PDF-Download - Deutsche Geodätische Kommission
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7.3 Klassifikation und Quantifizierung ionosphärischer Aktivität 85<br />
vertikale Elektronendichte Ne(β,s) der Ionosphärenschicht wird durch eine Taylorreihenentwicklung mit maximalem<br />
Grad (nmax, mmax)<br />
n<br />
m<br />
max max<br />
∑∑<br />
n<br />
N ( β , s)<br />
= N ( β − β ) ( s − s )<br />
e<br />
n=<br />
0 m=<br />
0<br />
e,<br />
nm<br />
0<br />
mit Ne,nm ... unbekannte VTEC-Koeffizienten der Taylorreihe,<br />
β, s ... geozentrische Breite und Stundenwinkel (sun-fixed longitude)<br />
des Durchstoßpunktes<br />
β0, s0 ... Koordinaten des Entwicklungspunkts (Empfängerstandpunkt)<br />
0<br />
m<br />
(7-10)<br />
dargestellt (HUGENTOBLER ET AL. 2001b). Im Rahmen der in Kapitel 7.4 beschriebenen alternativen Nutzung von<br />
lokalen Ionosphärenmodellen wird mmax zu 2 und nmax zu 1 gewählt. Teilweise sind in der Fachliteratur alternativ zu<br />
Gleichung (7-10) Taylorreihenansätze in Abhängigkeit von der geographischen Breite zu finden. Im Rahmen der<br />
Bestimmung der Parameter Ne,nm wird i.Allg. basierend auf Doppeldifferenzen die geometriefreie Linearkombination L4<br />
genutzt. BEUTLER ET AL. (1988) empfehlen, für regionale GPS-Kampagnen alle Beobachtungsstationen zur Ermittlung<br />
dieses lokalen Modells zu verwenden. Solche lokalen Ionosphärenmodelle sind somit mit den auszuwertenden GPS-<br />
Beobachtungen stark korreliert.<br />
Neben der räumlichen Gültigkeit von Ionosphärenmodellen ist die zeitliche Auflösung ∆tION ein weiterer wichtiger<br />
Gesichtspunkt. ∆tION berechnet sich nach (SCHAER 1999) mittels<br />
⎛ sin∆z<br />
⎞<br />
2Arcsin⎜ ⎟<br />
⎜<br />
+ ∆λ0<br />
cosϕ<br />
⎟<br />
0<br />
∆t =<br />
⎝ ⎠<br />
ION<br />
2π<br />
mit ∆t ... zeitliche Auflösung, Einheit [d]<br />
ϕ0 ... mittlere geographische Breite des Netzes,<br />
∆λ0 ... Ost-West-Ausdehnung des Netzes und<br />
∆z = z-z’ION .<br />
(7-11)<br />
Für das in Kapitel 7.4 untersuchte Netz der Antarktischen Halbinsel (ϕ0 = 65° s.Br., ∆λ0 = 15°) ergeben sich für ∆tION<br />
bei variabler hION (350-500 km), die jedoch auf Grund von Gleichung (7-7) eine untergeordnete Rolle spielt, in Abhängigkeit<br />
von den Zenitwinkeln z (85°, 80° bzw. 75°) Werte von 5.7 h, 4.6 h bzw. 3.8 h. Werden kürzere Beobachtungszeiten<br />
zur Schätzung der unbekannten VTEC-Parameter verwendet, so können daraus nach BOSY ET AL. (2003)<br />
große Fehler bei der Bestimmung des ionosphärischen Verhaltens resultieren. Je länger die zeitliche Gültigkeit eines<br />
Ionosphärenmodells ist, umso weniger kann jedoch zeitlich schnell ablaufenden Prozessen Rechnung getragen werden.<br />
Innerhalb des gewählten Zeitraums wird sowohl bei globalen als auch bei lokalen Ionosphärenmodellen angenommen,<br />
dass die Ionosphäre keinen Veränderungen unterliegt, somit sind durch die o.g. deterministischen Modelle kurzperiodische<br />
Variationen nicht berücksichtigt. Deshalb besteht die Forderung nach einer differenzierteren, satellitenabhängigen<br />
und individuellen Modellierung, um eine verbesserte räumliche und zeitliche Auflösung zu erhalten. Innerhalb<br />
der Berner GPS-Software wird diese Forderung im Rahmen der Mehrdeutigkeitslösung unter Verwendung der<br />
QIF-Strategie bspw. durch epochenweise und satellitenspezifisch geschätzte stochastische Ionosphärenparameter erfüllt.<br />
Siehe hierzu Kapitel 4.2.4.2.<br />
7.3 Klassifikation und Quantifizierung ionosphärischer Aktivität<br />
Bevor in Kapitel 7.4 auf die ionosphärische Modellierung für den Bereich der Antarktischen Halbinsel detailliert eingegangen<br />
wird, erfolgt die Klassifikation der ionosphärischen Aktivität in Abhängigkeit von der Zeit (Kapitel 7.3.1)<br />
und vom Ort (Kapitel 7.3.2). Anschließend wird die gestörte Ionosphäre betrachtet. Abschließend wird der PC-Index<br />
erläutert, der eine Quantifizierung der ionosphärischen Aktivität für polare Gebiete prinzipiell ermöglicht.<br />
7.3.1 Zeitliche Variationen des Erdmagnetfeldes<br />
Die Aktivität innerhalb der Ionosphäre und somit der ionosphärische Einfluss auf die Ausbreitung elektromagnetischer<br />
Wellen variiert zeitabhängig. In diesem Unterkapitel sollen langwellige und kurzzeitliche Variationen der Ionosphäre<br />
beschrieben werden.<br />
Der Gleissberg-Zyklus beeinflusst in ca.80-jährigem Zyklus die Aktivität der Ionosphäre. Der Schwalbe- bzw. Sonnenfleckenzyklus<br />
beschreibt den in einem ca. 11-jährigen Zyklus veränderlichen Einfluss des Magnetfeldes der Sonne auf