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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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8.2 Meteorologische Sensoren und Modelle 101<br />

ROTHACHER ET AL. (1986) alle 15 Minuten. Da das angewandte GPS-Ausgleichungsmodell i.d.R. sehr empfindlich<br />

gegenüber ungenauer Oberflächenmeteorologie ist, können schon durch geringe Fehler (z.B. σT = 1° C) in Abhängigkeit<br />

von der vorherrschenden Umgebungsmeteorologie (p = 1000 hPa, T = 30° C, rh = 100%) große (nahezu 3 cm), von der<br />

Länge der Basislinie unabhängige Fehler in den Koordinatenkomponenten auftreten (BEUTLER ET AL. 1988).<br />

ROTHACHER (2000b) gibt einen alternativen Wert von 8 cm im Speziellen für die Stationshöhe an, dies wird von<br />

BLOMENHOFER (1996) gestützt, da er mittels differenzieller Abschätzung die Auswirkung von fehlerhaften<br />

Meteorologiedaten auf die Ergebnisse berechnet. Diese Untersuchungen belegen die Wichtigkeit von repräsentativen<br />

und unverfälschten Meteorologiewerten. Liegt jedoch repräsentative und genaue Oberflächenmeteorologie (σT < 0.5° C,<br />

σP < 0.5° hPa) vor, so kann daraus der Einfluss der trocken bzw. der hydrostatischen neutrosphärischen Laufzeitverzögerung<br />

ausreichend genau berechnet werden. Basierend auf dem Modell von Saastamoinen, welches sich u.a. durch<br />

einen einfachen und effektiven Formelapparat auszeichnet, kann diese Aussage belegt werden. Nach SAASTAMOINEN<br />

(1972) ergibt sich<br />

woraus<br />

NEU Saas h[m]<br />

= 0.<br />

002277 p [hPa] , (8-15)<br />

∆ ,<br />

Zenit<br />

,<br />

[ hPa]<br />

σ [mm] = ± 2.<br />

277σ<br />

p<br />

(8-16)<br />

∆ , ,<br />

Zenit<br />

NEU Saas h<br />

folgt. Im Gegensatz dazu sind Messungen zur Bestimmung der feuchten bzw. nicht-hydrostatischen neutrosphärischen<br />

Laufzeitverzögerung an der Erdoberfläche nur sehr ungenau möglich (σrh ≈ 5%). JANES ET AL. (1991) führten unter<br />

Berücksichtigung von empirischen Modellen, repräsentative Oberflächendaten vorausgesetzt, einen Nachweis, wobei<br />

Sensitivitätswerte für die totale zenitale neutrosphärische Laufzeitverzögerung für Druck, Temperatur und relative<br />

Feuchte zu 2 mm/hPa, 5-20 mm/° C und 1-3 mm/% erhalten werden.<br />

Liegen keine repräsentativen Meteorologiedaten vor, so können unter Umständen Langzeitmittelwerte oder Vorhersagewerte<br />

verwendet werden. Hierauf wird in den Unterkapiteln 8.2.2 und 8.2.4 eingegangen.<br />

8.2.1.2 Wasserdampfradiometer<br />

Als Radiometer werden i.d.R. Geräte bezeichnet, die physikalische Messungen zur Bestimmung von Strahlungsgrößen<br />

durchführen. Wasserdampfradiometer beobachten von der Erdoberfläche aus Strahlungsgrößen aus diskreten 8-8<br />

Richtungen, um daraus den Wasserdampfgehalt abzuleiten. Im Gegensatz zur o.g. Oberflächenmeteorologie wird einerseits<br />

lediglich ein u.a. für die GPS-Modellbildung wichtiger atmosphärischer Parameter erfasst, andererseits jedoch kein<br />

erdnaher Wert bestimmt, sondern ein über die gesamte Atmosphäre integrierter Wert ermittelt. Ein Nachteil dieses<br />

zeitlich gut aufgelösten Beobachtungsverfahrens besteht darin, dass i.d.R. keine Beobachtungen in Horizontnähe<br />

ausgeführt werden. Der minimale Elevationswinkel liegt deshalb i.d.R. bei 20°-25° (POTTIAUX UND WARNANT 2002).<br />

CUCURULL ET AL. (2000) weisen auf die schlechte räumliche Auflösung dieses teueren Verfahrens hin, da die<br />

terrestrischen Wasserdampfradiometerbeobachtungen den räumlichen Restriktionen terrestrischer Sensoren unterliegen.<br />

Sie sind deshalb nur in begrenztem Umfang verfügbar.<br />

Zur nahezu direkten Bestimmung des atmosphärischen Wasserdampfgehalts werden Beobachtungen der Mikrowellenemission<br />

(Helligkeitstemperatur) im Bereich der zentralen Emissionslinie des Wasserdampfs ausgeführt. Die Resonanzfrequenz<br />

des Wasserdampfs liegt bei exakt 22.235 GHz. Die Messungen werden jedoch durch den atmosphärischen<br />

Druck und flüssiges Wasser 8-9 sowie Sauerstoff und atmosphärischer Hintergrundstrahlung beeinflusst (ELGERED<br />

(1993), POTTIAUX UND WARNANT (2002)). Deshalb wird die Emission entlang des jeweiligen diskreten Signalweges<br />

hochauflösend auf zwei Frequenzen indirekt über die Strahlungsmenge bestimmt. Je nach Gerät werden Beobachtungen<br />

im Bereich 20.6-23.8 GHz (Wasserdampfkanal) bzw. 31.0-31.7 GHz (Flüssigwasserkanal) durchgeführt. Dies ermöglicht<br />

das Bilden von Linearkombinationsen (BÜRKI UND KAHLE 1995); dadurch kann die Druckabhängigkeit der<br />

Ergebnisse minimiert und der Einfluss des flüssigen Wassers auf diese empfindlichen Geräte kompensiert werden. Zur<br />

Elimination von durch Regen beeinflussten Beobachtungen wird in Nähe des Radiometerstandorts eine meteorologische<br />

Station betrieben, die neben Druck, Temperatur und Feuchte auch Informationen hinsichtlich des Regenvolumens<br />

sammelt. I.d.R. werden Radiometerbeobachtungen während Regenereignissen eliminiert. AONASHI ET AL. (2000) beschreiben<br />

in diesem Zusammenhang beispielhaft den Verlust von ca. 26% der ausgeführten Beobachtungen. Als entscheidungsfindende<br />

Kenngröße wird hierbei der Wasserdampfgehalt verwendet. EMARDSON ET AL. (1998) wählen einen<br />

zenitalen Grenzwerte von 0.7 kg/m².<br />

8-8 Der Literatur sind verschiedene Beobachtungsszenarien zu entnehmen. POTTIAUX UND WARNANT (2002): Elevationsbereich [25°; 90°]; 72<br />

Beobachtungen (azimutale Auflösung: 45°, zenitale Auflösung: 9 Elevationsstufen); Dauer: 19 Minuten; AONASHI ET AL. (2000): Azimutale<br />

Auflösung: 30°.<br />

8-9 Wassertropfen mit einem Durchmesser größer als einige 1/10 mm verfälschen nach ELGERED (1993) die Ergebnisse signifikant, da der bestimmte<br />

Wasserdampfgehalt zu groß geschätzt wird. Es werden somit GRADINARSKY ET AL. (2000) bestätigt, welche starke Limitierungen durch Regen und<br />

Wolken feststellen.

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