichen Gewaltopfern werden empfohlen.<br />
Generell sollten Schutzeinrichtungen zur Prävention<br />
vermehrt in Schulen angesetzt werden.<br />
Es ist zu empfehlen, dass MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen<br />
flächendeckend zum Thema „Gesundheitliche<br />
Folgen von Gewalt gegen Frauen und<br />
Kin<strong>der</strong>“ geschult werden, da sie eine zentrale Rolle<br />
beim Erkennen von Gewalt, <strong>der</strong> Weiterleitung von Betroffenen<br />
an spezialisierte Hilfseinrichtungen und somit<br />
<strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung weiterer Gewalt haben. 375<br />
„Schweigen macht krank“ –<br />
„Die Jugend ist besser als ihr Ruf“<br />
(SmZ, 19.5.2010, BG Stainach)<br />
Artikel 19: Das Verbot von Gewalt (gegen Kin<strong>der</strong>)<br />
Schweigen macht krank. Man kann Probleme nicht totschweigen<br />
- Reden hilft den Betroffenen.<br />
Die österreichischen Jugendlichen leiden immer häufiger<br />
an psychisch bedingten Problemen wie Essstörungen,<br />
Depressionen, Selbstverletzung o<strong>der</strong> sogar<br />
Selbstmordgedanken. Laut OECD-Kin<strong>der</strong>bericht liegt<br />
Österreich bei Selbstmorden unter 15- bis 19-Jährigen<br />
sogar an sechster Stelle.<br />
Zu den Hauptursachen zählt laut Melanie Schatz, Psychologin<br />
an <strong>der</strong> Psychosomatik Bad Aussee, die fehlende<br />
Kommunikation innerhalb des familiären Umfelds.<br />
„Die Erziehung stellt für viele Eltern eine sehr große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
dar“, so Schatz. Manche würden durch<br />
Verbote und Einschränkungen versuchen, Probleme im<br />
Vorfeld abzufangen. An<strong>der</strong>e hingegen setzen überhaupt<br />
keine Grenzen. „Bei beiden kommt die Kommunikation<br />
zu kurz, obwohl sie die beste Möglichkeit ist, Problemen<br />
vorzubeugen.“ Beson<strong>der</strong>s bei Mobbing und Leistungsdruck<br />
– sowohl durch Eltern als auch durch Lehrer – ist<br />
es wichtig „zu reden und den Betroffenen das Gefühl zu<br />
geben, sie zu verstehen“, weiß die Psychologin. Wenn<br />
das nicht vorab geschieht, schlucken Kin<strong>der</strong> ihre Probleme<br />
oft viel zu lange hinunter. Und das kann letztlich<br />
zu Verhaltensstörungen führen. 376<br />
374 vgl. „Kin<strong>der</strong>schutz – effektiv“. Presseaussendung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendanwaltschaften Österreich. 2008. – 375 <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> 2008. Kapitel<br />
6.2 Beson<strong>der</strong>e Empfehlungen (Seite 54) Herausgeber: Geschäftsstelle des Menschenrechtsbeirat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>. Europäisches Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte<br />
und Demokratie. <strong>Graz</strong>. – 376 „Schweigen macht krank“ Thomas Kögler; SchülerInnen machen Zeitung, 19. Mai 2010, BG Stainach<br />
über das BILD DER JUGEND.