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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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74 6. Zur Erdatmosphäre als Ausbreitungsmedium<br />

Bei einer Einteilung auf Grund des Temperaturprofils wird zwischen der Troposphäre (bis ca. 12 km), der anschließenden<br />

Stratosphäre (bis ca. 50–70 km), der durch starke Luftbewegungen charakterisierten, darüberliegenden Mesosphäre<br />

(bis ca. 80–100 km) und der sich anschließenden Thermosphäre (bis ca. 80000 km) unterschieden. Der Übergangsbereich<br />

zwischen der Troposphäre und der Stratosphäre bzw. die Schichtobergrenze der Troposphäre wird als Tropopause<br />

bezeichnet, die Stratopause bildet den Grenzbereich zwischen Stratosphäre und Mesosphäre, an welche sich die<br />

Mesopause anschließt (KRAUS 2001). Diese Schichten stellen Umkehrpunkte im Temperaturprofil dar, siehe Kapitel<br />

6.1.2. Trotz dieser strikten Trennung zwischen Tropo- und Stratosphäre bestehen direkte Abhängigkeiten zwischen<br />

diesen beiden Bereichen des zur elektrisch neutralen Atmosphäre zusammengefassten Bereichs der Erdatmosphäre, auf<br />

die im weiteren Verlauf der Arbeit detailliert eingegangen wird.<br />

Die Troposphäre zeichnet sich dadurch aus, dass die eigentlichen Wettererscheinungen bzw. meteorologischen<br />

Phänomene dort entstehen bzw. ablaufen. Bspw. werden sämtliche Wolken, mit Ausnahme der leuchtenden Nachtwolken<br />

sowie Nebel, welche durch das Wandern von feuchten Atmosphärenteilen in kältere Regionen entstehen, in ihr<br />

gebildet. Es werden turbulente Luftbewegungen (z.B. vertikale Ausgleichsbewegungen) in ihr im Gegensatz zur<br />

ruhigen, stabilen und statischen Stratosphäre vollführt. In der Mesosphäre finden ebenso turbulente Luftbewegungen<br />

statt. Im Gegensatz zu den bisher angeführten Bereichen der Atmosphäre findet in der Thermosphäre keine Durchmischung<br />

der einzelnen Bestandteile statt, so dass hier nicht mehr von Homogenität ausgegangen werden kann. Hier<br />

werden die Gasbestandteile nach ihrer unterschiedlichen Dichte und somit in Schichten angeordnet.<br />

Eine andere Einteilung der Atmosphäre ergibt sich durch die elektrischen Eigenschaften der Lufthülle bzw. durch den<br />

Grad der Ionisierung, begründet u.a. durch Sonneneinstrahlung. Große Teile der Atmosphäre sind elektrisch gesehen<br />

inaktiv. Es wird zwischen einer Neutralgasschicht (bis ca. 80 km Höhe), worunter Tropo- und Stratosphäre sowie Teile<br />

der Mesosphäre subsummiert werden, und der sich daran anschließenden signifikant ionisierten Schicht, der Ionosphäre,<br />

unterschieden. Die Atmosphäre absorbiert fast alle Wellenstrahlungen mit Ausnahme des sichtbaren Lichts und<br />

der Radiowellen. In der neutralen Atmosphäre verhält sich die Atmosphäre homogen, d.h. das mittlere molare Gewicht<br />

weist nur eine sehr geringe Höhenabhängigkeit auf. In den darüberliegenden Bereichen der Atmosphäre gilt dies auf<br />

Grund von Entmischungen nicht (WAHL 2002).<br />

Teilweise wird in der Fachliteratur der Begriff der Magnetosphäre angeführt. Die Magnetosphäre erstreckt sich ab einer<br />

Höhe von 400 km bis zu den Grenzen des Erdmagnetfeldes. Ebenso sind Klassifizierungen hinsichtlich der prinzipiellen<br />

Zusammensetzung der Gase zu finden, wobei in der Homosphäre eine Durchmischung stattfindet, in der Heterosphäre<br />

hingegen ein Diffusionsgleichgewicht herrscht. Die Homosphäre entspricht ungefähr der Neutrosphäre.<br />

Erfolgt eine Einteilung nach trockenen und feuchten Bestandteilen, so werden alle Anteile der Atmosphäre mit Ausnahme<br />

des Wasserdampfes zur sog. trockenen, reinen Luft zusammengefasst, welche raum- und zeitabhängig mit dem<br />

nicht permanent vorhandenen Wasserdampf durchmischt ist. Diese Einteilung wird bspw. bei der neutrosphärischen<br />

GPS-Modellbildung verwendet, siehe hierzu Kapitel 8.<br />

In Abbildung 6-1 sind die oben beschriebenen Möglichkeiten der Atmosphärengliederung zusammenfassend und<br />

schematisch dargestellt. In der geodätischen Praxis ist jedoch eine weitaus einfachere Einteilung üblich und ausreichend,<br />

siehe hierzu bspw. HOPFIELD (1971). Es wird hierbei lediglich zwischen der Iono- und der Neutrosphäre<br />

unterschieden. Betrachtet man die elektrisch neutralen Atmosphärenbereiche, so ist der Einfluss der Troposphäre für die<br />

Ausbreitung elektromagnetischer Wellen des L-Bandes dominierend (ca. 80%). Auf Grund dieser Dominanz wird in der<br />

Fachliteratur der Einfluss der Neutrosphäre mit dem Einfluss der Troposphäre gleichgesetzt. Eine Abgrenzung der<br />

Troposphäre von der Stratosphäre wird meist nur über eine Einteilung in feuchte (bis in Höhe der Tropopause) und<br />

trockene Anteile (bis in Höhe der Stratopause) vollzogen. Der Beitrag der über der Stratosphäre gelegenen Schichten<br />

(v.a. Mesosphäre) ist so gering, dass er i.Allg. ohne Genauigkeitseinbußen im Rahmen der GPS-Modellbildung vernachlässigt<br />

werden kann. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der korrektere Terminus Neutrosphäre verwendet, um die<br />

elektrisch neutralen Atmosphärenbereiche zu subsummieren.<br />

Sowohl die Iono- als auch die Neutrosphäre stellen für die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen des L-Bandes<br />

und somit für die Positionsbestimmung mit GPS genauigkeitslimitierende, atmosphärische Einflussfaktoren dar, da<br />

lediglich durch eine adäquate Atmosphärenmodellierung qualitativ hochwertige und korrekte Ergebnisse basierend auf<br />

GPS-Beobachtungen erhalten werden können (WEBER et al. 1995).<br />

6.1.1 Die Ionosphäre<br />

Die Ionosphäre dehnt sich beginnend auf einer Höhe von etwa 40-50 km bis zu mehreren Erdradien aus. Sie ist, da die<br />

einfallende Sonnenstrahlung in Abhängigkeit von der Wellenlänge in unterschiedlichen Schichten absorbiert wird, in

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