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PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission

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6.1 Der Aufbau der Atmosphäre 75<br />

verschiedene ionisierte Schichten eingeteilt. Der Grad der Ionisierung hängt hauptsächlich von der Ultraviolett- und der<br />

Röntgenstrahlung der Sonne ab (KLOBUCHAR 1996). Die einzelnen Schichten der Ionosphäre werden durch die<br />

Elektronendichte, der Anzahl der Elektronen pro Volumeneinheit [m³], charakterisiert. Die höchste Elektronendichte<br />

(ca. 2·10 12 Elektronen pro m 3 ) wird in einer Höhe zwischen 250 km und 500 km beobachtet.<br />

Die Vorgänge in der Ionosphäre werden wesentlich durch die leichten, freien Elektronen bestimmt, welche um die<br />

schweren Ionen oszillieren und sich spiralförmig im Erdmagnetfeld bewegen. Der Zustand der Ionosphäre kann stark<br />

durch die geomagnetische Aktivität und die Sonnenfleckenzahl beschrieben werden (KLOBUCHAR 1996). Auf Grund der<br />

unterschiedlichen Strahlungseinwirkung der Sonne variiert die Elektronendichte nicht nur mit der Tageszeit, sondern ist<br />

auch jahreszeitlichen Änderungen unterworfen. Darüber hinaus ist der Elektronengehalt von der geomagnetischen<br />

Breite abhängig. So ist in Äquatorregionen ein Maximum des Elektronengehalts anzutreffen, während in Polarregionen<br />

der Elektronengehalt eher gering und oftmals inhomogen verteilt ist.<br />

Auf Grund der Bedeutung dieses atmosphärischen Einflussfaktors wird die Ionosphäre, nachdem in Kapitel 6.2 die<br />

Grundlagen zur Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen beschrieben wurden, in Kapitel 7 ausführlich behandelt.<br />

6.1.2 Die Neutrosphäre<br />

Im Gegensatz zur Ionosphäre enthält die Neutrosphäre so gut wie keine freien Elektronen oder Ionen, somit setzt sich<br />

die Neutrosphäre im Wesentlichen aus elektrisch nicht geladenen Molekülen und Atomen zusammen, die ca. 80% der<br />

Masse der Erdatmosphäre ausmachen (WALLACE UND HOBBS 1977). Die Neutrosphäre besteht aus rund einem Dutzend<br />

verschiedener, auf Grund der Erdnähe gut durchmischter Gase. Der Einfluss dieser Gase auf elektromagnetische Wellen<br />

des L-Bandes ist im Wesentlichen gleich, so dass es im Rahmen der GPS-Modellbildung ausreicht, die Neutrosphäre<br />

durch ein Modell, welches hinsichtlich Wasser, Kohlendioxid und den restlichen Bestandteilen unterscheidet, zu<br />

approximieren. Das atmosphärische Wasser kann dabei, wie oben angeführt, bspw. in Form von Eiskristallen, Wassertropfen<br />

und Wasserdampf auftreten. Der im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit wichtige Wasserdampf ist ein<br />

sog. Treibhausgas und im Kontext der Klimaforschung mit globaler Erwärmung nahezu untrennbar als Grund ebenso<br />

wie als Symptom verbunden. Wasserdampf ist auf Grund seiner räumlichen und zeitlichen Variabilität schwierig<br />

modellierbar und stellt bei GPS-Auswertungen einen wichtigen Einflussfaktor dar, der bspw. über das Bermuda-<br />

Polygon im Speziellen mit der Höhenkomponente korreliert ist (Kapitel 4.2.3). Der Kohlendioxidgehalt ist schwierig zu<br />

bestimmen, deshalb wird er im Rahmen der GPS-Modellbildung i.d.R. als konstant angenommen und den trockenen<br />

Gasen zugeordnet, die im Rahmen der Modellbildung getrennt vom komplementären feuchten Anteil behandelt werden.<br />

Die trockene Komponente subsummiert somit alle Bestandteile mit Ausnahme des Wasserdampfes, der der feuchten<br />

Komponente zugeordnet wird. In Kapitel 8 wird ausführlich auf die neutrosphärische GPS-Modellbildung eingegangen.<br />

Die Troposphäre erreicht als erdnächste Schicht der Atmosphäre eine Höhe von ungefähr 8-10 km über den Polargebieten<br />

und eine Höhe von etwa 17 km über dem Äquator. Über den Polargebieten und in mittleren Breiten variiert die<br />

Troposphärenhöhe in Abhängigkeit von den Jahreszeiten, während sie am Äquator gleich bleibt (SPILKER 1996a).<br />

Zu den die Neutrosphäre beschreibenden atmosphärischen Zustandsgrößen zählen<br />

• die Temperatur T, die in der Einheit Kelvin [K] bzw. Grad Celsius [° C] angegeben wird,<br />

• der atmosphärische Luftdruck p, gemessen in der Einheit Hektopascal [hPa] und<br />

• die relative Luftfeuchtigkeit rh [%].<br />

Der Gehalt der Luft an Wasserdampf charakterisiert die Luftfeuchtigkeit. Der Partialdruck des Wasserdampfs (Wasserdampfdruck)<br />

e [hPa] ergibt zusammen mit dem Partialdruck der trockenen Luft pd [hPa] den gesamten atmosphärischen<br />

Luftdruck. Die relative Luftfeuchte berechnet sich aus dem Quotienten von Wasserdampfdruck und Sättigungsdampfdruck.<br />

Hierauf wird in Kapitel 8 detailliert eingegangen. Das Gasgemisch aus trockener Luft und Wasserdampf wird als<br />

feuchte Luft bezeichnet.<br />

Der wichtige physikalische Parameter Temperatur nimmt bis in Höhe der Tropopause nahezu linear um etwa 5°-7° C<br />

pro Höhenkilometer ab. Dieser Temperaturgradient β variiert jedoch auf a priori unbekannte Art und Weise sehr stark<br />

mit der Zeit und mit dem Ort. Das die Erde umgebende Temperaturfeld ist v.a. abhängig von der einfallenden und<br />

reflektierten Sonnenenergie, von der Zeit, vom Wettergeschehen und in Erdnähe von der Bodenbedeckung. Dabei wird<br />

die Troposphäre v.a. von der Erde beeinflusst, während die Stratosphäre sowohl mit tiefer als auch mit höher gelegenen<br />

Luftschichten interagiert. Weiterhin spielen Schadstoffemission und Industrialisierungsgrad ein Rolle. I.Allg. kann erst<br />

ab einer Höhe von ca. 1-1.5 km von einer polytropen Atmosphäre ausgegangen werden, in welcher der Temperaturgradient<br />

somit gleichmäßig linear abnimmt (SPILKER 1996a). Als mittlerer Temperaturgradient wird i.Allg. ein Betrag<br />

von ca. 0.0065° C pro Höhenmeter angegeben (KRAUS 2001). Dadurch sinkt über den Polarregionen die Temperatur in<br />

Höhe der Tropopause auf etwa -50° C und über den Tropen auf etwa -80° C. Von der Tropopause bis in eine Höhe von

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