Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
7.1 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>Graz</strong><br />
lig zu werden“, so Pekler. „Natürlich ist es so, dass diese<br />
Jugendlichen schwierige Startbedingungen haben und<br />
ihren negativen Erfahrungen manchmal mit Straftaten<br />
begegnen“, sagt Pekler. „Zudem kommen Situationen<br />
wie Jobsuche, Umgang mit Geld und Partnerschaftssuche<br />
auf Jugendliche zu, denen sie sich allein manchmal<br />
nicht gewachsen fühlen.“ 384<br />
Jugenddelinquenz, Kriminalitätsstatistik, Gerichtsbarkeit,<br />
Therapie-statt-Strafe-Maßnahmen, Jugendgerichtshof<br />
- aus Gemeindeverantwortungssicht sind dies Bundesangelegenheiten.<br />
Aber die betroffenen Jugendlichen<br />
leben in <strong>Graz</strong> und <strong>Graz</strong>-Umgebung, versuchen hier zu<br />
Geld zu kommen, rauben, verletzen und schädigen hier<br />
fremdes Eigentum.<br />
Empfehlung<br />
- Die Jugendwohlfahrt als ein mögliches Gegensteuerungsinstrument,<br />
das sogar sehr früh und präventiv<br />
einsetzbar ist, sollte einen Teil <strong>der</strong> möglichen KlientInnen<br />
schon vor einer Tatbegehung kennen. Polizei<br />
und Justiz klären auf und stellen fest, verurteilen und<br />
sorgen für Tatausgleich. Doch Strafe o<strong>der</strong> Therapie ist<br />
wesentlich kostspieliger als eine vorgelagerte individuelle<br />
Betreuung und Begleitung. Daher ist kein Euro für<br />
die präventive Jugendwohlfahrtsarbeit (und eine dementsprechend<br />
gut ausgestattete personelle und finanzielle<br />
Besetzung) zu viel, wenn <strong>Graz</strong> für seinen sozialen<br />
Frieden langfristig vorsorgen und seine Jugendlichen<br />
in eine chancenreiche Zukunft begleiten will.<br />
„Viele Nationen unter einem Hut“ – „Spielend gegen<br />
Vorurteile“ – „Makelloses Steirisch“ (SmZ, 26.5.2010,<br />
HBLA Leoben)<br />
Artikel 22: Das Recht auf Asyl<br />
Artikel 10: Die Rechte <strong>der</strong> Flüchtlingskin<strong>der</strong> und das<br />
Recht auf Familienzusammenführung<br />
Viele Nationen unter einem Hut. „Nur knapp die Hälfte<br />
<strong>der</strong> Bewohner in Donawitz stammen aus Österreich.<br />
Die an<strong>der</strong>en 50 Prozent sind Einwan<strong>der</strong>er, hauptsächlich<br />
aus Kroatien, Serbien und Bosnien. Diese werden im<br />
Großen und Ganzen auch akzeptiert. Amela Basic, eine<br />
17-jährige Bosnierin, die vor etwa 15 Jahren mit ihrer<br />
Familie nach Leoben-Donawitz zog, ist davon jedenfalls<br />
überzeugt. Tätliche Angriffe o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gewalttätigkeiten<br />
seien ihr keine aufgefallen – we<strong>der</strong> beim Fortgehen<br />
am Wochenende noch beim Schwimmen o<strong>der</strong> im<br />
Alltag. 385<br />
93<br />
Spielend gegen Vorurteile. ... „Wir haben Kin<strong>der</strong> aus<br />
vielen Län<strong>der</strong>n, etwa aus Kroatien, Bosnien, Kosovo,<br />
Rumänien, Tschetschenien, Türkei und auch aus Österreich“,<br />
erzählt Leiterin Ramela Skrijelj. Soziales Lernen<br />
und Körperbewusstsein werden geför<strong>der</strong>t. „Dass die<br />
Kin<strong>der</strong> den Grundgedanken annehmen, bestätigt sich in<br />
den vielen Anmeldungen und <strong>der</strong> täglichen, freiwilligen<br />
Anwesenheit.“ Das Thema Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit werde<br />
von den Kin<strong>der</strong>n nicht problematisiert: „Sie sind es gewohnt,<br />
in multikulturellen Klassen zu lernen, und sehen<br />
Unterschiede eher als spannend an“, meint Skrijelj. „Mit<br />
Vorurteilen werden sie trotzdem oft konfrontiert, nicht<br />
nur im Hinblick auf an<strong>der</strong>e Nationalitäten. Etwa, wenn<br />
sie sich an den Handlungen und Aussagen von Mitschülern<br />
stoßen. Sie versuchen, sich manches selbst zu erklären,<br />
und nützen auch Vorurteile dafür.“ Die Arbeit im<br />
Lerncafe soll zu kritischem, fürsorglichem Denken anregen.<br />
386<br />
Diese positive Darstellung des Zusammenlebens wird<br />
im <strong>Menschenrechtsbericht</strong> 2007 etwas an<strong>der</strong>s dargestellt:<br />
„Vereinfacht ausgedrückt, ist das Risiko, Opfer<br />
von verbalen o<strong>der</strong> körperlichen Übergriffen zu werden,<br />
für Jugendliche mit Migrationshintergrund rund doppelt<br />
so hoch wie für Jugendliche ohne Migrationshintergrund.“<br />
387<br />
Für die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> ergeben sich in diesem Zusammenhang<br />
weitere Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
- „Schulghettos“: Die ungleiche Verteilung von Kin<strong>der</strong>n<br />
mit und ohne Migrationshintergrund in verschiedenen<br />
Schulen för<strong>der</strong>t zunehmend ungemischte Schulen.<br />
- Ausgrenzung von „fremden Gruppen“<br />
- Freizeitgestaltung: Je nach Wohnregion verbringen Kin<strong>der</strong>/Jugendliche<br />
viel o<strong>der</strong> wenig Freizeit im öffentlichen<br />
Raum ... und fallen dadurch mehr o<strong>der</strong> weniger auf.<br />
- Ausbildungs-Wege: U. a. je nach familiärem Hintergrund<br />
entwickeln sich unterschiedliche Bildungswege<br />
und damit auch sich etablierende Sozialstrukturen in<br />
<strong>Stadt</strong>regionen.<br />
- Wohnraumentwicklung: Je nach leistbarem Wohnraum<br />
verstärkt sich <strong>der</strong> Zu- bzw. Wegzug von Menschen in<br />
bestimmten <strong>Stadt</strong>regionen.<br />
- <strong>Stadt</strong>raumentwicklung: Die steigenden/fallenden Preise<br />
am Wohnungsmarkt forcieren den Zu- bzw. Wegzug<br />
von <strong>Graz</strong>erInnen mit und ohne Migrationshintergrund.<br />
- Mangelnde Grünräume treiben die BewohnerInnen in<br />
den öffentlichen Raum und ziehen dadurch bestimmte<br />
<strong>Graz</strong>erInnen an bzw. verleiten an<strong>der</strong>e zur Meidung bestimmter<br />
Gebiete.<br />
- Dauerhafte Ausgrenzung aus den wesentlichen und<br />
384 Gewalt als Antwort auf eigene Probleme“; Kleine Zeitung, 24. Juni 2010 von Rainer Brinskelle. – 385 „Viele Nationen unter einem Dach“ Christoph Stelzer; SchülerInnen<br />
machen Zeitung, 26. Mai 2010, HBLA Leoben über AUSLÄNDER. – 386 „Spielend gegen Vorurteile“. Edita Skrijelj, Tanja Seebacher; SchülerInnen machen Zeitung, 26. Mai<br />
2010, HBLA Leoben über AUSLÄNDER. – 387 <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> 2007. Kapitel 7.3 Rassismus (Seite 71).