PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
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5.2 Zum Einfluss von Mehrwege- und Beugungseffekten 43<br />
das Verwenden von Grundplatten nicht ausreichend reduziert (MENGE 2003). Besser geeignet zur Reduktion dieses Einflusses<br />
sind Choke-Ring-Antennen, die die Feldstärke flach einfallender Signale durch lamellenartige Metallringe,<br />
welche konzentrisch um die Empfangsbauteile angeordnet sind, verarbeiten. Diese beiden Antennenarten beeinflussen<br />
durch ihre spezielle Empfangscharakteristik auch die Signale oberhalb des Antennenhorizonts (WEILL 1997).<br />
Da zur Zeit keine einfachen Regeln zur formalen Beschreibung dieser Fehlerquelle bekannt sind, wirkt man dem Auftreten<br />
dieses limitierenden Faktors i.d.R. durch eine sorgfältige, mit Sachverstand durchgeführte Auswahl der Beobachtungspunkte<br />
in einfacher und praxistauglicher Weise entgegen (HEISTER ET AL. 1997), insofern dies möglich ist. Das<br />
Auftreten von Mehrwegeeffekten kann jedoch nicht gänzlich verhindert werden. Bei vorhandenem Mehrwegeeffekt<br />
können Analysen durchgeführt auf Basis der Code-Beobachtungen (z.B. EVANS 1986), der Signalstärke (AXELRAD ET<br />
AL. 1994) oder unter Verwendung anderer Techniken (z.B. GE ET AL. (2002), WIESER (2002), GE ET AL. (2000),<br />
WANNINGER UND MAY (2000)) Abhilfe schaffen.<br />
Zur Reduktion bzw. Elimination von Mehrwegeeinflüssen kann die sich täglich wiederholende geometrische Konstellation<br />
von Satellit, Reflektor und Empfangsantenne genutzt werden. Vorauszusetzen ist dabei, dass keine Veränderungen<br />
in der Stationsumgebung oder durch Satellitenmanöver auftreten. Beachtet werden muss dabei, dass von<br />
der rotierenden Erde aus betrachtet alle Satelliten jeden Tag genähert 236 s früher an derselben Position ihrer Bahn zu<br />
beobachten sind. Die Satelliten haben in dieser Zeit die Erde zweimal umrundet. Die Periode der Wiederholung der<br />
Konstellation ist jedoch bspw. auf Grund der Abhängigkeit von der Flughöhe nicht für alle Satelliten identisch.<br />
Schwankungen zwischen 235 s und 255 s sind dabei für die Abweichung zwischen doppelter Satellitenumlaufzeit und<br />
einem Sonnentag beobachtbar (MENGE UND SEEBER 2000). Bildet man die Differenz zweier GPS-Beobachtungen, für<br />
die o.g. Bedingungen der Konstellationswiederholung gelten, so werden alle Fehlereinflüsse, die lediglich von der<br />
Konstellation zwischen Sendeantenne, Reflektor und Empfangsantenne abhängen, eliminiert. Somit stellt diese<br />
Differenzierungstechnik eine Möglichkeit dar, Mehrwegeeinflüsse zu eliminieren. Da die Periode der Konstellationswiederholung<br />
genähert mit der Länge eines siderischen Tages zusammenfällt, wird dieses Hilfsmittel der Fehlerelimination<br />
in der Literatur teilw. als siderisches Differenzieren bezeichnet.<br />
Signalmehrwege und deren Einflüsse auf GPS-Beobachtungen hängen somit ab von<br />
• Reflektor (z.B. Form, Oberflächenbeschaffenheit, Größe, Material)<br />
• Geometriekonstellation (absolute und relative Lage),<br />
• Instrumentarium (z.B. Antenneneigenschaften),<br />
• GPS-Signal (z.B. Frequenz, Stärke) und<br />
• Beobachtungsgröße (Code bzw. Phase).<br />
Die Einflüsse auf die geschätzten Parameter sind auf Grund der hohen Korrelation innerhalb des Bermuda-Polygons<br />
schwer allgemeingültig zu quantifizieren. Theoretisch ist mit einer Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von mehrwegebeeinflussten<br />
Signalen mit zunehmender Zenitdistanz zu rechnen. Allerdings zeigen statistische Auswertungen umfangreichen<br />
Beobachtungsmaterials z.B. von HEISTER ET AL. (1997), dass auf kurzen Basislinien, wobei atmosphärische und<br />
satellitengeometrische Einflüsse leicht eliminiert werden können, die besten inneren Genauigkeiten für E = 5° erzielt<br />
werden können. Daneben kann - wie oben erwähnt - trotz sorgfältiger Auswahl der Beobachtungsörtlichkeit bspw. auf<br />
Grund von logistischen Restriktionen nicht davon ausgegangen werden, dass GPS-Beobachtungen vollständig frei von<br />
Mehrwege- oder Beugungseffekten sind. Deshalb wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit ein pragmatischer Ansatz<br />
gewählt, bei dem unter Verwendung des Verhältnisses von Signal- und Rauschleistung stations- und instrumentenabhängige<br />
Gewichtsfunktionen zur Kompensation von Mehrwegeeinflüssen verwendet werden. Siehe hierzu auch<br />
Unterkapitel 5.4.<br />
5.2.2 Untersuchungen zum Mehrwegeverhalten im Verdichtungsnetz Antarktische Halbinsel<br />
Zur Detektion, Lokalisierung und Quantifizierung von Signalen, die durch Mehrwegeeffekte gestört sind, wurden verschiedene<br />
Softwareprogramme entwickelt. Anzuführen sind hier beispielhaft die beiden Programme TEQC<br />
(http://www.unavco.ucar.edu/software/teqc/teqc.html) und WaSoft/Multipath (http://www.wasoft.de). Das codebasierte<br />
Freeware-Programm TEQC arbeitet nach dem Prinzip der absoluten Punktpositionierung und ermöglicht die Abschätzung<br />
des Mehrwegeeinflusses auf Codemessungen. Codebeobachtungen werden im Rahmen der hochgenauen<br />
Positionsbestimmung mit der Berner GPS-Software verwendet, um den Empfängeruhrfehler zu bestimmen und zu beseitigen.<br />
Für die letztendlich genutzten, genaueren Phasenbeobachtungen können durch die Analyse dieser Mehrwegeeinflüsse<br />
jedoch keine gesicherten Rückschlüsse gezogen werden. Zur Analyse der Mehrwegebelastung von Phasenbeobachtungen<br />
wird das Programm Multipath der Fa. WaSoft verwendet. Grundvoraussetzung für den Einsatz dieser<br />
Software ist das Vorliegen von Zweifrequenz-GPS-Beobachtungen eines mindestens drei Stationen umfassenden<br />
Netzes. Die Koordinaten der Stationen sollten mit Zentimetergenauigkeit bekannt sein. Die Netzausdehnung soll<br />
möglichst unter 150 km liegen, da dann vernachlässigte atmosphärische Effekte die Mehrwegedetektion nicht negativ