PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
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58 5. Stations- und satellitenspezifische Einflussfaktoren<br />
A2ABS = A1ABS – A1REL + A2REL. (5-6)<br />
Die Analyse von mit einem minimalen Elevationswinkel von 10° durchgeführten Vergleichsberechnungen erbrachte<br />
keine signifikant variablen Ergebnisse.<br />
5.4 Beeinflussung der Signalqualität durch stationsspezifische Einflussfaktoren<br />
Stetige Verbesserungen des Sensors GPS sorgen für gesteigerte Ansprüche an das GPS. Ein Beispiel hierfür ist die<br />
Nutzung von GPS-Beobachtungen, die in Horizontnähe empfangen werden. Diese Daten zeichnen sich i.d.R. durch eine<br />
schlechte Qualität aus, so dass Standardverfahren zur Datenverarbeitung nicht ausreichen. Werden GPS-Beobachtungen<br />
mit dem Ziel erfasst, hochgenaue Punktbewegungen zu bestimmen, so besteht die in Kapitel 4.2.3 beschriebene<br />
Wechselwirkung zwischen der Trennbarkeit geschätzter Parameter und der Auswertestrategie. Für eine bessere Trennbarkeit<br />
bspw. von Höhenkomponente und neutrosphärischen Zusatzparametern ist die Nutzung von GPS-Beobachtungen<br />
aus niedrigen, horizontnahen Elevationen zweckmäßig. Zur Beurteilung der Qualität dieser Daten und zur Ermittlung<br />
von geeigneten Beobachtungsgenauigkeiten kann das Verhältnis von Signal- und Rauschleistung verwendet<br />
werden. Die beiden folgenden Unterkapitel vermitteln einerseits Grundlagen (Kapitel 5.4.1), andererseits wird in<br />
Kapitel 5.4.2 ein geeignetes Modell entwickelt, um die im Gebiet der Antarktischen Halbinsel horizontnah erfassten<br />
GPS-Beobachtungen nutzen zu können; dabei wird gleichzeitig stationsspezifischen Einflussfaktoren (z.B. Mehrwegeeffekten)<br />
Rechnung getragen.<br />
5.4.1 Zur Nutzung der Signalqualität bei GPS-Beobachtungen<br />
Durch die kontinuierliche Verbesserung der GPS-Modellbildung haben stationsspezifische Einflussfaktoren an Bedeutung<br />
gewonnen. In Kapitel 5.2 wurden in diesem Kontext Mehrwegeeinflüsse diskutiert, die die Signalqualität von<br />
GPS-Beobachtungen beeinflussen. Ein Maß zur Beurteilung der GPS-Signalqualität ist das sog. Signal-Rausch-Verhältnis<br />
(engl.: signal to noise ratio, S/NR). Diese Maßzahl entspricht dem Quotienten aus Signal- und Rauschleistung.<br />
Das S/NR bestimmt maßgeblich die erreichbare Genauigkeit bei GPS-Messungen, da bspw. eine Verringerung des<br />
Signal-Rausch-Verhältnisses um den Faktor 2 (3 dB) die Messgenauigkeit um den Faktor 1.4 verschlechtert (BUTSCH<br />
1997). Bei der GPS zu Grunde liegenden Entfernungsmessung ist nach BUTSCH UND KIPKA (2004) der begangene<br />
Messfehler umso kleiner, je stärker das empfangene Signal und je schwächer das Rauschen ist. Die Stärke eines Signals<br />
wird in der Signaltheorie durch die Amplitude (A [V]) oder durch die Leistung (S [W]) angegeben. GPS-Signale sind<br />
modulierte Signale, deshalb wird zusätzlich eine Unterscheidung zwischen den Leistungen des unmodulierten Trägersignals<br />
(C, engl.: carrier) und des modulierten Signals (S) notwendig. Im Zuge der Signalverarbeitung wird das<br />
modulierte Signal gefiltert, um Stör- und Rauschsignale benachbarter Frequenzbereiche zu eliminieren, deshalb ist die<br />
Signalleistung S unwesentlich geringer als die Leistung C des Trägersignals. C wird i.d.R. der Empfangsantenne zugeordnet,<br />
während S im Empfänger (Korrelatorausgang) gemessen wird.<br />
Die im GPS-Empfänger auftretende Stör- bzw. Rauschleistung N (engl.: noise) ist hauptsächlich in der Wärmestrahlung<br />
umliegender Objekte und durch Signalverstärkung der GPS-Empfänger begründet. Die Rauschleistung N wird i.d.R.<br />
durch<br />
N = N0BL (5-7)<br />
angegeben. Dabei entspricht N0 der Rauschleistungsdichte und BL der Schleifenbandbreite (engl.: loop bandwidth),<br />
gemessen in der Einheit Hertz. Gleichung (5-7) wird im Folgenden in logarithmischer Schreibweise<br />
N [dB] = N0 [dB/Hz] + BL [dBHz] (5-8)<br />
verwendet. Der Quotient aus Signal- und Rauschleistung kann nun prinzipiell durch C bzw. S sowie die zugeordnete<br />
Rauschleistung gebildet werden. Die beiden Maßzahlen unterscheiden sich nicht signifikant, da sowohl die Signal- als<br />
auch die Rauschleistung auf dem Weg von Antenne zu Korrelator um den selben Faktor ca. 10 10 (100 dB) erhöht wird.<br />
Zur besseren und schnelleren Signalfindung kann BL im Zuge der GPS-Messung variiert werden, deshalb ist eine<br />
Normierung des S/NR auf eine ausgezeichnete Bandbreite i.d.R. 1 Hz notwendig. Somit ergibt sich allgemein<br />
S<br />
S<br />
[ dBHz]<br />
= 10log<br />
[ dBHz]<br />
+ BL<br />
[ dB]<br />
, (5-9)<br />
N 0<br />
N<br />
dabei wird von Leistungsangaben auf Verhältnisse von Leistungsangaben übergegangen, wodurch sehr große Werte<br />
resultieren können. Um dies zu vermeiden, werden logarithmische Maße zur Basis 10 verwendet.<br />
Das S/NR wird u.a. durch<br />
• Sendeleistung,<br />
• atmosphärische Einflüsse,