PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
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5.4 Beeinflussung der Signalqualität durch stationsspezifische Einflussfaktoren 59<br />
• stationsspezifische Einflüsse,<br />
• Störsignale und<br />
• Empfangseinheit<br />
beeinflusst. Klammert man Störsignale aus, so kann als Faustregel angenommen werden, dass die Signalstärke mit<br />
zunehmender Zenitdistanz abnimmt, da atmosphärische und stationsspezifische Einflüsse zunehmen. Auf Grund der<br />
speziellen Charakteristik der GPS-Sendeantennen kann die Signalstärke ab E = 65° leicht abnehmen (BUTSCH UND<br />
KIPKA 2004). Ein weiterer wichtiger, die Signalqualität limitierender Einflussfaktor besteht durch Störsignale. Je nach<br />
Dauer, Intensität und Abstand der Frequenz des Störsignals zu den GPS-Frequenzen wurden Auswirkungen auf die<br />
Genauigkeit des Positionsfehlers bis in den Meterbereich festgestellt. Teilweise können diese Störungen auch zum vollständigen<br />
Signalabriss führen. Neben diesen Einflussfaktoren kommt dem verwendeten Instrumentarium eine wichtige<br />
Rolle zu. KOLB (1999), BRAUN UND ROCKEN (1995) oder BRUNNER UND TREGONING (1994a) zeigen bspw. mit Zero-<br />
Baseline-Untersuchungen auf, dass unterschiedliche GPS-Ausrüstungen signifikant unterschiedliche Empfangscharakteristika<br />
v.a. in niedrigen Elevationen aufweisen können.<br />
Für die im Rahmen der SCAR-Kampagnen hauptsächlich verwendeten GPS-Empfänger (Trimble 4000 SSE sowie SSi)<br />
beschreibt BUTSCH (1997) ausführliche Labor- und Felduntersuchungen zur Abschätzung des Einflusses von Störsignalen<br />
auf die Empfangsleistung. BONA UND TIBERIUS (2000) weisen für Trägerphasenbeobachtungen aufgezeichnet<br />
mittels 4000SSi-Empfängern ein Grundrauschen nach, welches, da die innere Messgenauigkeit besser als 0.1% der<br />
zugehörigen Wellenlänge ist, im Submillimeterbereich liegt. Werden Beobachtungen in niedrigen Elevationen erfasst,<br />
so resultiert auf Grund des Receiver/Antennen-Designs teilweise ein schlechtes S/NR der L2-Trägerwelle. Für Basislinien,<br />
die länger als 100 km sind, ist der Einfluss des Receiver-Noise i.d.R. geringer als der atmosphärische Restfehler<br />
(ZHANG 1999b).<br />
Ein Problem bei der Analyse von Signal-Rausch-Verhältnissen besteht darin, dass die Gerätehersteller das S/NR nicht<br />
standardisiert, herstellerunabhängig, wohl definiert und normiert zur Verfügung stellen. Im Folgenden soll beispielhaft<br />
auf das S/NR von SSi-Empfängern der Firma Trimble eingegangen werden. GPS-Empfänger dieser Serie stellen<br />
normierte Maßzahlen für die Signalstärke zur Verfügung. Diese Maßzahlen entsprechen Messungen, die innerhalb einer<br />
Bandbreite von 1 kHz durchgeführt wurden und werden in sog. AMU 5-16 -Werten angegeben. Die Umrechnung von<br />
AMU-Werten in S/NR-Werte erfolgt nach COLLINS UND STEWART (1999) mittels<br />
S/NR [dB @ 1 kHz] = 20lg(S/NC [AMU]) – 3 [dB]. (5-10)<br />
Um die gewöhnlich verwendeten, um 30 dB erhöhten und mit Empfängern anderer Hersteller besser vergleichbaren<br />
C/N0-Werte (Carrier to Zero Noise) zu erhalten, geben COLLINS UND STEWART (1999) die Gleichung<br />
an.<br />
C/N0 [dB @ 1 Hz] = 27 + 20lg(S/NC [AMU]) (5-11)<br />
5.4.2 Gewichtung von GPS-Beobachtungen<br />
Die Beurteilung der Signalqualität mittels S/NR-Werten steht in enger Verbindung mit den sog. Gewichtsfunktionen fPP<br />
von GPS-Auswerteprogrammen. Gewichtsfunktionen werden zur Skalierung des Einflusses von undifferenzierten GPS-<br />
Beobachtungen verwendet. Qualitativ gute Beobachtungen werden hohe Gewichte zugeordnet, wohingegen Beobachtungen,<br />
die eine schlechte Qualität aufweisen, geringe Gewichte erhalten. Im Rahmen von GPS-Auswertungen werden<br />
den originären Beobachtungen somit a priori Genauigkeiten zugewiesen, woraus bspw. Genauigkeiten für Linearkombinationen<br />
oder Differenzen abgeleitet werden können. Die Besetzung der Varianz-Kovarianz-Matrix ist ebenfalls<br />
hiervon abhängig.<br />
Wird davon ausgegangen, dass auf Grund des kurzen Weges durch die Erdatmosphäre und bei fehlenden Hindernissen<br />
in Nähe des lokalen Zenits Beobachtungen erfasst werden, die eine gute Qualität besitzen, so sollten diese Messungen<br />
die höchsten Gewichte bzw. die niedrigsten Genauigkeiten erhalten. Schlechtere Beobachtungen sollten geringere Gewichte<br />
aufweisen, um ihren Einfluss zu minimieren. Somit ist eine Gleichgewichtung aller Beobachtungen mit<br />
fPP = 1 (5-12)<br />
nicht zweckmäßig. Besser geeignet sind Gewichtsfunktionen in Abhängigkeit von der Signalrichtung. Dazu werden<br />
i.d.R. rotationssymmetrische Ansätze genutzt, die eine Berechnung der Gewichte bzw. der Genauigkeiten in Abhängigkeit<br />
von der Elevation E bzw. von der Zenitdistanz z ermöglichen. Eine häufig verwendet Funktion ist mit<br />
fσσ = sin -2 E = cos -2 z (5-13)<br />
5-16 Teilweise als Arbitrary Manufactorer Units bezeichnet.