Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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92<br />
Schulsozialarbeit<br />
Artikel 19: Das Verbot von Gewalt (gegen Kin<strong>der</strong>)<br />
„Gewalt und Mobbing werden in den heimischen Schulen<br />
vermehrt zum Problem.“ 377<br />
„Wir wollen die Sprache des an<strong>der</strong>en verstehen, miteinan<strong>der</strong><br />
sprechen, Konflikte austragen, sie gewaltfrei<br />
lösen!“ 378<br />
„Seitdem es an unserer Schule come on! gibt, haben<br />
Schülereskalationen nicht nur nachgelassen, son<strong>der</strong>n<br />
fast völlig aufgehört.“ 379<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen wird nach Art. 28 und 29 das<br />
Recht auf Bildung und nach Artikel 19 <strong>der</strong> Schutz vor Gewalt<br />
zugesprochen – wird das in <strong>der</strong> Schule auch erfüllt?<br />
Empfehlungen<br />
- In einigen <strong>Graz</strong>er Schulen werden Schulsozialprojekte<br />
durchgeführt, um Kin<strong>der</strong>n die Chance zu geben, mehr<br />
soziales Lernen, mehr geför<strong>der</strong>ten Freiraum, mehr begleitete<br />
Nachmittagszeit, mehr ,Miteinan<strong>der</strong>’ erleben<br />
zu dürfen. Unter den gegebenen Umständen von Budgetknappheit<br />
und scheinbarem Kompetenzwirrwarr im<br />
Bildungswesen ist dies eine erfreuliche Entwicklung,<br />
die unbedingt ausgebaut werden sollte, zum Wohle<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen, ganzer <strong>Stadt</strong>teile und<br />
des sozialen Wohlbefindens aller <strong>Graz</strong>er BürgerInnen.<br />
- Empfehlung des MRB Kap. 9.2.: Gewaltpräventionsarbeit<br />
und Konfliktmanagement sind zu verstärken,<br />
Maßnahmen zur Verbesserung des Opferschutzes und<br />
<strong>der</strong> Betreuung von jugendlichen Gewaltopfern werden<br />
empfohlen. 380<br />
„Gewalt als Antwort auf eigene Probleme“<br />
(Kleine Zeitung, 24. Juni 2010)<br />
Artikel 19: Das Verbot von Gewalt (gegen Kin<strong>der</strong>)<br />
Artikel 37: Das Recht auf Schutz des Kindes, das eine<br />
Straftat begangen hat<br />
Artikel 40: Die Rechte des Kindes auf ein faires Gerichtsverfahren<br />
Gewalt als Antwort auf eigene Probleme. Schlägerei,<br />
Raub o<strong>der</strong> Drogenmissbrauch: Fast täglich werden<br />
Straftaten angezeigt, die von Jugendlichen verübt wurden.<br />
An Gewaltdelikten sind sie beson<strong>der</strong>s oft beteiligt.<br />
Ein Messer setzten zwei Jugendliche vergangene Woche<br />
einem leicht behin<strong>der</strong>ten 18-Jährigen am helllichten<br />
Tag im <strong>Graz</strong>er Roseggergarten an die Brust, raubten<br />
Handy und Geld des Opfers. Nur Tage später raubten<br />
7.1 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>Graz</strong><br />
zwei 15-Jährige einer 80-jährigen <strong>Graz</strong>erin die Handtasche.<br />
Mit <strong>der</strong> Beute – 20 Euro Bargeld – kauften sie sich<br />
eine Pizza. Fast täglich werden neue Straftaten angezeigt,<br />
an denen Jugendliche beteiligt waren.<br />
90 Raube wurden heuer in <strong>Graz</strong> bereits angezeigt, 67<br />
davon auf offener Straße verübt. In mehr als zwei Dritteln<br />
<strong>der</strong> Fälle waren die Täter jugendlich. „Die Motive<br />
sind dabei ganz unterschiedlich: Bei einigen ist es Beschaffungskriminalität<br />
für Drogen, manche sind Automatenspieler<br />
und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wollen sich einfach ein<br />
Eis kaufen“, sagt Franz Maier, Leiter <strong>der</strong> Raubgruppe <strong>der</strong><br />
Kripo <strong>Graz</strong>. Viele dieser Jugendlichen finden sich danach<br />
im Gerichtssaal wie<strong>der</strong>. 381<br />
Auszug aus dem Interview mit Richter Raimund Frei<br />
vom Straflandesgericht:<br />
... FREI: Es ist nur eine kleine Gruppe Jugendlicher, die<br />
in Erscheinung tritt, nur ein verschwindend kleiner Teil<br />
davon wird öfters straffällig. Ein Großteil <strong>der</strong> Jugend ist<br />
in Ordnung.<br />
Gibt es Delikte, die für Täter im Jugendalter typisch<br />
sind?<br />
FREI: Bei Burschen ist die Körperverletzung ständiges<br />
Thema, an Vermögensdelikten sind Burschen wie Mädchen<br />
beteiligt. Ein großer Bereich ist auch die Suchtgiftkriminalität.<br />
Straftaten unter 14- Jähriger nehmen zu. Soll man über<br />
die Senkung <strong>der</strong> Strafmündigkeit nachdenken?<br />
FREI: Aus <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie heraus wäre<br />
die Herabsetzung nicht zielführend. Wichtiger wäre es,<br />
bei auffälligen Kin<strong>der</strong>n frühestmöglich Erziehungsmaßnahmen<br />
zu setzen. ... 382<br />
„Wir versuchen bei Tätern im Alter zwischen 14 und 18<br />
nicht in erster Linie mit Strafen, son<strong>der</strong>n mit therapeutischen<br />
Maßnahmen wie Aggressionstherapie, Bewährungshilfe<br />
o<strong>der</strong> Betreutes Wohnen anzusetzen“, sagt<br />
Richter Raimund Frei vom Landesgericht für Strafsachen<br />
in <strong>Graz</strong>.“ 383<br />
„Vor allem in den Bereichen Tatausgleich und nachhaltige<br />
Konfliktregelung (950 Klienten pro Jahr) sowie gemeinnützige<br />
Leistungen (600 Klienten jährlich) werden<br />
Jugendliche – aufgrund gerichtlich verhängter Zwangsmaßnahmen<br />
– betreut. Nur eine relativ kleine Gruppe<br />
Jugendlicher begeht Straftaten. Die haben aber alle<br />
etwas gemeinsam: große Probleme in ihren Lebenszusammenhängen“,<br />
sagt Susanne Pekler, Leiterin des<br />
Vereins Neustart in <strong>der</strong> Steiermark. Eltern und Umfeld<br />
seien eine wesentliche Komponente, „wenn von dort<br />
keine Unterstützung kommt, drohen die Kin<strong>der</strong> straffäl-<br />
377 Gewalt und Mobbying werden vermehrt zum Problem“. <strong>Der</strong> Standard, 30. November 2008. – 378 Zitat einer Schülerin in einer Diskussion mit NGO-VertreterInnen.<br />
HBLW Dreihackengasse <strong>Graz</strong>, 28. Mai 2008. – 379 Schuldirektorin Otto <strong>der</strong> NMS St. Andrä bei einer Diskussion über die mögliche Fortführung des Schulsozialarbeit-Projekts<br />
„come on!“ in <strong>Graz</strong>, im November 2006. – 380 <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> 2007. Kapitel 9.2 Beson<strong>der</strong>e Empfehlungen (Seite 84) Herausgeber: Geschäftsstelle<br />
des Menschenrechtsbeirat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>. Europäisches Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte und Demoakratie. <strong>Graz</strong>. – 381„Gewalt als Antwort auf eigene<br />
Probleme“; Kleine Zeitung, 24. Juni 2010 von Rainer Brinskelle. – 382„Gewalt als Antwort auf eigene Probleme“; Kleine Zeitung, 24. Juni 2010 von Rainer Brinskelle.<br />
383„Gewalt als Antwort auf eigene Probleme“; Kleine Zeitung, 24. Juni 2010 von Rainer Brinskelle.