Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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82 7.1 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>Graz</strong><br />
7.1 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>Graz</strong><br />
Laut <strong>der</strong> zweiten steirischen Jugendstudie 323 „schätzen<br />
die steirischen Jugendlichen von 13 bis 19 Jahren ihre<br />
persönliche Zukunft optimistisch ein. Sie vertrauen zu<br />
allererst auf ihre Kompetenzen. Überdies lehnen sie Gewalt<br />
als Mittel zur Konfliktlösung ab. Ganz oben auf <strong>der</strong><br />
Werteskala <strong>der</strong> Teenager stehen Freundschaft, Spaß,<br />
Ehrlichkeit, Gesundheit, Treue, Familie, Frieden und ein<br />
fixes Einkommen.<br />
Die größte Sorge bereitet 60 Prozent <strong>der</strong> Befragten die<br />
Schule, gefolgt von Missachtung <strong>der</strong> Menschenrechte,<br />
Wirtschaftsproblemen, Hunger, Gewalt und Einsamkeit.<br />
32 Prozent sorgen sich zudem um ihre Berufsaussichten.<br />
Auffällig ist die Bewertung <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />
denn die Entwicklung dieser wird als negativ beurteilt.“<br />
J. S., 14 J.: „Das Kin<strong>der</strong>Parlament ist für mich ein Zeichen,<br />
dass auch Kin<strong>der</strong> ein Mitspracherecht haben und<br />
somit auch zeigen können, dass sie ihre eigenen Entscheidungen<br />
treffen. Im Kin<strong>der</strong>Parlament lerne ich meine<br />
eigene Meinung zu vertreten. Ich habe es sehr schade<br />
gefunden, dass bei <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung, bei<br />
<strong>der</strong> wir unsere Anliegen einbringen konnten, <strong>der</strong> Großteil<br />
<strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>ätInnen nicht zugehört, son<strong>der</strong>n getratscht<br />
und sogar gelacht hat. Dabei fühlte ich mich<br />
nicht wirklich ernst genommen.“ 324<br />
Jugendlicher mit Behin<strong>der</strong>ung: „Ich selber würde schon<br />
aufklären. Viele Menschen haben totale Hemmungen<br />
zu fragen, aber mich stört das nicht – im Gegenteil. So<br />
kann ich dann was erklären und aufklären und Missverständnisse<br />
beseitigen. So lernt man gegenseitig.“ 325<br />
Migrantin: „Die Farbe kann man nicht wählen. Ich war<br />
beim Hofer mit meiner Mutter einkaufen, und auf einmal<br />
geht eine Frau bei uns vorbei und sagt laut ‚Scheißauslän<strong>der</strong>’.“<br />
326<br />
Mitglied einer Jugendwohngemeinschaft: „Viele wissen<br />
gar nicht, was eine WG [Wohngemeinschaft] ist. Die<br />
glauben dann, du hast keine Eltern, o<strong>der</strong> sie glauben,<br />
du bist denen zu schlimm o<strong>der</strong> zu dumm o<strong>der</strong> die haben<br />
dich nicht mehr lieb.“ 327<br />
7.1.1 Über die Rechte des Kindes<br />
Die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die<br />
Rechte des Kindes haben [...] unter Hinweis darauf,<br />
dass die Vereinten Nationen in <strong>der</strong> Allgemeinen Erklärung<br />
<strong>der</strong> Menschenrechte verkündet haben, dass Kin<strong>der</strong> Anspruch<br />
auf beson<strong>der</strong>e Fürsorge und Unterstützung haben<br />
[...] folgendes [in 54 Artikeln] vereinbart [...] 328<br />
Schon <strong>der</strong> erste Satz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>rechtekonvention stellt<br />
klar: Kin<strong>der</strong> haben Anspruch auf beson<strong>der</strong>e Fürsorge,<br />
Schutz und Unterstützung. Im Umgang mit ihren Kin<strong>der</strong>n,<br />
so könnte man auch sagen, zeigt eine Gesellschaft<br />
ihr wahres Gesicht.<br />
In allen Gesellschaften und zu allen Zeiten wurden Kin<strong>der</strong><br />
vernachlässigt, ignoriert, missbraucht o<strong>der</strong> ausgebeutet.<br />
Jede Missachtung stellt einen beson<strong>der</strong>s<br />
schweren Verstoß gegen die Menschenrechte dar. Deshalb<br />
hat die Generalversammlung <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />
bereits ein Jahr nach <strong>der</strong>en Gründung am 11. Dezember<br />
1946 das Kin<strong>der</strong>hilfswerk UNICEF ins Leben<br />
gerufen. Angesichts <strong>der</strong> weltweiten Beeinträchtigung<br />
von Lebenschancen und <strong>der</strong> Verletzung von Kin<strong>der</strong>rechten<br />
wurde am 20. November 1959 als erster Schritt<br />
die Erklärung <strong>der</strong> Rechte des Kindes verabschiedet. In<br />
<strong>der</strong> Präambel dieser Erklärung steht <strong>der</strong> richtungweisende<br />
Satz: „Die Menschheit schuldet den Kin<strong>der</strong>n das<br />
Beste, das sie zu geben hat“ 329 .<br />
1989 wurde die Konvention über die Rechte des Kindes<br />
angenommen (nach 60 Jahren Diskussion) und<br />
seitdem rascher und häufiger ratifiziert als je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Menschenrechtsvertrag. Jedes Kind (von 0 – 18 Jahren)<br />
wird (dadurch) mit allen Grund- und Freiheitsrechten geboren.<br />
Die meisten Staaten haben Gesetze und Instrumente<br />
geschaffen, um Kin<strong>der</strong>n diese Rechte zu sichern,<br />
ihnen einen bedeutenden Platz in <strong>der</strong> Gesellschaft zu<br />
geben und <strong>der</strong>en Schutz und Rechte zu sichern. Über<br />
die praktische Umsetzung dieses Plans sollen laut Konvention<br />
auch NGOs wachen und – so wie <strong>der</strong> jeweilige<br />
Staat selbst – an das Kin<strong>der</strong>rechte-Komitee berichten. 330<br />
Österreich hat als freiwilliger Unterzeichnerstaat den<br />
Vertrag 1992 ratifiziert 331 und wird im Jahr 2011 dem UN-<br />
323 Zweite Steirische Jugendstudie <strong>2009</strong> des Landes Steiermark, durchgeführt von <strong>der</strong> ARGE Jugend gegen Gewalt (<strong>Graz</strong>), präsentiert am 29. Oktober <strong>2009</strong>. – 324 Statement<br />
eines Mitglieds des Kin<strong>der</strong>Parlaments <strong>Graz</strong> anlässlich 5 Jahre Kin<strong>der</strong>Parlament <strong>Graz</strong> (2. Juni 2010).. Presseunterlage erstellt vom Kin<strong>der</strong>büro Steiermark. – 325 Kin<strong>der</strong>rechte<br />
in <strong>der</strong> Steiermark <strong>2009</strong>. Eine Darstellung des aktuellen Status aus Sicht <strong>der</strong> psycho-sozialen Praxis. Alternativbericht zur UN-Konvention über die Rechte des Kindes.<br />
Kapitel 3.3. Fokusgruppen (Seite 49). Herausgeberin: Kin<strong>der</strong>büro Steiermark, <strong>Graz</strong>, <strong>2009</strong>. – 326 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>der</strong> Steiermark <strong>2009</strong>. Eine Darstellung des aktuellen Status<br />
aus Sicht <strong>der</strong> psycho-sozialen Praxis. Alternativbericht zur UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Kapitel 3.3. Fokusgruppen (Seite 49). Herausgeberin: Kin<strong>der</strong>büro<br />
Steiermark, <strong>Graz</strong>, <strong>2009</strong>. – 327 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>der</strong> Steiermark <strong>2009</strong>. Eine Darstellung des aktuellen Status aus Sicht <strong>der</strong> psycho-sozialen Praxis. Alternativbericht zur UN-<br />
Konvention über die Rechte des Kindes. Kapitel 3.3. Fokusgruppen (Seite 49). Herausgeberin: Kin<strong>der</strong>büro Steiermark, <strong>Graz</strong>, <strong>2009</strong>. – 328 Übereinkommen über die Rechte<br />
des Kindes <strong>der</strong> Vereinten Nationen (sog, Kin<strong>der</strong>rechte-Konvention); Präambel. www.unicef.at; www.bmwfj.gv.at; www.kin<strong>der</strong>habenrechte.at. – 329 Genfer Erklärung über<br />
die Rechte des Kindes, 1924. http://www.un-documents.net/gdrc1924.htm – 330 Childs Rights Information Network (CRIN) http://www.crin.org/resources/treaties/CRC.<br />
asp?catName=International+Treaties&flag=legal&ID=6. – 331 Ratifizierung <strong>der</strong> UN-Konvention über die Rechte des Kindes, kundgemacht im BGBl. 1993/7, in Österreich in<br />
Kraft getreten am 5. September 1992.