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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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48 5. Stations- und satellitenspezifische Einflussfaktoren<br />

(ROTHACHER UND SCHMID 2002) festgelegt. Dieses am weitesten verbreitete Kalibrierungsverfahren wird unter der<br />

Annahme durchgeführt, dass auf Grund eines geringen Punktabstands (1 ... 100 m) alle Fehlerquellen mit Ausnahme<br />

des zu schätzenden Antennenmodells verschwindend klein sind, hinreichend gut modelliert werden können oder auf<br />

Grund von langen Beobachtungszeiten stark reduziert werden. Die Bestimmung des mittleren dreidimensionalen<br />

Offsets wird vor der Festlegung der Phasenzentrumsvariationen optimiert für einen gewählten minimalen Elevationswinkel<br />

durchgeführt.<br />

Der Fachliteratur sind verschiedene Verfahren zur Ableitung von relativen Kalibrierungswerten zu entnehmen, bei<br />

denen entweder die Basislinienendpunkte (i.d.R. Pfeiler) exakt bekannt sein müssen oder mittels Antennentausch bestimmt<br />

werden können. Durch die Rotation beider Antennen wird die genaue Kenntnis des Raumvektors zwischen<br />

Referenz- und zu kalibrierender Antenne obsolet. Eine Veränderung an der Referenzantenne sollte jedoch vermieden<br />

werden (WANNINGER 2002). Das Drehen bspw. um 180° der zu kalibrierenden Antenne ist auf Grund des sog. Nordlochs<br />

5-9 Grundvoraussetzung für die Schätzung von absoluten horizontalen, auf Koordinatenbasis ermittelten Phasenzentrumsfehlern,<br />

welche als Offsetwerte interpretiert werden können. Ein solches Vorgehen ist für die Verwendung der<br />

ermittelten Korrekturmodelle an von der Kalibrierörtlichkeit abweichenden Aufstellungen notwendig. In diesem Zusammenhang<br />

muss jedoch beachtet werden, dass die ermittelten Korrekturwerte streng genommen nur für die Kalibrierörtlichkeit<br />

(z.B. geographische Lage, Satellitenkonstellation, Antennennahfeld) Gültigkeit besitzen.<br />

I.d.R. wird bei relativen Kalibrierverfahren auf das prinzipiell mögliche Schätzen von relativen azimutabhängigen<br />

Phasenzentrumsvariationen verzichtet, obwohl GPS-Antennen mit teilweise großen azimutalen Abhängigkeiten bekannt<br />

sind (ROTHACHER ET AL. 1996), da elevationsabhängige Phasenzentrumsvariationen dominieren (SCHMITZ ET AL. 2003).<br />

Die ermittelten Offsets von Einzelkalibrierungen können zur Aufdeckung von Ausreißern innerhalb einer Baureihe<br />

verwendet werden. WANNINGER (2001) bzw. SCHULTE (2001) beschreiben Entwicklungen, um dieses Verfahren durch<br />

motorisiertes Drehen der zu kalibrierenden Antennen zu beschleunigen und qualitativ zu verbessern. Ein wohldefiniertes<br />

Kippen würde das Schätzen von absoluten Höhenoffsets ermöglichen, allerdings ist dies i.Allg. nicht mit der<br />

notwendigen mechanischen Präzision und Zuverlässigkeit möglich.<br />

Mittels relativer Kalibrierverfahren sind somit absolute (relative) horizontale (vertikale) Offsets und relative i.d.R.<br />

lediglich elevationsabhängige Variationen des Phasenzentrums schätzbar.<br />

Von verschiedenen Institutionen werden permanente Antennenkalibrierfelder betrieben bzw. wurden umfangreiche<br />

Feldkalibrierungskampagnen durchgeführt (z.B. MADER (1999), ROTHACHER (1999a), KANIUTH (1999a), WANNINGER<br />

UND BÖHME (1999), ROTHACHER ET AL. (1996), BREUER ET AL. (1995)). Das teilweise leicht modifiziert angewandte<br />

Verfahren basiert auf Einfach- oder Doppeldifferenzen. Durch die Analyse der auftretenden Residuen können, nachdem<br />

mittlere Offsets bestimmt wurden, mittels Polygon- 5-10 oder Polynomansätzen 5-11 (stückweise lineare Funktionen,<br />

kubische Splines) oder Kugelflächenfunktionen 5-12 (elevationsabhängig: Grad 8-10, Ordnung 0; elevationsabhängige<br />

und azimutale Variationen: Grad 8-10, Ordnung 5) Phasenzentrumsvariationen ausreichend genau geschätzt werden.<br />

ROTHACHER ET AL. (1995) sind weiterführende Angaben zur hierbei angewandten Auswertestrategie zu entnehmen.<br />

Die Nachteile der relativen Antennenkorrekturmodelle liegen v.a. in der Abhängigkeit der ermittelten Ergebnisse von<br />

der verwendeten Referenzantenne und der Örtlichkeit. Abschattungen z.B. durch umliegende Gebäude oder Bewuchs<br />

sollten bei der Ermittlung von repräsentativen Kalibrierungswerten ebenso ausgeschlossen werden wie die Signalbeeinträchtigung<br />

bspw. durch Störsender. Mehrwegeeffekte können sowohl an der Referenzantenne als auch an der zu<br />

kalibrierenden Antenne nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Weiterhin ist die Qualität (z.B. Signal-Rausch-Verhältnis)<br />

horizontnaher GPS-Beobachtungen im Vergleich zu den übrigen empfangenen GPS-Signalen minderwertig.<br />

Zur Detektion möglicher Restfehler, die auf Mehrwegeeffekte zurückzuführen sind, bieten sich alternative, kontrollierende<br />

Kalibrierungen an anderen Örtlichkeiten an. Trotz der o.g. Einschränkungen hat das Verfahren der relativen<br />

Antennenkalibrierung in der gängigen geodätischen Praxis u.a. aus Gründen der Wirtschaftlichkeit Einzug gehalten. Die<br />

am häufigsten verwendeten relativen Antennenkorrekturmodelle werden hierbei durch den IGS zur Verfügung gestellt<br />

bzw. am NGS ermittelt.<br />

Im Rahmen der NGS-Kalibrierung werden die mittleren Offsets mittels Doppeldifferenzen, die Phasenzentrumsvariationen<br />

hingegen auf Basis von Einfachdifferenzen geschätzt. Da bei der Verwendung von Einfachdifferenzen Uhrunterschiede<br />

zwischen den beiden Empfängern bestehen können, wird eine externe Frequenzreferenz (Rubidiumoszillator)<br />

verwendet. Dabei werden auf einer exakt in Nord-Süd-Richtung verlaufenden ca. 5 m langen Pfeilerbasislinie<br />

(Beobachtungsdauer: 24 h, Pfeilerhöhe: 1.8 m) die mittleren Offsets sowie die elevationsabhängigen Phasen-<br />

5-9<br />

Bereich mittlerer nördlicher Breite, in dem auf Grund der Satellitenbahngeometrie keine GPS-Signale empfangen werden.<br />

5-10<br />

z.B. ROTHACHER ET AL. (1995) oder KANIUTH ET AL. (1998)<br />

5-11<br />

z.B. BREUER ET AL. (1995)<br />

5-12<br />

z.B. ROTHACHER ET AL. (1995), WÜBBENA ET AL. (1997) oder MENGE (2003)

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