Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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meist durch das Anlegen von Handfesseln verletzt worden<br />
zu sein. Verurteilungen erfolgten keine. 60<br />
Probleme und Defizite<br />
Aus demokratie- und menschenrechtspolitischer Sicht<br />
ist die kollektive und mittlerweile neurotische Züge aufweisende<br />
Entfesselung des Sicherheitsmotivs und die<br />
damit verbundene Privatisierung von Sicherheit wie<br />
auch die Tendenz zur High-Tech-Überwachung von BürgerInnen<br />
ein viel zu wenig registriertes grund- und menschenrechtliches<br />
Problem. Das Thema Sicherheit wird<br />
politisch und medial aufgeladen und instrumentalisiert.<br />
Vor einer weiteren propagandistischen Aufladung und<br />
Überhöhung des Sicherheitsmotivs wird gewarnt, da in<br />
diesem Fall die Etablierung einer kollektiven Sicherheitsneurose<br />
auf Kosten von Freiheit und von vertrauensbasierter<br />
Sicherheit die Folge sein könnte.<br />
Gute Praxis<br />
Die Stellungnahmen des <strong>Graz</strong>er <strong>Stadt</strong>polizeikommandanten<br />
Kemeter wie auch von Sicherheitsdirektor Klamminger,<br />
denen zufolge bettelnde Roma kein erhöhtes Sicherheitsrisiko<br />
darstellen, werden explizit anerkennend<br />
hervorgehoben. Diese auch medial getätigten Statements<br />
repräsentieren einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung<br />
und Deeskalation im aufgeheizten „Bettlerdiskurs“.<br />
61<br />
4.2.2 Gewalt und Sicherheit im Gefängnis<br />
Daten und Fakten<br />
Seitens <strong>der</strong> Justizanstalt <strong>Graz</strong> Jakomini als landesgerichtliches<br />
Gefangenenhaus wird mitgeteilt, dass die<br />
Bediensteten von <strong>der</strong> Anstaltsleitung sensibilisiert werden,<br />
dem „Verbot <strong>der</strong> Folter“ beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />
zu schenken. Auf diese Weise sollen Übergriffe auf Insassen,<br />
aber auch zwischen Insassen möglichst hintan-<br />
4.2 Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit, Verbot <strong>der</strong> Sklaverei, Verbot <strong>der</strong> Folter<br />
gehalten werden. In den Berichtsjahren 2008 und <strong>2009</strong><br />
hat es keinen Übergriff von Bediensteten auf Insassen<br />
in <strong>der</strong> Justizanstalt <strong>Graz</strong> Jakomini gegeben. 62<br />
4.2.3 Gewalt gegen Frauen<br />
Daten und Fakten<br />
„Sexuelle, körperliche o<strong>der</strong> psychische Gewalt gegen<br />
Frauen und Kin<strong>der</strong> stellt immer einen massiven Verstoß<br />
gegen das Recht auf Leben, Freiheit und Würde und auf<br />
die körperliche und seelische Unversehrtheit <strong>der</strong> Opfer<br />
dar. Gewalt gegen Frauen und Kin<strong>der</strong> ist eine Menschenrechtsverletzung<br />
und wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> österreichischen<br />
Rechtsordnung. Es gibt keinerlei Rechtfertigung für Gewalt<br />
gegen Frauen. Die Täter müssen zur Verantwortung<br />
gezogen werden, die Opfer müssen unterstützt und<br />
geschützt werden. Wir lehnen jegliche Form <strong>der</strong> Gewalt<br />
gegen Frauen und Kin<strong>der</strong> auf das Schärfste ab und<br />
treten entschieden dagegen auf.“ 63 So lautet das am<br />
14.12.<strong>2009</strong> vom <strong>Graz</strong>er Gemein<strong>der</strong>at verabschiedete<br />
Bekenntnis gegen Gewalt in <strong>der</strong> Resolution gegen Gewalt<br />
an Frauen (siehe auch Gute Praxis).<br />
Studien zum Thema „Gewalt an Frauen“ belegen:<br />
- In Österreich wird jede fünfte in einer Beziehung lebende<br />
Frau von ihrem Ehemann o<strong>der</strong> Lebensgefährten<br />
misshandelt. 64<br />
- Eine von vier in Europa lebenden Frauen ist von Gewalt<br />
durch ihren jetzigen o<strong>der</strong> ehemaligen Partner betroffen.<br />
65<br />
- 10 bis 15 Prozent <strong>der</strong> Frauen in Industrielän<strong>der</strong>n werden<br />
durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen<br />
Handlungen gezwungen. 66<br />
- Jede siebente Frau wird mindestens einmal in ihrem<br />
Leben Opfer einer Vergewaltigung o<strong>der</strong> sexuellen Nötigung.<br />
67<br />
- Bei einer Befragung an 10.000 Frauen in Deutschland<br />
Eine von vier in Europa lebenden Frauen ist<br />
von Gewalt durch ihren jetzigen o<strong>der</strong> ehemaligen<br />
Partner betroffen.<br />
60 Vgl. Bundespolizeidirektion <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 61 ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>.<br />
62 Vgl. Justizanstalt <strong>Graz</strong> Jakomini, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 63 Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Resolution gegen Gewalt an Frauen, online verfügbar,<br />
http://www.grazerfrauenrat.at/cms/uploads/Resolution%20gegen%20Gewalt.pdf (11.08.2010). – 64 Bernard&Schlaffer 1991, Studie im Auftrag des BM. für Umwelt, Jugend<br />
und Familie zitiert in: Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Resolution gegen Gewalt an Frauen, online verfügbar, http://www.grazerfrauenrat.at/cms/uploads/Resolution%20<br />
gegen%20Gewalt.pdf (11.08.2010). – 65 Abschlußbericht <strong>der</strong> ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, Juni 1997, EG-S-VL(97)1) zitiert<br />
in: Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Resolution gegen Gewalt an Frauen, online verfügbar, http://www.grazerfrauenrat.at/cms/uploads/Resolution%20gegen%20Gewalt.<br />
pdf (11.08.2010). – 66 Innocenti Digest Nr.6, June 2000, Domestic Violence against women and girls, S4, zitiert in: Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Resolution gegen Gewalt<br />
an Frauen, online verfügbar, http://www.grazerfrauenrat.at/cms/uploads/Resolution%20gegen%20Gewalt.pdf (11.08.2010). – 67 Forschungsbericht des Kriminologischen<br />
Forschungsinstitutes Nie<strong>der</strong>sachsen e.V., Juni 1995, S. 18, zitiert in: Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Resolution gegen Gewalt an Frauen, online verfügbar, http://www.grazerfrauenrat.at/cms/uploads/Resolution%20gegen%20Gewalt.pdf<br />
(11.08.2010)