Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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Vorwort<br />
<strong>Der</strong> vorliegende Bericht verdeutlicht wie<strong>der</strong>holt, dass<br />
die dringendsten Probleme im Bereich <strong>der</strong> Gleichbehandlung<br />
und Nicht-Diskriminierung liegen. Die verfügbaren<br />
Daten sind alarmierend. Die häufigsten Diskriminierungsgründe<br />
sind nach wie vor Geschlecht, ethnische<br />
Zugehörigkeit und Herkunft sowie Religionszugehörigkeit.<br />
Auffallend ist, dass diese Gründe zumeist gemeinsam<br />
in Form von Mehrfachdiskriminierungen auftreten.<br />
Dies ist auch aus dem Armutsbericht ersichtlich. Kommen<br />
die Merkmale „Geschlecht, Herkunft, Vermögen<br />
und Alter“ zusammen, steigt die Armutsgefährdung<br />
überproportional. <strong>Der</strong> Diskriminierungsgrund „sozialer<br />
Status“, welcher von <strong>der</strong> EU-Richtlinie nicht, wohl aber<br />
von <strong>der</strong> Europäischen Menschenrechtskonvention anerkannt<br />
ist, wird unterschätzt, auch weil es eine Tendenz<br />
zur Individualisierung <strong>der</strong> Verantwortung für soziale Positionierung<br />
und gesellschaftlichen Auf- o<strong>der</strong> Abstieg<br />
gibt. Das heißt aber nicht, dass „nicht zählt, was nicht<br />
gezählt wird“. Alarmierend sind auch die Daten über die<br />
Diskriminierungsbereiche und –täter. Erstmals nehmen<br />
die Diskriminierungsbeschwerden gegen Behörden den<br />
negativen Spitzenplatz in den Statistiken ein. Dies kann<br />
sehr unterschiedliche Gründe haben, jedenfalls ist hier<br />
unmittelbarer Handlungsbedarf durch die betroffenen<br />
Behörden gegeben.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong> behandelt als Schwerpunkte<br />
die Rechte von Frauen und die Rechte von Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen. Beide Beiträge sind lesenswert.<br />
Es ist zu wünschen, dass die darin geäußerten Empfehlungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e zur sozialen Sicherheit, zum Recht<br />
auf Bildung (für alle), zum Recht auf Teilhabe und Gehör<br />
und zum Gewaltschutz von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
o<strong>der</strong> die Empfehlungen zu Gleichstellungsmaßnahmen<br />
von Frauen und <strong>der</strong>en bessere Absicherung vor sozialen<br />
Bedarfslagen ernst genommen und umgesetzt werden.<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> kann nicht die Augen davor verschließen,<br />
dass Kin<strong>der</strong> einer erhöhten Armutsgefährdung ausgesetzt<br />
sind o<strong>der</strong> Frauen um mehr als 25 % weniger verdienen<br />
als Männer.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> wird eine noch deutlichere Positionierung<br />
als Menschenrechtsstadt empfohlen, in Symbolen, in<br />
Worten und in Taten. Diese Positionierung muss glaubwürdig<br />
und sichtbar sein. Ziel und Auftrag sind es, eine<br />
gelebte, für alle wirksame Kultur <strong>der</strong> Menschenrechte<br />
zu entwickeln und aufrecht zu erhalten. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />
(noch) mehr Anstrengungen als bisher, wie <strong>der</strong> vorliegende<br />
Bericht ausführlich belegt.<br />
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Benedek,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Menschenrechtsbeirates<br />
<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong><br />
<strong>Graz</strong> im Oktober 2010<br />
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