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Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz

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4.1 Verbot <strong>der</strong> Diskriminierung<br />

4.1.4 Sexuelle Orientierung<br />

Daten und Fakten<br />

Mit 1. Jänner 2010 ist in Österreich das Partnerschaftsgesetz<br />

(EPG - Eingetragene Partnerschaft-Gesetz) in<br />

Kraft getreten. Dies bringt für gleichgeschlechtliche<br />

Paare im Wesentlichen die gleichen Rechte und Pflichten<br />

wie die Ehe, weicht aber hinsichtlich <strong>der</strong> Gleichstellung<br />

in zwei wesentlichen Bereichen ab. (1) Im Bereich<br />

mit hohem Symbolwert: Die PartnerInnenschaften werden<br />

bei den Bezirksverwaltungsbehörden und nicht am<br />

Standesamt geschlossen. Die PartnerInnen erhalten einen<br />

„Nachnamen“ statt dem üblichen „Familiennamen“,<br />

und bei gewählten Doppelnamen wird dieser, an<strong>der</strong>s als<br />

bei Ehepaaren, durch ein Leerzeichen und nicht durch<br />

einen Bindestrich getrennt. (2) Im Bereich Familie und<br />

Kin<strong>der</strong>: Neben dem Verbot <strong>der</strong> künstlichen Befruchtung<br />

und <strong>der</strong> gemeinsamen Adoption eines Kindes durch<br />

das Paar existieren Benachteiligungen gleichgeschlechtlicher<br />

Paare in Eingetragener Partnerschaft mit Kind<br />

(z.B. Kind des Partners/<strong>der</strong> Partnerin) im Vergleich zu Ehepaaren<br />

bzw. (auch gleichgeschlechtlichen) Lebensgemeinschaften,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Fragen <strong>der</strong> Pflegefreistellung<br />

bzw. Familienhospizkarenz. In Abweichung zum Bundesrecht<br />

hat dagegen nach intensivem Lobbying <strong>der</strong> „Rosalila<br />

PantherInnen“ <strong>der</strong> Steiermärkische Landtag am 6.7.2010<br />

einstimmig mit dem „Steiermärkischen EPG-Anpassungsgesetz“<br />

38 Landesgesetze vorbildlich angepasst. Dabei ist<br />

in den wichtigsten Dienstrechten (z.B. für Bedienstete <strong>der</strong><br />

Gemeinden, <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> und des Landes) auf die erwähnte<br />

Benachteiligung von Paaren in Eingetragener Partnerschaft<br />

mit Kin<strong>der</strong>n verzichtet worden. 49<br />

Im ersten Halbjahr 2010 wurden im Magistrat <strong>Graz</strong> 23<br />

Eingetragene Partnerschaften geschlossen. 50<br />

Probleme und Defizite<br />

„In Österreich gibt es 15 „Städte mit eigenem Statut“,<br />

die einerseits Bezirksverwaltungsbehörden sind und an-<br />

33<br />

<strong>der</strong>erseits über ein Standesamt verfügen. Im Sinne einer<br />

einfachen Verwaltung und <strong>der</strong> Gleichstellung werden<br />

in fast allen dieser Städte (z.B. Wien, Linz, Salzburg,<br />

Innsbruck, Villach, St. Pölten, Wiener Neustadt, Wels,<br />

Steyr) Eingetragene Partnerschaften an den Standesämtern<br />

geschlossen, und es wird dabei die vorhandene<br />

Infrastruktur (Trauungssäle usw.) genutzt. Von den „Rosalila<br />

PantherInnen“ heftigst kritisiert, ist hier <strong>Graz</strong> als<br />

zweitgrößte <strong>Stadt</strong> Österreichs und als „<strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> Menschenrechte“<br />

einen an<strong>der</strong>en Weg gegangen: Standesamt<br />

und Trauungsaal bleiben Lesben und Schwulen verwehrt.<br />

Eine Partnerschaft muss im BürgerInnenamt<br />

o<strong>der</strong> im Mediencenter geschlossen werden. Nur die<br />

kostenpflichtigen „externen“ Locations wie z.B. das<br />

Schloss Eggenberg können verwendet werden.“ 51<br />

Als weiteres Defizit wird die mangelnde Umsetzung<br />

des Programmes <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>regierung hinsichtlich <strong>der</strong><br />

versprochenen Antidiskriminierungsstelle und damit<br />

verbundener aktiver Aufklärungsarbeit auch im Bereich<br />

sexueller Orientierung angeführt. 52<br />

Gute Praxis<br />

Schulworkshops zum Thema Homosexualität<br />

<strong>Der</strong> Bezirksrat Jakomini finanziert für die vielen höheren<br />

Schulen im Bezirk Workshops <strong>der</strong> Gruppe liebeist.org<br />

zum Thema Homosexualität. Diese werden mit großem<br />

Interesse angenommen. 53<br />

Empfehlung<br />

- Eingetragene Partnerschaften sollen wie in an<strong>der</strong>en<br />

Städten (siehe oben) auch in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> am Standesamt<br />

bzw. im Trauungssaal geschlossen werden<br />

können.<br />

49 Vgl. Rosalila PantherInnen, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 50 Ibid. – 51 Rosalila PantherInnen, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 52 Vgl. Ibid.<br />

53 Ibid.

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