PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
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190 8. Neutrosphärische Refraktion<br />
Den Nachweis, dass die Modellierung von horizontalen Gradienten im Rahmen von globalen VLBI-Auswertungen zu<br />
deutlichen Verbesserungen führen kann, erbringen bspw. CHEN UND HERRING (1997) oder MACMILLAN (1995). Das<br />
Berücksichtigen von horizontalen neutrosphärischen Gradienten im Auswertegang führt insbesondere zu einer Beeinflussung<br />
der Ergebnisse der Lagekomponente (HERRING (1992) oder MACMILLAN (1995)). MACMILLAN (1995), BAR-<br />
SEVER ET AL. (1998) und ROTHACHER ET AL. (1998) weisen bspw. eine deutliche Verbesserung der erzielten Wiederholbarkeiten<br />
(Maximum: Faktor 2) nach. Jedoch wird durch diese Modellerweitertung auch ein Einfluss auf die<br />
vertikale Komponente ausgeübt (EMARDSON UND JARLEMARK 1999), welcher bei ROTHACHER ET AL. (1998) mit<br />
20-40% beziffert wird. Bei der Modellierung von horizontalen Gradienten resultiert nach DODSEN ET AL. (1996) eine<br />
deutliche Verbesserung der Wiederholbarkeit der Höhenkomponente. Ähnliches weisen CHEN UND HERRING (1997)<br />
einschränkend für 3°- und 5°-Elevationsmasken nach. Die Beeinflussung der Koordinaten kann nach ROTHACHER<br />
(2001b) deutlich größer sein, als die Wiederholbarkeiten vermuten lassen. Neben der Verbesserung der Wiederholbarkeiten<br />
der Positionsbestimmung kann die Modellierung von horizontalen Neutrosphärengradienten auch zur Reduktion<br />
des Einflusses von Ausreißern führen, somit kann der Einsatz von horizontalen neutrosphärischen Gradienten zu einer<br />
Verbesserung der Stabilität und somit ebenfalls der Interpretierbarkeit der Lösungen beitragen. Die Genauigkeit der<br />
Gradienten betrachtend lässt sich eine Reduzierung um den Faktor 2-3 beim Übergang von 10° auf 3° als gewählten<br />
Cut-off-Winkel feststellen. DAVIS ET AL. (1993) ermitteln maximale Gradientenbeträge von nahezu 8 mm. Es sind jedoch<br />
auch Untersuchungen bekannt, bei denen keine signifikanten Gradienten geschätzt werden konnten (BAR-SEVER<br />
ET AL. 1998).<br />
In globalen Netzen weisen die Nordkomponenten i.d.R. eine deutliche Breitenabhängigkeit auf. Maximale Gradienten<br />
werden in mittleren Breiten angenommen. Die Beträge der Nordkomponenten sind deutlich größer als die der Ostanteile.<br />
I.Allg. zeigen die Gradienten zum Äquator und weisen für lange Zeitreihen einen deutlichen Jahresgang sowie<br />
eine jahreszeitliche Abhängigkeit (Minimum: Winter; Maximum: Sommer) auf. In mittleren Breiten treten in globalen<br />
Netzen für niedrige Elevationsmasken (E = 10°) dominierende NS-Gradienten von ca. 1 cm (Jahresmittel) auf, wobei<br />
deutlich größere Tageswerte (ca. 5 cm) beobachtbar sind (CHEN UND HERRING 1997). Weiterhin stellte MACMILLAN<br />
(1995) fest, dass ein horizontaler Gradient von 1 mm einen 3-4 mm großen systematischen Einfluss auf die vertikale<br />
Koordinatenkomponente von VLBI-Auswertungen hat.<br />
Grundvoraussetzung für die Modellierung von horizontalen neutrosphärischen Gradienten sind jedoch Beobachtungsdaten<br />
niedriger Elevationen (E ≤ 7°, siehe hierzu BAR-SEVER ET AL. (1998)), wodurch der hydrostatische Anteil<br />
dominant wird. Dabei stehen bei der Verwendung von in niedrigen Elevationen erfassten GPS-Beobachtungen zwar<br />
einerseits deutlich mehr Daten zur Verfügung (ca. 13% Datenzugewinn beim Übergang von 15° auf 5°), was für eine<br />
deutliche Verbesserung der Beobachtungsgeometrie sorgt, allerdings treten anderseits verstärkt Einflussfaktoren in den<br />
Vordergrund, die in höheren Elevationen weniger dominant sind (z.B. Mehrwegeeffekte, Neutrosphärenmodellbildung).<br />
Bspw. ist der Einfluss der Neutrosphäre für einen Cut-off-Winkel von 5° um den Faktor 11.5 größer als im Zenit.<br />
Für den Bereich der Antarktischen Halbinsel wird von der Schätzung von horizontalen Neutrosphärengradienten abgesehen,<br />
da u.a. auf Grund der angehaltenen minimalen Elevation von 10° keine signifikante Bestimmung dieser Zusatzparameter<br />
möglich ist.