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6.2 Die Erdatmosphäre als Ausbreitungsmedium für GPS-Signale 77<br />

aufgegriffen wird. Im Detail werden Abhängigkeiten zwischen Brechungsindex und Meteorologie in Kapitel 8 behandelt.<br />

6.2 Die Erdatmosphäre als Ausbreitungsmedium für GPS-Signale<br />

GPS-Satelliten strahlen elektromagnetische Wellen ab, welche sich mit Lichtgeschwindigkeit c ausbreiten. Die GPS-<br />

Signale durchlaufen auf dem Weg von Sende- zu Empfangsantenne die Erdatmosphäre. Gleichung (6-1) beschreibt<br />

unter Verwendung des Brechungsindexes des durchquerten Mediums n den allgemein gültigen Zusammenhang<br />

zwischen Ausbreitungsgeschwindigkeit v und Lichtgeschwindigkeit im Vakuum.<br />

c<br />

v = (6-1)<br />

n<br />

Die Erdatmosphäre ist zeitlich und räumlich inhomogen und variabel zusammengesetzt. Nach HALL ET AL. (2002) kann<br />

der Einfluss der Erdatmosphäre auf die satellitengeodätische Nutzung des Navigationssystems GPS an der Erdoberfläche<br />

in zwei Bereiche eingeteilt werden, die vom Aggregatzustand der Atmosphärenbestandteile abhängen, mit denen<br />

die GPS-Signale interagieren. Grundlegend erfolgt eine Unterscheidung zwischen den in atmosphärischen Gasen begründeten<br />

Einflüssen auf den Brechnungsindex (z.B. Verzögerung, Krümmung, Reflexion, Absorption) und den<br />

Wechselwirkungen (z.B. Streuung, Dämpfung, Szintillation) mit festen oder flüssigen Bestandteilen der Atmosphäre,<br />

wie Wolken oder Aerosole. Im Folgenden sollen v.a. die durch Atmosphärengase bedingten Einflussfaktoren eingehend<br />

betrachtet werden. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit vP [m/s] von GPS-Trägerphasen lässt sich basierend auf den<br />

Maxwell’schen Gleichungen 6-1 mittels<br />

c<br />

n = µ rε<br />

r =<br />

vP<br />

mit µr ... relative Permeabilität des Mediums [H/m=kgms -2 A -2 ] und<br />

εr ... relative Dielektrizitätskonstante 6-2 [F/m=A²s 4 kg -1 m -3 (6-2)<br />

]<br />

berechnen. Auf Grund der raum- und zeitabhängigen Anwesenheit von massebehafteten Molekülen ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

im durchquerten Medium gegenüber der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum stetig verzögert.<br />

Dabei ist die Wechselwirkung zwischen atmosphärischer Materie, welche als Gemisch einzelner Atmosphärenbestandteile<br />

betrachtet wird, und dem elektromagnetischen Feld der GPS-Signale von besonderer Bedeutung. Das anliegende<br />

schwache äußere elektromagnetische Feld der GPS-Signale beeinflusst stetig die atmosphärischen Moleküle (z.B. H2O,<br />

O2, CO2, N2), deren inneres elektrisches Feld deutlich stärker ausgeprägt ist. Zu unterscheiden ist hierbei zwischen<br />

Verschiebungs- und Orientierungspolarisation. Die Verschiebungspolarisation, auch dielektrische Polarisation genannt,<br />

rührt von der stetigen Veränderung der Lage des Ladungsschwerpunkts der Elektronenhülle relativ zum positiven<br />

Ladungsschwerpunkt innerhalb der Moleküle her. Im feldfreien Raum fallen die beiden Schwerpunkte zusammen. Auf<br />

Grund der Existenz des elektromagnetischen Feldes der GPS-Signale vollziehen die Moleküle eine Bewegung, die<br />

mathematisch mit einer erzwungenen gedämpften harmonischen Schwingung beschrieben werden kann. Im Gegensatz<br />

dazu ist die Orientierungspolarisation durch die permanenten elektrischen (z.B. H2O) und magnetischen (z.B. O2)<br />

Dipolmomente der Moleküle begründet. Ohne äußeres Einwirken liegt eine gleichförmige Dipolverteilung vor, welche<br />

durch das Anlegen eines äußeren Feldes beeinflusst wird und zu einer Ausrichtung in Feldrichtung führt. Überlagert<br />

wird diese Ausrichtung durch die Bewegung der Moleküle.<br />

Allgemein ist der mit Gleichung (6-2) gegebene funktionale Zusammenhang für den Brechungsindex unter Verwendung<br />

der Lorentz-Lorenz-Gleichung für optische Felder bzw. der äquivalent gebrauchten Gleichung von Clausius<br />

und Mosotti für quasi-statische, schwache elektrische Felder definiert. In Abhängigkeit von der Anzahl der schwach<br />

miteinander wechselwirkenden Moleküle Nm des Dielektrikums pro Volumen (Anzahldichte), der mittleren molekularen<br />

elektrischen bzw. magnetischen Polarisierbarkeit α [m 2 C 2 /J=A²s 4 /kg] sowie der elektrischen, auf das Vakuum bezogenen<br />

Feldkonstanten ε0 (8.854187817·10 -12 A²s 4 m -3 kg -1 ) und der dimensionslosen relativen Dielektrizitätskontanten<br />

des Mediums εr wird<br />

ε r −1<br />

N mα<br />

=<br />

ε + 2 3ε<br />

r<br />

0<br />

erhalten. Im Fall der als isotropes Medium bezeichneten Neutrosphäre ist εr eine skalare Konstante und sowohl von der<br />

Polarisation als auch von der Ausbreitungsrichtung unabhängig. Dies gilt für die Ionosphäre jedoch nicht. Hier besteht<br />

6-1 Die Maxwell’schen Gleichungen liefern für den in einem Medium ohne Diskontinuität ablaufenden Übertragungsvorgang von elektromagnetischen<br />

Feldern, welche an der Empfangsstation als Signal mit elektromagnetischer Energie mit einer diskreten Transportgeschwindigkeit eintreffen,<br />

Wellengleichungen.<br />

6-2 Teilweise auch als Polarisation oder Permitivität bezeichnet.<br />

(6-3)

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