Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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4.1 Verbot <strong>der</strong> Diskriminierung<br />
Beinahe 700 Frauen wandten sich <strong>2009</strong> an die Gleichbehandlungsanwaltschaft<br />
um Hilfe. Die statistisch erfassten<br />
Tatbestände gemäß Gleichbehandlungsgesetz können nur<br />
als Spitze des Eisberges verstanden werden.<br />
schwerden über sexuelle Belästigung, geschlechtsbezogene<br />
Belästigung sowie Diskriminierungen beim Einkommen<br />
und bei <strong>der</strong> Bewerbung haben im Vergleich<br />
zum Vorjahr etwas abgenommen, jene über diskriminierende<br />
Arbeitsbedingungen sind allerdings gleich geblieben.<br />
Verletzungen des Gleichbehandlungsgebots bei<br />
Stellenausschreibungen werden nach wie vor in hohem<br />
Maße beobachtet. 36<br />
Bei Betrachtung <strong>der</strong> Fallzahlen <strong>der</strong> Gleichbehandlungsbeauftragten<br />
<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> (Tabelle 2, Seite 27) ist für<br />
den Bereich des Magistrats (intern: Diskriminierung<br />
zwischen Bediensteten, extern: Diskriminierung Kunde/Kundin<br />
durch Bedienstete/n) festzustellen, dass im<br />
Zeitraum 2008 und <strong>2009</strong> Diskriminierung auf Grund des<br />
Geschlechts (gesamt 23 Fälle, davon 2 sexuelle Belästigungen)<br />
<strong>der</strong> am häufigsten vorkommende Diskriminierungsgrund<br />
ist. Die externen Fälle haben sich gegenüber<br />
dem Vorjahr mehr als verdoppelt.<br />
Im Frühjahr <strong>2009</strong> wurde seitens <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> eine Stelle<br />
für Gleichbehandlung und Gen<strong>der</strong> Mainstreaming ausgeschrieben<br />
(Hearing im Dezember <strong>2009</strong>). Es hat sich<br />
herausgestellt, dass jeweils eine Person für die Stelle<br />
<strong>der</strong> Gleichbehandlungsbeauftragten und eine an<strong>der</strong>e für<br />
Gen<strong>der</strong> Mainstreaming geeignet war. Das Angebot, die<br />
Stelle zu teilen und beide jeweils zu 50% anzustellen,<br />
hat nur die Gleichbehandlungsbeauftragte angenommen.<br />
Die Stelle für Gen<strong>der</strong> Mainstreaming konnte nicht<br />
besetzt werden. 37<br />
Probleme und Defizite<br />
Die statistisch erfassten Tatbestände gemäß Gleichbehandlungsgesetz<br />
können nur als Spitze des Eisberges<br />
verstanden werden. Obwohl gemäß Gleichbehandlungsgesetz<br />
die Beweisführung, nicht diskriminiert zu<br />
haben, beim Unternehmen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> belästigenden<br />
Person liegt (Beweislastumkehr) sowie ein Benachtei-<br />
31<br />
ligungsverbot verankert ist, fällt es vielen Personen<br />
schwer, ihr Recht auf Gleichbehandlung einzufor<strong>der</strong>n.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Arbeitswelt bewirkt die Diskussion um<br />
die aktuelle Wirtschaftskrise eine zusätzliche Verunsicherung<br />
im Hinblick auf einen möglichen Verlust des Arbeitsplatzes<br />
bzw. eine Verringerung <strong>der</strong> Chance bei <strong>der</strong><br />
Arbeitssuche, sodass viele es nicht wagen, rechtliche<br />
Schritte zu unternehmen. Hinzu kommt die häufige Unkenntnis<br />
über die Bestimmungen des Gleichbehandlungsgesetzes,<br />
sowohl bei den Unternehmen/Organisationen<br />
als auch bei den betroffenen Personen. 38 Nahezu<br />
dasselbe gilt für den Magistrat <strong>Graz</strong> (siehe Probleme<br />
und Defizite, MigrantInnen).<br />
Die dringend notwendige Stelle für Gen<strong>der</strong> Mainstreaming<br />
in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> konnte noch nicht besetzt werden.<br />
39<br />
Gute Praxis<br />
Unabhängige Frauenbeauftragte <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong><br />
Im Jahr <strong>2009</strong> wurde die Stelle <strong>der</strong> Unabhängigen Frauenbeauftragten<br />
(UFB) mit Maggie Jansenberger neu besetzt<br />
und neu strukturiert. <strong>Der</strong> <strong>Graz</strong>er Frauenrat wurde<br />
als Verein unter <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> UFB gegründet,<br />
womit <strong>der</strong> Verein auch die Trägerinnenschaft für<br />
die UFB übernimmt. Durch diese Neukonstruktion gelang<br />
es, die finanziellen Mittel für die UFB für fünf Jahre<br />
per Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss abzusichern. Die UFB ist<br />
nach wie vor Ombudsstelle zur Information und Unterstützung<br />
von <strong>Graz</strong>er Frauen und Mädchen. Für die Fachberatungen<br />
wird an einzelne Fraueneinrichtungen und<br />
an<strong>der</strong>e relevante Stellen und Organisationen in <strong>Graz</strong><br />
vermittelt (z.B. übernimmt „Rechtsfragen“ <strong>der</strong> Verein<br />
Frauenservice, <strong>der</strong> dafür eine Stundenaufstockung erhielt).<br />
Weiters ist die UFB Schnittstelle zwischen Bürgerinnen,<br />
Verwaltung und Politik, mit den Schwerpunkten<br />
Analysen von strukturellen Problemstellungen und<br />
Verän<strong>der</strong>ungsvorschlägen an Politik und Verwaltung. Die<br />
UFB hat den Auftrag, Öffentlichkeitsarbeit zur Verbesse-<br />
36 Vgl. Gleichbehandlungsanwaltschaft, Regionalbüro Steiermark, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 37 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />
<strong>2009</strong>. – 38 Vgl. Gleichbehandlungsanwaltschaft, Regionalbüro Steiermark, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 39 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat,<br />
Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>.