PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
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8.7 Erweiterte neutrosphärische Modellbildung 189<br />
Horizontale Neutrosphärengradienten wurden erstmalig von GARDNER (1976), GARDNER (1977) und IYER UND BUFTON<br />
(1977) erwähnt, um später bspw. von DAVIS ET AL. (1993) und MACMILLAN (1995) erneut aufgegriffen zu werden.<br />
Wird der bspw. mit Gleichung (8-168) gegebene funktionale Zusammenhang als isotroper Teil der neutrosphärischen<br />
Modellbildung aufgefasst (tiefgestellter Index: ISO), so ergibt sich die vollständige neutrosphärische Modellbildung zu<br />
∆NEU ( z,<br />
α ) = ∆NEU<br />
, ISO ( z)<br />
+ ∆NEU<br />
, ASYM ( z,<br />
α ) . (8-171)<br />
Dabei ist der durch die horizontalen Gradienten modellierte asymmetrische Teil der neutrosphärischen Modellbildung<br />
(tiefgestellter Index: ASYM) sowohl von der Zenitdistanz als auch vom Azimut abhängig und wird additiv ergänzt.<br />
Zur Berechnung dieser Modellverbesserung wird i.d.R. auf den neutrosphärischen Zenit Z ~ übergegangen. Für auf den<br />
neutrosphärischen Zenit Z ~ bezogene Zenitdistanzen z ~ gilt allgemein<br />
~ z = z + δz = z + ∆ cosα<br />
+ ∆ sinα<br />
. (8-172)<br />
NEU , ASYM , NS<br />
NEU , ASYM , OW<br />
Der kleine Winkel δz entspricht der Verkippung des lokalen Zenits und somit der Verkippung der elevationsabhängigen<br />
Mapping-Funktionen. Typische Größenordnungen für δz bewegen sich im Bereich von ca. 40 ‘‘ , was für E = 3° einer<br />
zusätzlichen Laufzeit von 15 cm entspricht. Der neutrosphärische Zenit ist, vergleichend zu den resultierenden<br />
Gradienten, in die entgegengesetzte Richtung gekippt.<br />
Aus Gleichung (8-171) folgt unter Verwendung des neutrosphärischen Zenits approximativ<br />
∆ ~ z , α ≈ ∆ z,<br />
α ≈ f<br />
Zenit<br />
z − δz<br />
cosψ<br />
∆ ~ z . (8-173)<br />
NEU<br />
( ) ( ) ( ) ( )<br />
NEU<br />
MF<br />
NEU<br />
Dabei entspricht ψ dem Winkel zwischen dem in Richtung des Satelliten verlaufenden GPS-Signal und der Projektion<br />
von z ~ in die Äquatorebene des lokalen topozentrischen Systems. Setzt man voraus, dass δz nur kleine Werte annehmen<br />
kann, so wird<br />
f MF ( )<br />
( z)<br />
Zenit<br />
∆NEU<br />
, ASYM z ≈ − ( δz cosψ<br />
) ∆NEU<br />
( z)<br />
(8-174)<br />
∂z<br />
erhalten. Die asymmetrische Schätzung wird somit nach einer Taylorreihenentwicklung (Entwicklung bis zur 1.<br />
Ordnung) erhalten. Dieser Ansatz trägt der Annahme Rechnung, dass der gesamte Einfluss der Neutrosphäre minimal<br />
wird, falls die Richtung, unter der das Signal empfangen wird, identisch mit der Normalen der gekippten Neutrosphäre<br />
ist.<br />
Setzt man die Standard-Mapping-Funktion 1/cos(z) an, so ergibt sich<br />
f MF ( z)<br />
tan z<br />
=<br />
(8-175)<br />
∂z<br />
cos z<br />
für die Mapping-Funktion des asymmetrischen Anteils. Die wichtigsten Lösungsansätze sind durch DAVIS ET AL.<br />
(1993), MACMILLAN (1995), CHEN UND HERRING (1997) und BAR-SEVER ET AL. (1998) gegeben. Bspw. CHEN UND<br />
HERRING (1997) geben<br />
1<br />
f MF, ASYM ( z ) =<br />
(8-176)<br />
cos z cot z + 0.<br />
0032<br />
an, während BAR-SEVER ET AL. (1998)<br />
f MF, ASYM ( z) = f MF, ISO ( z)<br />
tan z<br />
(8-177)<br />
favorisieren. Somit kann prinzipiell jedes Gradientenmodell verwendet werden, so lange die partielle Ableitung nach z<br />
existiert und bekannt ist. Im Rahmen der GPS-Auswertung unter Verwendung der Berner GPS-Software wird zur<br />
Schätzung von horizontalen neutrosphärischen Gradienten die verwendete Mapping-Funktion der Prädiktionsmodellverbesserung<br />
mit ihrer Ableitung nach der Zenitdistanz multipliziert, wodurch der Quotient fMF(z)/∂z erhalten wird.<br />
Diese Modellerweiterung erfolgt zeitabhängig. Für vorgegebene Zeitintervalle von 90 min bis 24 h werden diese Zusatzparameter<br />
konstant angesetzt, woraus sich stückweise lineare Funktionen ergeben. Hierbei ist im Rahmen der Modellbildung<br />
zwischen deterministischen und stochastischen Ansätzen zu unterscheiden. BAR-SEVER ET AL. (1998) gibt den<br />
robusteren deterministischen Ansätzen den Vorzug. Der Betrag der horizontalen Gradienten nimmt dabei für kurze<br />
Gültigkeitszeitspannen zu (JARLEMARK ET AL. 1998).<br />
Ebenso wie bei den oben beschriebenen stationsspezifischen Neutrosphärenparametern kann hierbei durch stochastische<br />
Vorinformation Einfluss auf die Auswerteergebnisse genommen werden. Als maximalen Tagesgang für diese Art der<br />
Modellierung sind der Fachliteratur, z.B. HAAS ET AL. (2000), Beträge von ca. 4 mm zu entnehmen. In Analogie zu den<br />
stationsspezifischen Neutrosphärenparametern sind jedoch keine allgemeingültigen Aussagen möglich. In HAAS ET AL.<br />
(2000) werden stochastische Beträge zwischen 0.2 mm und 2.0 mm empfohlen.