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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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88 7. Das Ausbreitungsmedium Ionosphäre<br />

Der absolute Elektronengehalt bewirkt indirekte systematische Laufzeitfehler, welche um so größer sind, je kleiner der<br />

Elevationswinkel ist, unter dem die GPS-Signale einfallen, da der Weg durch die Ionosphäre dadurch länger wird. Eine<br />

unmodellierte Ionosphäre zieht eine Netzkontraktion nach sich. Formal kann dieser Maßstabsfaktor nach BEUTLER ET<br />

AL. (1988) unter der Annahme einer gleichmäßigen Satellitenverteilung in Abhängigkeit von maximaler Zenitdistanz<br />

zmax und Elektronengehalt mittels<br />

bzw.<br />

⎛ ∆l<br />

⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ l ⎠<br />

⎛ ∆l<br />

⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ l ⎠<br />

L1<br />

L2<br />

genähert berechnet werden.<br />

≈<br />

≈<br />

−0.<br />

025<br />

−0.<br />

042<br />

TEC<br />

z<br />

cos<br />

cos<br />

max<br />

TEC<br />

z<br />

max<br />

(7-12)<br />

(7-13)<br />

Bei relativer Punktpositionierung verbleiben lediglich die Unterschiede des ionosphärischen Einflusses, die daraus<br />

resultieren, dass die zeitgleich empfangenen GPS-Signale die Empfangsantennen aus unterschiedlichen Richtungen<br />

erreichen und somit unterschiedliche Bereiche der Ionosphäre durchlaufen.<br />

Neben absoluten und relativen Einflüssen der Ionosphäre werden in der Fachliteratur durch großräumige horizontale<br />

Gradienten des Elektronengehalts, kleinräumige Störungen und wandernde Störungen mittlerer Größe weitere ionosphärische<br />

Störungen zur Charakterisierung der Ionosphäre angeführt.<br />

Wandernde ionosphärische Störungen sind i.d.R. im Durchzug von akustischen Gravitationswellen in der erdnahen<br />

Neutrosphäre oder durch Irregularitäten von Plasmastrukturen, verursacht durch lokale troposphärische Wetterphänomene,<br />

begründet (DAVIES 1990). Bisher wurde lediglich darauf abgehoben, dass die ionosphärische Aktivität<br />

solaren Einflüssen unterliegt, wandernde ionosphärische Störungen werden jedoch vom erdnahen Atmosphärenbereich<br />

beeinflusst. Detektiert wird das Auftreten einer solchen Störung mittels oszillierenden Bewegungen (Frequenz = 5-60<br />

Minuten) ionosphärischer Bereiche. Maximale Ausdehnungen betragen 100-1000 km. Die Geschwindigkeit, mit der<br />

diese Störungen wandern, schwankt im Bereich 50-1000 m/s. Mittlere wandernde Störungen besitzen Wellenlängen von<br />

ca. 100-200 km und dauern ca. 5-45 Minuten an.<br />

Großräumige horizontale Gradienten führen direkt zu Laufzeitdifferenzen. Die resultierenden Laufzeitverzögerungen<br />

sind in erster Näherung proportional zur Länge der Basislinie und hängen zusätzlich stark von der Größenordnung der<br />

horizontalen Gradienten ab. Die großräumigen horizontalen Gradienten sind in der Sonnenaktivität bzw. durch die<br />

geomagnetische Aktivität begründet. Sie resultieren durch eine Abhängigkeit des Elektronengehaltes von der geographischen<br />

Lage, siehe hierzu Kapitel 7.3.2. Beobachtbar ist eine Breitenabhängigkeit des Elektronengehalts (Gefälle<br />

vom Äquator zu den Polen, Nord-Süd-Gradient) sowie ein Tagesgang (Ost-West-Gradient). Maximale Nord-Süd-<br />

Gradienten (Ost-West-Gradienten) nehmen Werte von 10 16 Elektronen/m² (510 15 Elektronen/m²) pro 100 km an.<br />

Sowohl die großräumigen horizontalen Gradienten als auch die Variation des absoluten vertikalen Elektronengehaltes<br />

sind als großräumig wirkende Einflüsse zu bezeichnen und verursachen ca. die Hälfte der relativen ionosphärischen<br />

Laufzeitfehler. Sie können mittels Zweifrequenzbeobachtungen einer einzelnen Station ausreichend gut erfasst werden.<br />

Nach PARKINSON UND ENGE (1996) resultieren aus großräumigen Gradienten typischerweise Laufzeitunterschiede bezogen<br />

auf L1 von ca. 1-2 ppm. Während magnetischen Stürmen können diese Gradienten v.a. in polaren und<br />

äquatorialen Gebieten deutlich größere Werte annehmen (SKONE UND CANNON (1998) bzw. WANNINGER (1993)).<br />

Diese großräumig wirkenden und deshalb gut modellierbaren Effekte werden durch wandernde Störungen mittlerer<br />

Größe und kleinräumige Störungen überlagert. Auf Grund ihrer kurzperiodischen Eigenschaft sind diese schwer oder<br />

gar nicht deterministisch modellierbar. Hieraus können, falls keine räumlichen ionosphärischen Korrelationen bestehen<br />

und somit Differenzierungstechniken diese Einflüsse nicht mehr ausreichend reduzieren, Probleme bei der Erkennung<br />

und Bestimmung von Cycle Slips sowie der Festsetzung von Mehrdeutigkeiten resultieren. Wandernde ionosphärische<br />

Störungen mittlerer Größe haben horizontale Ausdehnungen bzw. horizontale Wellenlängen von einigen 100 km<br />

(SPOELSTRA 1992) und scheinbare Perioden von zehn Minuten bis zu wenigen Stunden, so dass bei langzeitstatischen<br />

Beobachtungsverfahren diese Fehlereinflüsse sehr stark reduziert werden. Aus kleinräumigen, plötzlich auftretenden,<br />

großen und nicht konstanten Fluktuationen der homogenen Elektronenverteilung und somit des ionosphärischen Einflusses<br />

resultieren Amplituden- und Phasenszintillationen, welche v.a. im Bereich des magnetischen Äquators in Abhängigkeit<br />

von Jahreszeit und Tagesgang (WANNINGER 1993) beobachtet werden. Selten treten solche Szintillationsereignisse<br />

in mittleren oder polaren magnetischen Breiten auf, bei extremer magnetischer Aktivität jedoch muss mit<br />

ihrem Vordringen auch in mittlere magnetischen Breiten insbesondere zu Nachtzeiten gerechnet werden. Dabei treten<br />

Amplituden von 4-10-... ppm (L1-bezogen) auf. Szintillationsereignisse haben Perioden von 2 s bis 15 s. Aus<br />

Amplitudenszintillationen resultieren deutlich schlechtere Signal-Rausch-Verhältnisse, v.a. sind hierbei die L2-Träger-

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