Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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För<strong>der</strong>ung und Sicherung von Vollzeitbeschäftigung, da<br />
die Armutsgefährdungsquote von Vollzeitbeschäftigten<br />
mit 6% am niedrigsten liegt. 353<br />
„Die Nische als Chance“ - „Mit Talent und Kreativität<br />
zum Ziel“ - „Außergewöhnliche Berufe mit Zukunft“<br />
(SmZ, 2. Juni 2010, HLW Hartberg)<br />
Artikel 6: Das Recht des Kindes auf (Über-)Leben<br />
Artikel 28: Das Recht auf Bildung<br />
Die Nische als Chance. Traumberufe können auch ausgefallen<br />
sein, denn nicht immer sind alltägliche Berufe<br />
die beste Wahl. Welcher Beruf passt zu mir? – diese Frage<br />
stellen sich unzählige Jugendliche. Obwohl es zahlreiche<br />
Lehrberufe gibt, streben Burschen und Mädchen<br />
immer wie<strong>der</strong> dieselben Berufe an. Zu den häufigsten<br />
zählen Kraftfahrzeug- (9,2 Prozent), Elektroinstallations-<br />
(5,4 Prozent) und Maschinenbautechniker (5,2 Prozent)<br />
o<strong>der</strong> Maurer (5,1 Prozent) bei den Männern. Frauen tendieren<br />
zu Einzelhandels- (24,3 Prozent), Restaurantfach-<br />
und Bürokauffrau (12,2 Prozent) o<strong>der</strong> Friseurin (11,6 Prozent).<br />
<strong>2009</strong> gab es in Österreich rund 132.000 Lehrlinge in insgesamt<br />
37.000 Betrieben, fast 20.000 Lehrlinge in <strong>der</strong><br />
Steiermark. 354<br />
Die Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung im 1. Quartal<br />
2010 <strong>der</strong> Statistik Austria zeigt auf, dass es im Berichtszeitraum<br />
2010 in Österreich gleich viele Jugendliche (15<br />
bis 24 Jahre) ohne Arbeit gab wie <strong>2009</strong> (rund 54.000). Die<br />
Arbeitslosenquote für diese Altersgruppe betrug 9,5%.<br />
Die Arbeitsmarktsituation <strong>der</strong> Jugendlichen ist damit weiterhin<br />
schlechter als jene <strong>der</strong> restlichen Erwerbsbevölkerung.<br />
Von den als arbeitslos gezählten Jugendlichen im<br />
1. Quartal 2010 befanden sich 11.700 gleichzeitig in Ausbildung<br />
(Schule, Universität), d.h. auf Suche nach einer<br />
Nebenbeschäftigung, o<strong>der</strong> sie sahen ihre Ausbildung als<br />
Übergangslösung für die Dauer ihrer Arbeitssuche an. 355<br />
Das AMS Steiermark präzisiert die noch immer unerfreuliche<br />
Situation im Juni 2010 für <strong>Graz</strong>:<br />
Arbeitslose Jugendliche in <strong>Graz</strong>:<br />
(15-25 Jahre): 1578 (668 weiblich, 910 männlich)<br />
(15-19 Jahre): 274<br />
(20-24 Jahre): 1304<br />
Lehrstellensuchende in <strong>Graz</strong>:<br />
182<br />
Anteil Jugendlicher an Gesamtarbeitslosigkeit in <strong>Graz</strong>:<br />
15,9%<br />
7.1 Kin<strong>der</strong>rechte in <strong>Graz</strong><br />
Vorgemerkte Jugendliche nach höchster Ausbildung:<br />
mit Pflichtschule 40,0%;<br />
mit Lehre 35,2%;<br />
mit Ausbildung höher als Lehre 24,8%<br />
Jugendliche in Schulungsmaßnahmen:<br />
4.002 (2.062 Frauen, 1.940 Männer)<br />
+ 431 gegenüber Ende Juni <strong>2009</strong> 356<br />
Wie unschwer zu erkennen ist, ist die Lage am Arbeitsmarkt<br />
für junge Menschen und BerufseinsteigerInnen<br />
beson<strong>der</strong>s schwer. Am meisten betroffen davon sind<br />
Jugendliche mit mäßigen Schulerfolgen, wenigunterstützendem<br />
Elternhaus o<strong>der</strong> Migrationshintergrund.<br />
Das Gefühl nach <strong>der</strong> x-ten Bewerbung keinen Wert für<br />
die Gesellschaft zu haben und zu nichts nütze zu sein,<br />
erleben alle, die jemals Arbeit suchten. Die Folgen sind<br />
u. a. häufig Verlust des Selbstwertgefühls, Schwächung<br />
<strong>der</strong> Motivation und <strong>der</strong> Kompetenz, wachsendes Desinteresse<br />
an <strong>der</strong> Allgemeinheit bzw. möglicherweise steigendes<br />
Interesse an radikalen Ideen.<br />
Empfehlungen<br />
- Die „Öffnung“ von Unternehmen für junge Menschen<br />
sollte daher nicht nur unter Leistungsaspekten, son<strong>der</strong>n<br />
vor allem unter dem Blickwinkel erfolgen, dass<br />
Arbeit sinnstiftend, chancenbringend und sozial-ökonomisch<br />
absichernd ist. Arbeitsplätze für Jugendliche<br />
zu schaffen ist daher eine lohnende Aufgabe für eine<br />
Menschenrechtsstadt.<br />
- Empfehlung MRB 2007 Kap. 5.2.: Es wird empfohlen,<br />
die Einstellungspolitik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>der</strong>art zu<br />
gestalten, dass <strong>der</strong> Anteil an MigrantInnen erhöht und<br />
gezielt Bewerbungs-, Qualifikations- und Einstellungshemmnisse<br />
abgebaut werden. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />
dass es <strong>der</strong>zeit wohl ein Bekenntnis zur interkulturellen<br />
Öffnung gibt, mangels Ausschreibungen<br />
und durch Neueinstellungsrestriktionen aus wirtschaftlichen<br />
Gründen diese Öffnung jedoch nicht im notwendigen<br />
Ausmaß verwirklicht werden kann. 357<br />
“Kin<strong>der</strong> getrennter Eltern“ - “Ob Sorge o<strong>der</strong> nicht –<br />
wir sorgen uns um Dich und bleiben deine Eltern“ 358<br />
Artikel 9: Das Recht auf beide Eltern<br />
Artikel 18: Hilfe und Schutz für Eltern<br />
Die Scheidungsrate ist in den vergangenen Jahren laut<br />
Statistik Austria gestiegen, ... von 40,5 Prozent 1999 auf<br />
47,8 Prozent 2008. ... Rund 14.800 min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong><br />
waren in diesem Jahr von <strong>der</strong> Scheidung ihrer Eltern<br />
354 SchülerInnen machen Zeitung, 2. Juni 2010, HLW Hartberg über BERUFE – 355 Statistik Austria, Arbeitssuchende_Arbeitslose, 1. Quartal 2010. http://www.statistik.<br />
at/web_de/statistiken/arbeitsmarkt/arbeitslose_arbeitssuchende/index.html. – 356 AMS Steiermark, Information Arbeitsmarkt, Juni 2010. – 357 <strong>Menschenrechtsbericht</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> 2007. Kapitel 5.2 Beson<strong>der</strong>e Empfehlungen (Seite 85) Herausgeber: Geschäftsstelle des Menschenrechtsbeirat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>. Europäisches Trainings– und Forschungszentrum<br />
für Menschenrechte und Demokratie. <strong>Graz</strong>. – 358 „Ob Sorge o<strong>der</strong> nicht – wir sorgen uns um dich und bleiben deine Eltern“ – Infobroschüre <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendanwaltschaft Steiermark, <strong>Graz</strong> 2008. – 359 „Scheidungskin<strong>der</strong> besser betreut“, Kleine Zeitung, 15. Juni 2010.