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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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82 7. Das Ausbreitungsmedium Ionosphäre<br />

n<br />

P<br />

N e<br />

≈ 1−<br />

40.<br />

3 . (7-4)<br />

f ²<br />

BRUNNER UND GU (1991) zeigen, dass bei hoher ionosphärischer Aktivität diese vereinfachte Modellbildung Fehler im<br />

Zentimeterbereich nach sich ziehen kann, somit muss bei Anwendungen, die höchsten Genauigkeitsansprüchen<br />

genügen sollen, dieser Einflussfaktor eingehend untersucht werden.<br />

Der Betrag der ionosphärischen Laufzeitverzögerung ∆ION kann somit mittels<br />

a 40.<br />

3<br />

≈ N eds<br />

= N ds<br />

2 2<br />

f ∫ f ∫<br />

(7-5)<br />

∆ION e<br />

genähert berechnet werden. Für das L1- bzw. L2-Signal ergibt sich beim Durchqueren der Ionosphäre im Mittel ein<br />

zenitaler Einfluss von ca. 35 m bzw. 53 m; somit ist bei inaktivem SA die ionosphärische Refraktion die dominierende<br />

GPS-Fehlerquelle. Sie wird durch die Elektronendichte Ne bzw. durch den Elektronengehalt charakterisiert. Der<br />

absolute Elektronengehalt wird mit der Maßzahl TEC (engl.: total electron content) in der Einheit Elektronen pro m²<br />

entlang des nicht notwendigerweise zenitalen Signalwegs angegeben und resultiert nach<br />

∫<br />

TEC e<br />

= N d s<br />

(7-6)<br />

aus der Integration der Elektronendichte. TEC-Werte sind auf eine Grundfläche von 1 m² bezogen. Da die Elektronenanzahl<br />

sehr groß ist, wird die Einheit TECU (engl.: total electron content unit) definiert, welche 10 16 Elektronen pro<br />

Quadratmeter entspricht. Nach SKONE (2001) unterliegt ein zenitales L1-Signal (L2-Signal) durch 1 TECU einem Einfluss<br />

von 0.16 m (0.27 m). Der höchste jemals gemessene TEC-Wert betrug ca. 1000 TECU (KLOBUCHAR 1996).<br />

Anzumerken ist, dass TEC-Werte theoretisch auf eine Säule beginnend auf der Erdoberfläche bezogen sind, die jedoch<br />

nicht nur bis zum GPS-Satelliten reicht, sondern bis in eine unendliche Höhe.<br />

TEC-Werte in Richtung des lokalen Zenits werden VTEC (engl.: vertical total electron content) genannt, wohingegen<br />

schräge Visuren STEC 7-1 -Werte aufweisen. Bspw. weist ein unter einem Elevationswinkel von 5° einfallendes GPS-<br />

Signal einen TEC-Wert auf, der ca. um den Faktor 3 größer ist, als der zugehörige VTEC 7-2 -Wert (SKONE 2001). Durch<br />

einfache Modellansätze ist eine Umrechnung zwischen VTEC und STEC möglich. SCHAER (1996) verwendet hierzu die<br />

Funktion fMF,ION(z) = 1/cosz. Diese Funktion erhält den Index MF, da eine solche Funktion, die einen zenitalen Wert in<br />

beliebige Richtungen abbilden, Mapping-Funktion (Abbildungsfunktion) genannt werden.<br />

7.2 Modellierung des Einflusses der Ionosphäre<br />

Gleichung (7-4) zeigt für Phasenbeobachtungen, dass bei Kenntnis von Ne-Werten in Abhängigkeit von der Frequenz<br />

der Brechungsindex berechnet werden kann. Hierauf bauen die im Folgenden beschriebenen funktionalen Ansätze zur<br />

Berechnung von Ionosphärenmodellen auf. Dabei kann hinsichtlich der zeitlichen Verfügbarkeit, mit der die Modelle<br />

bereitgestellt werden, sowie hinsichtlich der räumlichen Auflösung unterschieden werden.<br />

Der Nutzer erhält bspw. mit dem GPS-Signal, im Speziellen durch die aufmodulierte Navigationsnachricht, prädizierte<br />

Informationen über den ionosphärischen Einfluss. Die Verwendung dieser Informationsquelle reicht jedoch mit zunehmender<br />

Netzgröße nicht aus, um höchste Genauigkeiten garantieren zu können. Die dann anzuwendenden<br />

Modellierungsprinzipien lassen sich in stochastische und deterministische Ansätze einteilen. Beide Prinzipien sind im<br />

Rahmen der Mehrdeutigkeitslösung von Bedeutung, siehe hierzu Kapitel 4.2.4.2 sowie Kapitel 7.4.<br />

Der deterministische Ansatz basiert auf der in Kapitel 4.2.1 beschriebenen geometriefreien Linearkombination L4, die<br />

aus der metrischen Differenz der Phasenmessungen beider Trägerwellen gebildet wird. Sie enthält lediglich die<br />

Phasenmehrdeutigkeiten 7-3 sowie die ionosphärischen Einflüsse und wird deshalb zur Erstellung von sog. Ionosphärenkarten<br />

(Karten der Anzahl der freien Elektronen) verwendet. Bei der Berechnung von Ionosphärenkarten wird vereinfachend<br />

angenommen, dass sich alle freien Elektronen in einer Höhe hION von ca. 200-450 km (z.B. GERVAISE ET AL.<br />

(1985): hION = 300 km, WILD ET AL. (1989): hION = 350 km, FINN UND MATTHEWMAN (1989): hION = 400 km) über der<br />

Erdoberfläche in einer Schicht mit infinitesimal kleiner Ausdehnung befinden (Einschichtmodell). Diese Annahme trägt<br />

der Tatsache Rechnung, dass in diesem Bereich mit ca. 10 6 Elektronen pro cm³ die größte Elektronendichte innerhalb<br />

der Erdatmosphäre vorherrscht (50 km: ca. 10 Elektronen/cm³; 1000 km: ca. 10 4 Elektronen/cm³), weiterhin ist die<br />

7-1 engl.: slant total electron content<br />

7-2 In der Fachliteratur teilweise auch als VEC bezeichnet.<br />

7-3 Nach Festsetzung bzw. Elimination der Mehrdeutigkeiten sind auch differenzielle Ansätze anwendbar.

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