Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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4.1 Verbot <strong>der</strong> Diskriminierung<br />
durch die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> und die WK zu unterbinden. 18 Ähnliches<br />
gilt für den Wohnungsmarkt. 19<br />
Das tatsächliche Ausmaß an Diskriminierungen in <strong>Graz</strong><br />
ist nicht bekannt. Die Gründe dafür sind vielfältig. So<br />
fehlt z.B. vielerorts das Unrechtsbewusstsein in <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
Während nahezu jede/r Einzelne schon einmal<br />
Opfer o<strong>der</strong> Zeuge/Zeugin eines diskriminierenden<br />
o<strong>der</strong> rassistischen Vorfalles geworden ist, ist sich kaum<br />
jemand darüber im Klaren, dass rassistische Diskriminierungen<br />
und Übergriffe einen Straftatbestand bzw.<br />
Zivilrechtsverstoß darstellen. <strong>Der</strong> sogenannte Alltagsrassismus<br />
ist „gesellschaftsfähig“ (zum Teil durch politische<br />
Agitation motiviert, be- und verstärkt), und rassistische<br />
Diskriminierungen werden nur in wenigen Fällen<br />
gemeldet o<strong>der</strong> als Unrecht verurteilt. 20 Dies spiegelt<br />
sich auch im Beitrag des OLG <strong>Graz</strong> wi<strong>der</strong>, demzufolge<br />
für die Gerichte <strong>der</strong> Steiermark und Kärntens keine Diskriminierungsfälle<br />
anhängig sind. 21 Ein weiterer Grund<br />
für die fehlende Datenlage besteht in <strong>der</strong> geringen Meldebereitschaft<br />
unter den beson<strong>der</strong>s gefährdeten Gruppen.<br />
Dies begründet sich wie<strong>der</strong>um in verschiedenen<br />
Motiven wie Resignation und Ohnmachtsgefühle bei<br />
den Betroffenen sowie fehlendes Vertrauen in die zuständigen<br />
Behörden. So sind viele <strong>der</strong> Meinung, dass<br />
trotz Meldung des Vorfalls nichts passiere bzw. sich<br />
nichts än<strong>der</strong>e, o<strong>der</strong> befürchten an<strong>der</strong>erseits auch mögliche<br />
negative Konsequenzen für sich selbst. 22<br />
Die bei <strong>der</strong> Anti-Rassismus-Hotline eingehenden Beschwerden<br />
hinsichtlich Diskriminierung durch die Polizei<br />
nahmen im Berichtszeitraum zu. Polizeiliche Kontrollen<br />
und Durchsuchungen werden an Personen mit „ausländischem“<br />
Aussehen vermehrt wahrgenommen (Ethnic<br />
Profiling), wodurch das Vertrauen in die Polizei und damit<br />
im Ernstfall auch die Meldebereitschaft sinkt. 23 Im<br />
Übrigen empfinden viele die Vorfälle auch als „normal“,<br />
da sie ständig Diskriminierungen, Belästigungen,<br />
etc. ausgeliefert sind. Beson<strong>der</strong>s besorgniserregend ist<br />
Seit Jahren bleibt die Zahl <strong>der</strong> Beschwerden gegen<br />
Eintrittsverweigerungen auf Grund ethnischer Zugehörigkeit<br />
in <strong>Graz</strong>er Lokalen gleich hoch. Auch gegen diskriminierende<br />
Vorfälle bei <strong>der</strong> Vermietung von Wohnungen o<strong>der</strong> am<br />
Arbeitsmarkt wird nicht entschieden genug vorgegangen.<br />
29<br />
auch die Tatsache, dass sowohl ZeugInnen als auch vielen<br />
potentiellen Opfern entsprechende Beratungs- und<br />
Unterstützungseinrichtungen nicht bekannt sind. Im Eurobarometer<br />
2007 zum Thema „Diskriminierung“ wird<br />
festgestellt, dass in Österreich nur 17% Kenntnis über<br />
die Rechte im Falle einer Diskriminierung haben. 24<br />
Ähnlich gestaltet sich die Meldebereitschaft innerhalb<br />
<strong>der</strong> Zuständigkeit des Magistrats <strong>Graz</strong> (Diskriminierung<br />
zwischen Bediensteten): Es muss noch immer davon<br />
ausgegangen werden, dass die meisten Diskriminierungsfälle<br />
(gilt für alle Diskriminierungsgründe) niemals<br />
zur Begutachtung an die zuständige Gleichbehandlungskommission<br />
des Landes Steiermark übermittelt werden,<br />
weil die Betroffenen ihre Zustimmung dazu nicht<br />
erteilen. Einerseits begründet sich dies wie<strong>der</strong>um in diversen<br />
Ängsten <strong>der</strong> Betroffenen (Angst vor negativen<br />
Konsequenzen, Angst davor, dass bei einer Begutachtung<br />
nichts herauskommen könnte und sie damit erst<br />
recht einer weiteren Diskriminierung ausgesetzt sind<br />
etc.). An<strong>der</strong>erseits ist davon auszugehen, dass Bedienstete<br />
des Landes und <strong>der</strong> steirischen Gemeinden nach<br />
wie vor keine Kenntnisse über das Diskriminierungsverbot<br />
und das Gleichbehandlungsgesetz haben o<strong>der</strong> auch<br />
die Verbindung ihres Falles mit einem Gleichbehandlungsproblem<br />
nicht herstellen können. 25<br />
Neben Diskriminierungsfällen in den Bereichen „Wohnen,<br />
Arbeit, bei Behörden und in <strong>Graz</strong>er Lokalen“ werden<br />
auch im schulischen Bereich vermehrt Fälle von<br />
Ausgrenzung und Diskriminierung von SchülerInnen mit<br />
Migrationshintergrund gemeldet, im Einzelfall auch von<br />
einzelnen LehrerInnen praktiziert. 26 . Auch wurden vermehrt<br />
Beschwerden verzeichnet, wonach Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Gebrauch ihrer Erstsprache, so diese nicht Deutsch ist,<br />
in <strong>der</strong> Schule verboten wird. Auffällig ist hierbei die Wertigkeit:<br />
Während Sprachen wie Türkisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch,<br />
Albanisch etc., die als Min<strong>der</strong>heitensprachen<br />
mit geringem Sprachprestige wahrgenommen<br />
18 Helping Hands <strong>Graz</strong>, Daniela Grabovac, Mail vom 1.9.2010. – 19 Vgl. Helping Hands <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 20 Vgl. <strong>ETC</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />
<strong>2009</strong>. – 21 Vgl. OLG <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 22 Vgl. <strong>ETC</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 23 Vgl. Helping<br />
Hands <strong>Graz</strong>, Jahresbericht <strong>2009</strong>, S.7f. – 24 Vgl. <strong>ETC</strong> <strong>Graz</strong>, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 25 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />
<strong>2009</strong>. – 26 Vgl. ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>.