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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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50 5. Stations- und satellitenspezifische Einflussfaktoren<br />

Das am Institut für Erdmessung der Universität Hannover in Kooperation mit der Fa. Geo++ entwickelte Verfahren<br />

ermöglicht die Trennung von prinzipiell korrelierten Einflussparametern. Wie in Kapitel 5.2.3 beschrieben, bestehen<br />

v.a. in niedrigen Elevationen starke Korrelationen zwischen Mehrwegeeinfluss und Signalqualität. Somit ist eine<br />

Elimination der Mehrwegeeinflüsse Grundvoraussetzung für eine qualitativ hochwertige Bestimmung von Antennenkalibrierwerten.<br />

In einer ersten Realisierung wird die grundlegende Überlegung verarbeitet, dass sich nach einem Sterntag die<br />

Satellitenkonstellation wiederholt. Durch die in Kapitel 5.2.1 beschriebene sog. siderische Differenzbildung können die<br />

wiederholt auftretenden Mehrwegeeffekte weitestgehend eliminiert werden. Werden Doppeldifferenzen von siderischen<br />

Differenzen einer kurzen Basislinie gebildet, so fallen sowohl die Uhrfehler als auch die atmosphärischen und<br />

satellitenbahnbedingten Einflüsse auf Grund des geringen Stationsabstands heraus. Da jedoch durch diese Art der<br />

Differenzbildung ebenso die zu bestimmenden Antennenfehler eliminiert werden, erfolgt unter Verwendung eines<br />

Roboterarms ein wohl bestimmtes Drehen und Kippen der zu kalibrierenden Antenne. Somit werden durch diesen Ansatz<br />

lediglich die Einflüsse der zweiten nicht zu kalibrierenden Antennen eliminiert, was trotz differenzieller Auswertestrategie<br />

absolute Antennenmodelle liefert. Weitere Vorteile dieses Verfahrens liegen in der Verwendung von<br />

echten GPS-Signalen sowie in einer homogenen und dichten Überdeckung der Antennenhemisphäre mit Beobachtungen.<br />

Zudem wird die zu kalibrierende Antenne gekippt, dadurch können Phasenkorrekturen basierend auf<br />

qualitativ hochwertigem Beobachtungsmaterial bestimmt werden. Dies führt für Korrekturwerte, die für den Bereich<br />

des Antennenhorizonts bestimmt werden, zu einer erheblichen Genauigkeits- und Zuverlässigkeitssteigerung. Die erzielten<br />

inneren Genauigkeiten dieses Verfahrens liegen für Elevationsbereiche größer (kleiner) als 5° bei 0.2-0.3 mm<br />

(0.4 mm). Die L1-Wiederholbarkeiten werden mit 0.5 mm für den Elevationsbereich E = [10°; 90°] angegeben. Für<br />

niedrige Elevationen werden ungefähr doppelt so große Werte angenommen.<br />

Eine Weiterentwicklung dieser zeitaufwändigen, zweitägigen Kalibriermethode ist in SCHMITZ ET AL. (2003) und<br />

WÜBBENA ET AL. (2000) beschrieben. Dabei werden undifferenzierte GPS-Beobachtungen in Echtzeit unter Ausnutzen<br />

der hohen Korrelation von Mehrwegeeffekten konsekutiver GPS-Daten als stochastische Prozesse behandelt. Wiederum<br />

ermöglicht das in diesem Fall schnell ausgeführte Bewegen der zu kalibrierenden Antenne die Elimination von Mehrwegeeffekten<br />

und Phasenzentrumsvariationen, ohne auf das Hilfsmittel der siderischen Differenzbildung zurückgreifen<br />

zu müssen.<br />

5.3.3 Zum Einfluss der GPS-Antennenmodellierung<br />

Die Strategien, die bei der Schätzung der verschiedenen Korrekturmodelle für GPS-Empfangsantennen verwendet werden,<br />

sowie die ermittelten Modelle selbst unterscheiden sich teilw. grundlegend. Die Einflüsse, die sich daraus<br />

theoretisch auf die Observablen ergeben, hängen u.a. von<br />

• der Länge der Basislinie bzw. der Netzausdehnung,<br />

• den verwendeten Antennen und<br />

• der Ausrichtung der Antennen<br />

ab. Bei geringen Stationsabständen und bei vollkommen identischem Verhalten der Antenne werden durch Empfängereinfachdifferenzen<br />

die Einflüsse des Korrekturmodells eliminiert. Weisen die Antennenmodelle Unterschiede auf<br />

(unterschiedliche Antennen, Unterschiede innerhalb einer Serie), so wird auch für kurze Basislinien die Berücksichtigung<br />

von Phasenzentrumsvariationen notwendig. Bei gleicher Ausrichtung können relative Phasenzentrumsvariationen<br />

verwendet werden. Mit zunehmender Länge der Basislinie reichen auch für baugleiche Antennen auf Grund<br />

der Änderung der Orientierung von Sende- und Empfangsantennen relative Antennenmodelle nicht mehr aus. Es werden<br />

absolute Korrekturwerte benötigt. Dies gilt im Besonderen bei großräumigen Anwendungen, die eine Parallelausrichtung<br />

der GPS-Antennen bspw. auf Grund von großen Punktabständen oder polnahen Vermessungen (rasche<br />

Änderung der magnetischen Deklination) nicht garantieren können. Bei diesen Anwendungen verlaufen die lokalen<br />

Nord- und Zenitrichtungen auf beiden Stationen nicht parallel. Deshalb werden Satellitensignale des gleichen Satelliten<br />

auf verschiedenen Stationen aus unterschiedlichen Richtungen (Elevation, Azimut) empfangen (Basislinienlänge: 1000<br />

km (1500 km), Elevationsunterschied: 3° (5°)). Dies führt dazu, dass durch das Hilfsmittel der Differenzbildung keine<br />

Elimination des Fehlereinflusses der Antennenmodelle erfolgt.<br />

Durch absolute Kalibrierverfahren ist eine unabhängige Validierung der hinsichtlich der Referenzantenne bei relativen<br />

Kalibrierverfahren getroffenen Annahmen möglich. SCHMITZ ET AL. (2003) zeigen, dass die Annahmen bspw. einer<br />

nicht vorhandenen Elevationsabhängigkeit der Referenzantenne (AOAD/M_T) für hochgenaue praktische Anwendungen<br />

nicht haltbar sind. Die detektierten Unterschiede sind u.a. abhängig von der analysierten Linearkombination.<br />

Wird die L3-Linearkombination betrachtet, können maximale systematische Fehler auftreten.

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