PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
78 6. Zur Erdatmosphäre als Ausbreitungsmedium<br />
für εr eine Richtungsabhängigkeit. Aus der Maxwell´schen Theorie der elektromagnetischen Strahlung geht hervor, dass<br />
zwischen εr und dem bei gleicher Frequenz gemessenen Brechungsindex n die Beziehung<br />
2<br />
r n = ε (6-4)<br />
besteht. Allgemein gilt<br />
µε<br />
n = , (6-5)<br />
µ 0ε 0<br />
wobei in der Erdatmosphäre die relative Permeabilität µr, die sich aus dem Quotienten von magnetischer Feldstärke µ<br />
und magnetischer, auf das Vakuum bezogener Feldkonstanten µ0 (1.256637061·10 -6 mkgA - ²s -2 ) ergibt, den Wert 1 annimmt.<br />
Gleichung (6-3) kann somit zu<br />
N mα<br />
2<br />
n −1<br />
= 2<br />
n + 2 3ε<br />
0<br />
umgeformt werden. Die dynamische Polarisierbarkeit beschreibt dabei die Wechselwirkung zwischen elektromagnetischem<br />
Feld und nicht-magnetischer Materie der Atmosphäre. Sie ist ein Maß für die Verschiebungspolarisation<br />
und somit für die Entfernung der Ladungsschwerpunkte. Die linke Seite von Gleichung (6-6) kann auf Grund der<br />
geringen Abweichung vom Wert 1, die n innerhalb der Erdatmosphäre annehmen kann, linearisiert werden (z.B.<br />
SAASTAMOINEN (1972)). Unter Vernachlässigung höherer Glieder gilt<br />
2<br />
n −1<br />
2<br />
≈ 2<br />
n + 2 3<br />
Daraus ergibt sich<br />
0<br />
( n −1)<br />
(6-6)<br />
. (6-7)<br />
N mα<br />
n − 1 = . (6-8)<br />
2ε<br />
Die Molekülanzahl Nm kann durch Gleichung (6-9) in Abhängigkeit von der Avogadro-Zahl NA (6.0221367·10 23 /mol),<br />
der Molmasse mm [kg/mol] und der Dichte ρ [kg/m³] des durchquerten Mediums angegeben werden.<br />
N<br />
N<br />
Daraus ergibt sich<br />
n<br />
ρ<br />
A<br />
m = (6-9)<br />
mm<br />
1<br />
N<br />
A<br />
− = , (6-10)<br />
2ε<br />
m<br />
0<br />
ρα<br />
m<br />
woraus die Debye´sche Gleichung der Molpolarisation abgeleitet werden kann. Sie stellt eine Beziehung zwischen dem<br />
Brechungsindex n, den elektrischen bzw. magnetischen Dipolmomenten sowie der Polarisierbarkeit her und ist weiterhin<br />
abhängig von der absoluten Temperatur T und der Boltzmann Konstanten k (1.38066·10 -23 J/K). Die Debye´sche<br />
Gleichung ist grundlegend für die im weiteren Verlauf der Arbeit (Kapitel 8) angeführte experimentelle Bestimmung<br />
des Brechungsindexes und kann u.a. in Abhängigkeit von der Resonanzfrequenz der einzelnen Atmosphärenbestandteile<br />
ermittelt werden, wenn u.a. angenommen wird, dass die separat bestimmten Polarisationen im atmosphärischen<br />
Gasgemisch unverändert gelten. Bspw. in RAHNEMOON (1988) und BÖHM (2004) ist hierzu unter besonderer Berücksichtigung<br />
geodätischer Aspekte eine Herleitung zu finden. Unter Verwendung der Gleichungen (6-1) - (6-10) kann<br />
somit der Übergang von der sog. mikroskopischen Betrachtungsweise zu den sog. makroskopischen Wechselwirkungen<br />
zwischen Ausbreitungsmedium (εr) und Brechungsverhalten (n) hergestellt werden.<br />
Die Abweichung von der Signalausbreitung im Vakuum setzt sich aus den drei grundlegende Komponenten<br />
• Laufzeitverzögerung,<br />
• Krümmung und<br />
• Absorption<br />
zusammen. Die Laufzeitverzögerung (engl.: path delay) entsteht, da die Ausbreitung nicht im Vakuum stattfindet,<br />
sondern innerhalb der Erdatmosphäre. Die Laufzeitverzögerung ist der dominiernde der drei o.g. Einflussfaktoren und<br />
wird i.d.R. in der Einheit Meter angegeben. Da sich die Signale nicht in einem homogenen Medium ausbreiten, ergibt<br />
sich ein gekrümmter Signalweg. Die Signalkrümmung (engl.: bending) wird im Rahmen der GPS-Modellbildung teilweise<br />
vernächlässigt. Nach ICHIKAWA ET AL. (1995) beträgt sie bei einer Elevation von 10° ca. 1 mrad, was ca. 1 cm<br />
entspricht. Die Absorption führt zu einer gänzlichen oder teilweisen Umwandlung des Signalenergie bspw. in Wärme,<br />
woraus eine mindere Signalqualität resultiert. Die Beeinflussung des Signals durch das durchquerte Medium wird auf<br />
Grund der Dominanz der Laufzeitverzögerungskomponente teilweise als atmosphärische (Laufzeit-)Verzögerung bezeichnet.<br />
Weiterhin ist die englische Bezeichnung refraction für die o.g. atmosphärischen Einflüsse üblich. Sie trägt<br />
dem Einfluss der Signalbrechung Rechnung.