Der Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2009 - ETC Graz
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schaftszweige (horizontale Segregation). Auch die Teilzeiterwerbstätigkeit<br />
beeinflusst die Stellung und somit<br />
die Einkommenssituation von Frauen in <strong>der</strong> Arbeitswelt.<br />
209 Ferner gestaltet sich <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einstieg nach<br />
<strong>der</strong> Geburt eines Kindes oft schwierig. 36,3% <strong>der</strong> davor<br />
erwerbstätigen Frauen sind selbst 32 Monate nach <strong>der</strong><br />
Geburt ohne Beschäftigung. Meist geht mit Elternschaft<br />
auch noch eine deutliche Reduzierung <strong>der</strong> Erwerbsarbeit<br />
(geringfügige Beschäftigung, Teilzeit) einher. 210<br />
Bei Betrachtung <strong>der</strong> in Tabelle 8 angeführten Bemessungsgrundlage<br />
(<strong>Graz</strong>-<strong>Stadt</strong>) zeigt sich bei den Frauen,<br />
dass das anrechenbare Erwerbseinkommen deutlich<br />
niedriger ist als jenes <strong>der</strong> Männer. Es muss daher festgehalten<br />
werden, dass Frauen, insbeson<strong>der</strong>e Frauen<br />
ohne österreichische Staatsbürgerschaft, von <strong>der</strong> Einkommensseite<br />
her stark benachteiligt sind.<br />
5.2.4 Die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> als Dienstgeberin<br />
5.2 Recht auf Arbeit, gleichen Lohn, Recht auf bezahlten, regelmäßigen Urlaub und Begrenzung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
Mit Stand 31.12.<strong>2009</strong> berichtet das Personalamt folgende<br />
Daten: Die Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
(einschließlich Eigenbetriebe, exkl. städtische<br />
Bedienstete/<strong>Graz</strong> AG und Lehrlinge) belief sich insgesamt<br />
auf 4.369 Personen. <strong>Der</strong> Frauenanteil unter den städtischen<br />
Bediensteten betrug rund 58%. Eine deutliche<br />
Überrepräsentanz von Frauen in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen<br />
mit rund 96% (gesamt 865 Teilzeitbeschäftigte)<br />
ist festzustellen. In den sogenannten „typischen<br />
Frauenberufen“ wie insbeson<strong>der</strong>e Reinigung und Kin<strong>der</strong>betreuung<br />
sind fast ausschließlich Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse<br />
vorzufinden. In Führungspositionen<br />
sind Frauen hingegen unterrepräsentiert. 211<br />
Probleme und Defizite<br />
„<strong>Der</strong> Arbeitsmarkt ist nach wie vor entscheidend für gesellschaftliche<br />
In- o<strong>der</strong> Exklusion und damit soziale Ungleichheit.<br />
Die soziale Absicherung erfolgt für große Teile<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung zuallererst direkt durch die Erwerbstätigkeit.“<br />
212 Das Auseinan<strong>der</strong>driften <strong>der</strong> Einkommensschere<br />
in Österreich und somit auch in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong><br />
wird als äußerst problematisch wahrgenommen. Beson<strong>der</strong>s<br />
bedenklich sind die Einkommensunterschiede<br />
zwischen Frauen und Männern. Neben <strong>der</strong> Ungleichbehandlung<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Entlohnung für gleiche Arbeit<br />
(Frauen beziehen für gleiche Arbeit noch immer nicht annähernd<br />
den gleichen Lohn) wird auch die Berufswahl<br />
von Mädchen bzw. Frauen, die auf Grund traditioneller<br />
Rollenbil<strong>der</strong> nach wie vor in frauendominierte (und deshalb<br />
schlechter bezahlte) Berufsfel<strong>der</strong> drängen, als pro-<br />
blematisch angesehen. Während Burschen alle Berufssparten<br />
ausschöpfen, konzentrieren sich Mädchen in<br />
ihrer Berufswahl nach wie vor hauptsächlich auf drei<br />
Berufe (Friseurin, Bürokauffrau und Einzelhandelskauffrau).<br />
213 Im Rahmen <strong>der</strong> Beschäftigung innerhalb des<br />
Magistrats <strong>Graz</strong> wird bemängelt, dass Frauen auch hier<br />
in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, <strong>der</strong> Anteil<br />
in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen (insbeson<strong>der</strong>e<br />
in den „Frauenberufen“ Reinigung und Kin<strong>der</strong>betreuung)<br />
jedoch überproportional hoch ist. 214<br />
Als weiteres Problem wird die hohe Arbeitslosigkeit von<br />
Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft festgehalten.<br />
Ebenso wird in <strong>der</strong> Personalpolitik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
<strong>der</strong> Anteil an in <strong>Graz</strong> lebenden Personen<br />
mit Migrationshintergrund kaum berücksichtigt. <strong>Der</strong><br />
MigrantInnenbeirat spricht allgemein von einem Rückschritt<br />
bzw. Stillstand <strong>der</strong> Einstellungspolitik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
in Bezug auf MigrantInnen. Im Beson<strong>der</strong>en<br />
wird hier auf die noch nicht wie<strong>der</strong>besetzte einzige Stelle<br />
in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung (Integrationsreferat) verwiesen,<br />
die gemäß GR-Beschluss dezidiert für eine Person<br />
mit Migrationshintergrund vorgesehen ist. 215<br />
Gute Praxis<br />
Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauen<br />
<strong>Der</strong> öffentliche Dienst (sowie viele ArbeitgeberInnen im<br />
Vereinswesen) verfügen über geschlechtergerechte Entlohnungsschemata.<br />
Im Sinne <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie ist die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> grundsätzlich in <strong>der</strong> Lage, flexible<br />
Arbeitszeitmodelle und Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse<br />
sowie mehrjährige Karenzierungen anzubieten. 216<br />
Neuaufnahmen trotz Aufnahme-Stopp<br />
Trotz grundsätzlichen Aufnahmestopps gibt es in Bereichen<br />
mit gesetzlichen Vorgaben (wie Kin<strong>der</strong>betreuung<br />
und Pflegebereich) laufend Neuaufnahmen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Bereich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung sind zunehmend<br />
Aufnahmen von (weiblichen) Personen mit Migrationshintergrund<br />
zu verzeichnen. 217<br />
Beschäftigungspolitische Maßnahmen<br />
Zur Reintegration langzeitarbeitsloser, arbeitsuchen<strong>der</strong><br />
Menschen unterstützt die <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> (Sozialamt) drei<br />
Beschäftigungsprojekte in Kooperation mit <strong>der</strong> Caritas,<br />
ISOP und BFI. Es gibt <strong>der</strong>zeit 43 Transitarbeitsplätze.<br />
Gemeinsam mit dem Verein ERFA wird ein Projekt<br />
zur Beschäftigung arbeitsmarktferner Personen umgesetzt.<br />
218 Zudem gibt es in <strong>Graz</strong> einige Fraueneinrichtungen<br />
(NOWA, Verein Frauenservice, Mafalda), die arbeitsmarktpolitische<br />
Maßnahmen speziell für Frauen<br />
anbieten. Diese werden von <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong> geför<strong>der</strong>t. 219<br />
209 Ibid, S. 141. – 210 Ibid, S. 127. – 211 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Personalamt, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 212 Institut für Arbeitsmarktbetreuung und Forschung<br />
Steiermark, Armut in <strong>Graz</strong>, Erster Armutsbericht <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Sozialamt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Graz</strong>, Juni 2010, S. 43. Zitiert aus: Vgl. Fink, M.: Erwerbslosigkeit, Prekarität (Working<br />
Poor) und soziale Ungleichheit/Armut, in: Handbuch Armut in Österreich, S. 198. – 213 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 214<br />
Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Personalamt, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 215 Vgl. MigrantInnenbeirat, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 216 Vgl. Magistrat<br />
<strong>Graz</strong>, Personalamt, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 217 Ibid. – 218 Vgl. Magistrat <strong>Graz</strong>, Sozialamt, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>. – 219 Vgl. Magistrat<br />
<strong>Graz</strong>, Frauenreferat, Beitrag zum <strong>Menschenrechtsbericht</strong> <strong>2009</strong>.