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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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166 8. Neutrosphärische Refraktion<br />

8.6.5 Niell-Mapping-Funktion<br />

NIELL (1996) entwickelte bspw. im Gegensatz zur oben beschriebenen CfA-Mapping-Funktion eigenständige Mapping-<br />

Funktionen für den hydrostatischen und den nicht-hydrostatischen Anteil. Die Mapping-Funktionen von Niell gleichen<br />

mit<br />

A<br />

1 +<br />

B<br />

1 +<br />

f E =<br />

1+<br />

C<br />

MF, Niell ( ')<br />

(8-154)<br />

A<br />

sin E'+<br />

B<br />

sin E'+<br />

sin E'+<br />

C<br />

formal der MTT-Mapping-Funktion (Gleichung (8-150)). Allerdings gehen bei der Berechnung der Koeffizienten A, B<br />

und C keine meteorologischen Parameter, sondern jahreszeitliche und geographische Abhängigkeiten, direkt ein. Dies<br />

unterscheidet die Modellbildung der Niell-Mapping-Funktionen von allen bisher beschriebenen.<br />

Nach NIELL (1996) entsprechen Änderungen des hydrostatischen Anteils der neutrosphärischen Laufzeitverzögerung in<br />

etwa den aus Temperaturvariationen resultierenden Änderungen des Verhältnisses zwischen den Skalenhöhen der Erdatmosphäre<br />

und dem Erdradius. Weiterhin konnte anhand der Auswertung von Radiosondenprofilen (00:00 UT,<br />

12:00 UT), erfasst auf vier Stationen mittlerer nördlicher Breiten (21°-65° n.Br.), belegt werden, dass die Temperatur<br />

- sowohl täglich als auch über längere Zeiträume hinweg - an der Erdoberfläche stärker variiert als in höheren Atmosphärenbereichen;<br />

u.U. kann somit die Verwendung von Oberflächenmeteorologie negative Auswirkungen auf die<br />

Nutzung von Oberflächenmeteorologie-basierten Mapping-Funktionen haben. Ebenso konnten sinusartige Jahresperioden<br />

der neutrosphärischen Laufzeitverzögerung detektiert werden, woraus Amplituden und zugehörige Phasen<br />

geschätzt werden konnten, welche eine breitenabhängige Charakteristik aufweisen. Dies ist bspw. durch die Abnahme<br />

des Wirkungsgrads der Sonne mit zunehmender Breite zu erklären, da eine niedrige Atmosphärentemperatur eine<br />

geringere Skalenhöhe der Luftdichte nach sich zieht, woraus ein größerer Wert der Mapping-Funktion resultiert. Dies<br />

entspricht einem kleineren Verhältnis von Skalenhöhe zu Erdradius, wodurch die Erdatmosphäre flacher erscheint. Der<br />

Einfluss einer flachen Erdatmosphäre wird durch die Mapping-Funktion 1/sin(E) gut approximiert.<br />

Durch Analyse von neun Profilen der U.S. Standardatmosphäre (ESSA/NASA/USAF 1966) für Temperatur und<br />

Feuchte in nördlichen Breiten (15°: ganzes Jahr; 30°, 45°, 60° und 75°: Januar, Juli) sowie durch Vergleiche mit<br />

Ray-Tracing-Ergebnissen (9 Stützstellen zwischen 3°-90°) und VLBI-Daten wurden die Koeffizienten der Mapping-<br />

Funktion endgültig bestimmt. Die Mapping-Funktionen von Niell stellen hierbei eine Ausnahme dar, da weniger die<br />

oberflächennahe Meteorologie, sondern der Zustand höherer (1 km) Atmosphärenbereiche, welche keine durch in Erdnähe<br />

verfälschte, dominante jahreszeitliche (hydrostatische) bzw. breitenabhängige (nicht-hydrostatische)<br />

Schwankungen aufweisen, die Grundlage bildet.<br />

Da die o.g. Datengrundlage der Niell-Mapping-Funktionen keine Meteorologiedaten der südlichen Hemisphäre beinhaltet,<br />

wurde angenommen, dass sich die atmosphärischen Zustände der Nordhalbkugel auf der Südhalbkugel mit<br />

einem konstanten halbjährigen Versatz einstellen. Somit können Mapping-Funktionen für jede Breite und jeden Beobachtungszeitpunkt<br />

abgeleitet werden.<br />

Zur Berechnung der Koeffizienten A, B und C stellt NIELL (1996) Tabellenwerte in Abhängigkeit von der geographischen<br />

Breite zur Verfügung, wobei für Breiten zwischen 15° und 75° linear zu interpolieren ist. In die Mapping-<br />

Funktion für den hydrostatischen Anteil fließen additiv jahreszeitliche Abhängigkeiten und eine Höhenkorrektur ∆mh<br />

ein. Die zeitliche Abhängigkeit berechnet sich, indem zunächst die Durchschnitt- und Amplituden-Koeffizienten nach<br />

folgendem Schema berücksichtigt werden:<br />

( ϕ 0 , t)<br />

( ϕ 0 , t)<br />

( ϕ , t)<br />

( ϕ 0 )<br />

( ϕ 0 )<br />

( ϕ )<br />

( ϕ 0 )<br />

( ϕ 0 )<br />

( ϕ )<br />

⎛ Ah<br />

⎞ ⎛ A ⎞ ⎛ A ⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎡ 2π<br />

0 ⎤<br />

⎜ Bh<br />

⎟ = ⎜ B ⎟ − ⎜ B ⎟ cos⎢<br />

( t DOY , NHK − d ) ⎥⎦ . (8-155)<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎣365.25<br />

⎝C<br />

h 0 ⎠ ⎝C<br />

0 ⎠ D ⎝C<br />

0 ⎠ A<br />

Dabei werden die Elemente der beiden Spaltenvektoren der rechten Gleichungsseite aus Tabelle 8-21 bzw. Tabelle 8-22<br />

für die entsprechende Stationsbreite ϕ0 entnommen bzw. linear interpoliert. Für Beobachtungen in nördlichen Breiten<br />

0<br />

entspricht tDOY,NHK der Anzahl der Tage seit dem 1. Januar des jeweiligen Jahres. d ist ein konstanter Wert von 28 d,<br />

der als Phase der Mapping-Funktion angesehen wird. Werden Werte für die südliche Hemisphäre benötigt, so gilt die<br />

mit Gleichung (8-118) gegebene Beziehung.

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