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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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7.3 Klassifikation und Quantifizierung ionosphärischer Aktivität 87<br />

Abbildung 7-3 und Abbildung 7-4 belegen anschaulich, dass der Einfluss der Ionosphäre variabel und u.a. auf Grund<br />

der Ionisierung durch ultraviolette Sonneneinstrahlung und sekundär durch Strahlung anderer Raumquellen abhängig<br />

von der Zeit ist.<br />

Neben langwelligen zeitlichen Änderungen der ionosphärischen Aktivität kommt der Geschwindigkeit, mit der sich die<br />

auftretenden Änderungen der ionosphärischen Bedingungen entlang des Signalweges vollziehen, eine wichtige Rolle<br />

zu. Bei kurzzeitlichen Änderungen, die sich v.a. negativ auf das Signal-Rausch-Verhältnis auswirken und somit bspw.<br />

Cycle-Slips nach sich ziehen können, spricht man von sog. Szintillations 7-7 -Phänomenen. Begründet werden diese<br />

bspw. durch Sonnenflecken bzw. geomagnetische Stürme, die auf Grund des Auftreffens von energiereichen Partikelströmen<br />

ausgehend von der Sonne auf die obere Atmosphäre und den durch Interaktion mit der neutralen Atmosphäre<br />

angeregten Ionen und Elektronen eine turbulente Variation der Stärke sowie der Richtung des Erdmagnetfeldes und<br />

damit eine unregelmäßige ionosphärische Schichtung mit sich bringen, die von Standardmodellen nicht berücksichtigt<br />

werden. Als Szintillation wird demzufolge die in elektromagnetischen Signalen detektierbare zufällige und hochvariable<br />

Wirkung der Ionosphäre auf die sie durchquerenden Signale bezeichnet. Sie treten v.a. in Gebieten auf, die nahe des<br />

magnetischen Äquators oder in Gebieten des magnetischen Pols gelegen sind. Im Gegensatz zu äquatorialem Szintillationen<br />

zeichnen sich die rasch verlaufenden kleinräumigen zeitlichen Änderungen der ionosphärischen Aktivität in<br />

polaren Gebieten hinsichtlich ihrer Häufigkeit durch eine geringe Tagesvariation aus und können einige Stunden bis zu<br />

mehreren Tagen andauern. Der Beginn eines polaren Szintillationsereignisses ist tageszeitunabhängig (KLOBUCHAR<br />

1991).<br />

Deshalb sollte im Rahmen der ionosphärischen Modellbildung sowohl der deterministische als auch der stochastische<br />

Anteil des Einflusses der Ionosphäre berücksichtigt werden.<br />

7.3.2 Geographische Klassifikation der ionosphärischen Aktivität<br />

Die Erde lässt sich hinsichtlich der ionosphärischen Aktivitäten in die drei geographischen Gebiete<br />

• äquatoriale Bereiche,<br />

• Regionen mittlerer Breite und<br />

• Polbereiche<br />

einteilen.<br />

Die Regionen um den magnetischen Äquator (Bereich: ca. [-30°; +30°] magn.Br.) zeichnen sich dabei durch den<br />

größten absoluten Elektronengehalt, die stärksten Gradienten und die kleinräumigsten Änderungen aus (WANNINGER<br />

2000a), wodurch bspw. das Festsetzen von Phasenmehrdeutigkeiten durch geometrische Methoden deutlich erschwert<br />

wird. Eine gute Möglichkeit zur Kompensation dieser Einflüsse besteht in der Verwendung der L6-Linearkombination,<br />

welche jedoch P-Code-Messungen voraussetzt. Dahingegen stellen die mittleren magnetischen Breiten (Bereich: ca.<br />

±[30°; 65°] magn.Br.) und die Regionen des magnetischen Pols (Bereich: ca. ±[65°; 90°] magn.Br.) ionosphärisch<br />

ruhigere Gebiete dar. Die mittleren Breiten werden als ionosphärisch gemäßigte bzw. ungestörte Gebiete bezeichnet, in<br />

denen sowohl der absolute Elektronengehalt als auch die Häufigkeit und die Stärke von ionosphärischen Störungen<br />

keine Extremwerte annehmen. Ionosphärische Störungen werden i.d.R. lediglich während starken magnetischen<br />

Stürmen 7-8 beobachtet. In polaren Regionen ist der Elektronengehalt gering, siehe hierzu Kapitel 7.2. Allerdings stören<br />

hier kleinräumige Variationen häufig die Ausbreitung von GPS-Signalen. V.a. während Perioden hoher solarer Aktivität<br />

(magnetische Stürme, Sonnengang) können auch in polaren Gebieten Störungen der homogenen ionosphärischen<br />

Schichtung festgestellt werden. Hier sei im Speziellen der ovalförmige ca. 5-7° breite beobachtbare Polarlichtbereich<br />

genannt. Typische Polarlichtaktivitäten werden im Abstand von 100-150 km von der Erdoberfläche beobachtet. Bei<br />

starker Aktivität können Polarlichtbereiche auch in niedrigere Breiten (ca. 55°) vorstoßen. Die Ausdehnung dieses ionosphärischen<br />

Phänomens schwankt zwischen sehr kleinräumigen, scharf abgegrenzten und großräumigen Strukturen.<br />

7.3.3 Ionosphärische Effekte und Störungen<br />

Die Ionosphäre beeinflusst GPS-Signale auf unterschiedliche Art und Weise. In Kapitel 7.1 wurde der ionosphärische<br />

Einfluss auf GPS-Signale einführend beschrieben. In diesem Unterkapitel werden weitere Effekte erläutert, die durch<br />

die Wechselwirkung zwischen GPS-Signal und Ausbreitungsmedium resultieren.<br />

7-7 Szintillation: Flimmern durch Luftanomalien in der Atmosphäre (Größe: wenige Meter bis einige Kilometer)<br />

7-8 Störungen des Erdmagnetfeldes, Dauer: Stunden bis Tage, geringe Korrelation mit dem Sonnenzyklus

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